Die Pferdelords 02 - Die Kristallstadt der Zwerge. Michael Schenk

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Название Die Pferdelords 02 - Die Kristallstadt der Zwerge
Автор произведения Michael Schenk
Жанр Языкознание
Серия Die Pferdelords
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783750221420



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Tasmund beschattete seine Augen und sah zu dem Turm

      hinauf, der sich über das Hauptgebäude erhob und an dessen Spitze das

      Signalfeuer von Eternas vorbereitet war. Die Silhouette einer Wache mit dem

      wehenden Rosshaarschweif der Schwertmänner hob sich gegen das grelle

      Licht ab. »Und es sind die Orks, die ihnen diese Schwierigkeiten bereiten. Es

      müssen viele von ihnen sein, sonst würden die Zwerge nicht um Hilfe bitten.«

      »Ja. Sie scheinen ein ebenso stolzes Volk zu sein wie wir«, stimmte

      Larwyn zu, während sie unter der mittleren Wehrmauer hindurchschritten.

      »Es wird ihnen nicht leichtgefallen sein, andere um Hilfe zu ersuchen. Ich

      wollte, Garodem wäre hier, dann wäre mir leichter.« Sie seufzte leise. »Ich

      kann die Pferdelords nicht einfach nach Norden ins Ungewisse schicken. In

      den Jahren nach dem Ansturm der Orks haben wir uns von vielem erholt, und

      unsere Bevölkerung ist angewachsen, aber wir bringen kaum drei volle

      Beritte auf die Pferde, nicht wahr, guter Herr Tasmund?«

      Der Erste Schwertmann kratzte sich im Nacken und überlegte kurz. »Drei

      Beritte, nun, Hohe Dame, eigentlich sind es eher zwei. Viele der Männer sind

      jung und noch nicht voll ausgebildet, es fehlt ihnen an Erfahrung. Zudem ist

      gerade Erntezeit, und die Wolltierschur hat begonnen.«

      Larwyn blickte zum Haupttor hinüber. Durch die offen stehenden

      Doppelflügel hindurch konnte sie die Stadt erkennen. Es stimmte, es war die

      Zeit, in der die Ernte eingebracht und die Wolltiere geschoren werden mussten.

      Viel Arbeit für die Menschen der Hochmark. Jeder Mann, dem sie die Losung

      der Pferdelords gaben und der dem Treueid folgte, würde dabei fehlen.

      »Ihr habt recht, guter Herr Tasmund. Ich will auch nicht zu viel Unruhe in

      die Mark bringen, solange wir nicht wissen, was wirklich geschieht. Garodem

      wird bald aus der Stadt des Königs zurückkehren, und dann mag er

      entscheiden, was zu tun ist. Sollte die Bedrohung durch die Orks zu groß sein,

      wird die Zahl unserer Pferdelords nicht ausreichen, ihr zu begegnen. Wenn

      wir Hilfe aus den anderen Marken benötigen, müssen wir Boten entsenden

      oder das Signalfeuer entzünden. Doch das kann nur mein Gemahl

      entscheiden. Bis es so weit ist, müssen wir in Erfahrung bringen, was im

      Reich der Zwerge vor sich geht.«

      »Kormund und Dorkemunt wären dazu wohl geeignet. Sie sind erfahren

      und haben ein Gespür für den Feind.« Tasmund setzte sich auf den Rand des

      Brunnens vor dem Haupthaus. Die niedrige Einfassung in achteckiger

      Grundform war mit den Wildblumen der Hochmark bepflanzt. In der Mitte

      der Wasserfläche spie ein springendes Pferd aus weißem Stein seinen

      Wasserstrahl in das Becken. Der Schatten, den die große Steinstatue des

      ersten Königs der Pferdelords warf, berührte gerade erst den Rand des

      Brunnenbeckens. Es würde also noch dauern, bis die Sonne unterging und der

      Abend Abkühlung verschaffte. »Ich möchte sie nur ungern sofort wieder

      hinausschicken, aber wir haben nicht sehr viele Männer mit ihrer Erfahrung.«

      Larwyn setzte sich neben ihn, schöpfte eine Handvoll Wasser und betupfte

      damit ihren Nacken. »Dorkemunt ist nicht nur ein sehr erfahrener

      Pferdelord«, sagte sie leise und lächelte Tasmund an. »Er ist auch ein sehr

      kleiner Pferdelord.«

      Tasmund verstand, worauf sie hinauswollte. »Er würde sich recht

      unauffällig im Reich der Zwerge bewegen können.«

      »Richtig.« Larwyn lachte auf. »Er mag nicht so breite Schultern haben wie

      ein Zwerg, und ihm fehlt wohl auch der üppige Bartwuchs, doch dem könnte

      man abhelfen.«

      Tasmund straffte sich. »Hohe Dame Larwyn, ich schlage vor, dass

      Kormund und Dorkemunt aus den beiden großen Weilern einen Beritt

      zusammenstellen, mit dem sie nach Norden reiten, um die Lage zu erkunden.

      Hin zu diesem, äh, Sprung, den der Zwerg Balruk erwähnte.«

      »Hin zum Sprung des Flusses«, bekräftigte Larwyn, »und, wenn nötig,

      auch weiter. Wohl denn, guter Tasmund, geht und bringt mir Dorkemunt und

      Kormund. Und schickt noch einen verlässlichen Mann zu mir. Ich will, dass

      über all dies Schweigen herrscht. Eilen wir uns, denn wir wissen nicht, wie

      viel Zeit uns noch bleibt.«

      Kapitel 9

      Das kleine Tal zog sich in einem sanften Bogen durch das Gebirge. Seine

      Hänge waren nicht besonders steil, doch immer wieder lösten sich Steine und

      polterten hinab, wobei sie manchmal kleine Steinlawinen auslösten. Jedes

      Mal hob Nedeam misstrauisch den Kopf und spähte um sich, ob das Geräusch

      auf eine Gefahr hinwies. Er hatte seinen Bogen locker über den Sattelknauf

      gelegt und hielt einen Pfeil bereit, so wie jeder gute Herdenhüter seine Waffe

      bereithielt, wenn er seine Schutzbefohlenen bewachte. Der Fünfzehnjährige

      hatte an diesem Tag schon einige Male über seine Herde geflucht, denn sie

      verteilte sich über das gesamte Tal und suchte zwischen den Felsgruppen und

      am Rand des Wasserlochs nach dem zähen, aber nahrhaften Gras der

      Hochmark.

      Fast hundert Wolltiere hatte Nedeam zu beaufsichtigen. Gestern waren es

      noch genau einhundert gewesen, aber am Morgen hatte er ein gerissenes

      Lamm gefunden. Der kleine Tierkadaver hatte am Rand des Tals in der Nähe

      einiger größerer Felsen gelegen, und Nedeam hatte ihn nur flüchtig

      untersuchen müssen, um die Todesursache bestimmen zu können. Es war

      einer Raubkralle zum Opfer gefallen.

      Eigentlich waren Raubkrallen typische Räuber der großen Ebenen, wo sie

      in ihren kleinen Rudeln jagten. Doch hin und wieder zogen sie auch in die

      Gebirge der Hochmark hinauf, obwohl das Nahrungsangebot hier nicht so

      reichhaltig war. Meist waren es denn auch ältere und schwache Tiere oder

      Einzelgänger, die ihr Rudel verloren hatten oder von ihm verstoßen worden

      waren.