Название | Fairview - Schleichender Tod |
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Автор произведения | Lars Hermanns |
Жанр | Языкознание |
Серия | FAIRVIEW |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783738098068 |
»Howdy! Cynthia, Sie sehen von Mal zu Mal schöner aus.« Mit diesen Worten glitt er graziös an Cynthia vorbei, was man aufgrund seiner Körperfülle kaum angenommen hätte. Unter dem rechten Arm sah William, dass er noch eine weitere Umhängetasche bei sich trug und ging ihm entgegen.
»Hallo, O.C.! Kann ich Ihnen was abnehmen?«
»Danke, William, es geht schon.« Er stellte die Einkaufstasche auf der Arbeitsplatte der Küche ab und legte die Umhängetasche auf Gordons Sessel vor dem Kamin. »Ich wollte nur mal schauen, wie es euch geht. Habt ihr den Schock von gestern einigermaßen verwunden?«
Cynthia, die von dem gestrigen Vorfall noch nichts wissen konnte, blickte erschrocken auf: »Was für ein Schock?«
William führte sie im Arm in Richtung Kaminzimmer und erklärte ihr, was sich gestern Abend an der Tankstelle in der Commerce Street ereignet hatte. Er erklärte ihr, was nun alles auf Juan zukäme und dass noch nicht ganz sicher sei, ob er es überhaupt schaffen würde. Noch sei er auf der Intensivstation, und allerlei Schläuche würden aus seinem Körper hinausführen.
»Oh Gott, das ist ja schrecklich!«
»Das ist unser Beruf …«
Währenddessen hatte O.C. seine Einkaufstasche geleert und ging den Inhalt nun mit Gordon durch. Seine Frau hatte wieder gebacken, diesmal jedoch Muffins, die sie in eine große Papiertüte gepackt hatte. Gordon half ihm beim Auspacken, während William noch immer Cynthia erklärte, dass Gewaltverbrechen durchaus zu dem Job eines Polizisten gehörten.
* * *
Einige Minuten später saßen die drei Männer auf der Veranda in den Schaukelstühlen und sprachen über dies und das. Cynthia stand in der Küche, um Sandwiches zu schmieren, und würde sich gleich dazu gesellen.
Diesen Moment wollte O.C. nutzen, um kurz das Gespräch auf berufliche Dinge zu lenken: »William, mein Freund, wie weit sind Sie schon mit der Suche nach einem neuen Mitarbeiter gekommen?«
Die Frage war William etwas peinlich, weil er sich zwar fest vorgenommen hatte, mit Deputy White in Kontakt zu treten, dies dann aber doch auf die lange Bank geschoben hatte. Daher antwortete er auch leicht verlegen: »Noch nicht sehr weit. Ich wollte Deputy White schon längstens angerufen haben, habe es aber immer wieder aufgeschoben.«
O.C. grinste nur breit in seinen Bart hinein.
Gordon wusste gar nicht, worum es überhaupt ging. Daher fragte er: »Was für ein neuer Mitarbeiter? Und wer ist Deputy White?«
William antwortete ihm: »Die Stadtführung hat mir einen weiteren Mitarbeiter bewilligt, und O.C. war letzte Woche so nett, mir einen potenziellen Kandidaten zu empfehlen.«
»Und?«, bohrte Gordon nach.
»Ich würde ihn wirklich sehr gern einstellen. Seine Akte ist vielversprechend, und O.C. hatte ihn mir extra empfohlen.«
»Worauf wartest du dann noch?«
William überlegt kurz, wie er es ausdrücken sollte: »Gordon, Michael Luther White ist ein Schwarzer.« Er trank einen Schluck Root Beer. »Du weißt, dass ich nichts gegen Schwarze habe. Doch in meiner Truppe ist ein Mann, der bereits arge Probleme mit Juan hat; nicht auszudenken, wie groß die Probleme werden könnten, wenn nun auch noch ein Farbiger zum Team dazu stößt.«
Gordon hob beide Augenbrauen, trank einen Schluck Wasser und blickte abwechseln erst O.C. und dann William an, ehe er antwortete: »Billy, dann solltest du deinen Mitarbeiter zurecht stoßen! Du hast in all den Jahren doch schon öfters mit Rassismus zu tun gehabt. Zeig deinem Team, dass du der Chief bist! Zur Not wirst du deinen Mitarbeiter eben zur Kooperation zwingen müssen … oder ihn schlicht und ergreifend vor die Tür setzen. Du bist sonst doch auch nicht so zimperlich, Junge!«
Damit hatte Gordon mal wieder ins Schwarze getroffen. O.C. saß nur ruhig da, nippte ab und zu an seinem Bier und freute sich innerlich, weil William gerade in eine Richtung gedrängt wurde, bei der er, O.C., jeden Moment einspringen konnte.
»Gordon, ich habe diesem Mann bereits am Tag meines Dienstantritts zweimal das Nasenbein gebrochen …«
O.C. brüllte auf vor Lachen: »Ich hatte es mir schon fast gedacht!«
»O.C.«, entgegnete William, »das ist nicht witzig …«
Zu Gordon gewandt fuhr er fort: »Ich habe den Mann beinah soweit, dass man halbwegs vernünftig mit ihm arbeiten kann. Und ich möchte einfach nicht, dass mein neuer Mitarbeiter gleich wieder um seine Versetzung bittet, nur weil ich einen rassistischen Hinterwäldler aus Alabama bei mir beschäftige, der bereits wegen Gewalt Schwarzen gegenüber seinen Posten verloren hatte und nach Georgia gezogen ist.«
»William, wenn sich dieser Mann von einem einzelnen Kollegen dermaßen einschüchtern ließe, wäre er es nicht wert, bei dir zu arbeiten. Denkst du, er würde sich einschüchtern lassen?«
William dachte noch nach, da ergriff O.C. das Wort: »Ganz ehrlich, ich denke eher, dass Deputy White mit Officer Collister den Boden wischen würde als umgekehrt. William, haben Sie denn nicht seine Vitae gelesen?«
William hatte sie im Büro überflogen, konnte sich jedoch nicht mehr an Einzelheiten erinnern. »Nicht im Details, O.C.«, antwortet er daher, ehe er noch eine Schluck Root Beer trank. »Ich habe sie nur grob überflogen.«
O.C. lachte wieder, nahm einen Schluck aus seiner Bierdose und sagte bloß: »Er hat früher Football bei den Atlanta Falcons gespielt.«
Daran konnte sich William wirklich nicht erinnern. Verflucht! Er hätte sich das Dossier gründlich durchlesen sollen. Doch seine Gedanken waren da noch um den Umzug und die Lieferung seines Hausstandes gekreist.
»Denken Sie, O.C., er wäre vielleicht interessiert?«
Cracker Barrel, Fairview, Georgia
Er konnte es noch immer nicht glauben. Sheriff Thomas aus Canton hatte sich mit ihm in Woodstock getroffen, um über einen zeitnahen Wechsel nach Fairview zum Police Department zu sprechen. Das würde bedeuten, dass er Abigail jeden Tag sehen könnte, und an den Wochenenden hätte er jeweils frei.
Michael Luther White hatte im Cracker Barrel von Fairview am Fenster Platz genommen und studierte die Karte. Er wusste ohnehin, was er bestellen würde. Doch er brauchte etwa, das ihn ein bisschen ablenkte, während seine Gedanken noch immer um das Gespräch mit Sheriff Thomas und der Aussicht auf eine Anstellung in Fairview kreisten. Also studierte er die Karte und malte sich dabei aus, was wohl seine Freundin dazu sagen würde, die gleich Mittagspause hätte.
Pünktlich um 14 Uhr erschien Abigail und setzte sich zu ihm. Sie hatte jetzt eine halbe Stunde Pause, und diese Zeit würde er nutzen, um sie über die Neuigkeiten des heutigen Tages ins Bild zu setzen.
»Abi, man hat mir einen neuen Job angeboten.«
Abigail wusste, dass sich Michael einst auf den Posten eines Deputies im Cherokee County beworben hatte. Hatte es nun vielleicht doch geklappt? »Wo? Und als was?«
Michael lehnte sich etwas nach vorn und griff nach Abigails Händen. Dann schaute er ihr in die Augen und sagte: »Hier, in Fairview! Es gibt wohl eine vakante Stelle beim Police Department.« Michael strahlte förmlich vor Glück.
»Wann hattest du denn dein Vorstellungsgespräch?«
Wieso mussten Frauen immer so direkt sein? »Ich hatte noch kein Gespräch. Doch Sheriff Thomas aus Canton denkt, ich hätte die Stelle so gut wie sicher.«
»Und ab wann?«
»Keine Ahnung. Er meinte, er würde heute mit dem Chief sprechen. Als er mich fragte, wie und wo er mich erreichen könne, sagte ich ihm, dass ich hier sein würde.« Er nahm sich wieder die Speisekarte und blickte hinein, als wüsste er nicht,