Die Pferdelords 09 - Die Nachtläufer des Todes. Michael Schenk

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Название Die Pferdelords 09 - Die Nachtläufer des Todes
Автор произведения Michael Schenk
Жанр Языкознание
Серия Die Pferdelords
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783750222533



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gefolgt, in das Reich des Schwarzen Lords, obwohl er ihr dies untersagt hatte. Er mochte seinen Pferdelords befehlen können, doch Llaranya kümmerte das wenig.

      „Ich müsste einen der Beritte nehmen, die mit uns aus der Hochmark heraufgekommen sind“, überlegte Nedeam. „Es wäre nicht Recht, jene Männer nach Norden zu führen, die nun schon eine Jahreswende in der Nordfeste dienen.“ Er sah Sandfallom fragend an. „Reicht ein Beritt für die Streifen in die Öde aus?“

      Der Befehlshaber der Festung nickte.

      Nedeam rieb sich nachdenklich das Kinn. „Ich bin der Erste Schwertmann der Hochmark und führe das Banner der Hohen Dame Larwyn. Ich kann nicht ohne ihre Zustimmung handeln, aber ich bin mir sicher, dass sie ihre Einwilligung geben wird. Sagt, Freund Sandfallom, kann ich ihr über die Signalstationen eine Nachricht übermitteln?“

      „Jederzeit, mein Freund.“ Sandfallom lächelte. „Das Signalsystem ist längst verfeinert. Früher konnten wir nur wenige Zeichen übermitteln und haben ihnen eine feste Bedeutung zugeordnet. Nun, die Alnoer sind durchaus habgierig, aber keinesfalls dumm, wie ich zugebe. Sie haben eine Sprache aus kurzen und langen Blinkzeichen entwickelt, mit dem sich jedes beliebige Wort übermitteln lässt. Es ist noch hell genug, und die Antwort trifft vielleicht ein, bevor sich die Sonne neigt.“

      „Gut. Dann werde ich der Hohen Dame Larwyn die Situation schildern und ihr mitteilen, was ich beabsichtige. Sie wird nicht zögern.“

      Sandfallom zog an seinen Bartzöpfen. „Wahrhaftig, Nedeam, ich würde selbst eine Schar braver Axtschläger anführen. Es ist unser Blut, das vergossen wurde, und es behagt mir nicht, dass es durch die Schwerter und Lanzen der Pferdelords vergolten wird. Aber ich muss den Stolz der Zwerge hintanstellen.“

      „Ich weiß. So kraftvoll eure Beine auch sind, sie bleiben dennoch langsamer als die Läufe unserer Pferde.“

      „Bevor ihr Männer euch nun in gegenseitigem Lob und Treueversicherungen ergeht, sollten wir uns den praktischen Vorbereitungen zuwenden.“ Llaranya trat neben Sandfallom an die Karte. „Es ist ein weiter Weg ins Kaltland hinauf.“ Sie sah Nedeam an. „Du erinnerst dich noch an Merdoret?“

      „Welche Frage“, knurrte er. „Worauf willst du hinaus?“

      „Der Feldzug wurde im Winter durchgeführt.“

      „Falls du es noch nicht weißt, mein geliebtes elfisches Wesen, ich war dabei.“

      „War dir kalt?“

      „Gelegentlich.“ Nedeam strich sich über das Kinn. „Ich verstehe. Das Kaltland ist noch kälter, nicht wahr?“

      „Viel kälter. Es ist das Land des ewigen Eises.“

      Nedeam überlegte kurz und nickte dann. „Du hast Recht, darauf müssen wir uns vorbereiten. Wir brauchen warme Bekleidung und Schutz für unsere Pferde.“

      „Kannst du dich noch entsinnen, wie du den guten König Balruk von der grünen Kristallstadt Nal´t´rund kennenlerntest?“

      „Unvergessen.“ Der Erste Schwertmann der Hochmark seufzte leise. „Die Attacke Garodems, als wir um die letzte Zuflucht der Zwerge kämpften … Dorkemunt mit seiner Axt … Ein glorreicher Kampf und doch voller schmerzlicher Erinnerungen.“

      „Du hast mir von den damaligen Ereignissen erzählt“, bestätigte die Elfin. „Und auch von dem Grund, warum die Orks einst Nal´t´rund berannten.“ Sie lächelte Sandfallom an. „Sagt, Hoher Herr Sandfallom, gibt es in Nal´t´hanas Schwarzkristall?“

      „Selbstverständlich.“ Der Zwerg zupfte nachdenklich an seinen Bartzöpfen.

      „Ihr könnt ihn in kleine hauchfeine Plättchen schneiden? Gerade so, dass man noch ein wenig hindurch sehen kann?“

      „Welche Frage.“ Sandfallom klang ein wenig beleidigt. „Gebt uns Zwergen Stein oder Kristall, und wir zeigen euch, was sich daraus fertigen lässt.“

      „Schön, dann brauchen wir nur noch die passenden metallenen Rahmen“, sagte Llaranya zufrieden.

      Nedeam kratzte sich nachdenklich im Nacken.

      Seine Elfin hatte etwas ersonnen, und er hätte zu gerne gewusst, was es damit auf sich hatte.

      Kapitel 5

      Die Gruppe hatte die Stadt Ataraan vor vielen Tagen verlassen. Die dortige Nähe der heißen Quellen hatte die Luft stickig und schwül gemacht, doch die Männer waren das gewohnt. Sie marschierten auf den alten Pfaden, immer auf der Hut, denn der Dschungel Julinaashs war voller Leben, und einiges davon konnte sich rasch als tödlich erweisen.

      Sie näherten sich nun dem Fluss, und der mächtige Strom schickte ihnen einen Hauch kühler Luft entgegen. Einige zogen fröstelnd die Schultern zusammen. Die dicht stehenden Bäume und Schlingpflanzen begannen langsam zurückzuweichen. Die Männer ließen in ihrer Vorsicht nicht nach und spähten aufmerksam um sich. Vor allem in der Nähe des Flusses, der für viele Tiere die übliche Wasserstelle war, musste man mit Raubtieren rechnen. Normalerweise mieden diese Räuber die Nähe der Menschen, denn sie hatten gelernt, dass sie meist den Kürzeren zogen. Aber wenn ein Doppelkopf oder gar ein Schakral ausgehungert genug war, ging er auch ein hohes Risiko ein. Daher lauschten die Männer auf die Geräusche des Urwaldes. Die Schritte eines Doppelkopfes waren nicht zu hören, dazu war er zu geschickt, aber die Vögel reagierten auf seine Anwesenheit, und ihre Warnschreie würden den Menschen Zeit genug verschaffen, sich auf die Bestie vorzubereiten.

      Gelbat-Mann war zum ersten Mal auf dem Weg ins Land der Frauen, und seine Nervosität rührte sicher nicht nur von den Gefahren des Urwaldes her. Er umklammerte das kurze Schwert mit schweißnasser Hand, und seine Zunge leckte immer wieder über die vollen Lippen.

      Am Ufer des Flusses waren Gruppen der verschiedensten Tiere zu sehen, die vorsichtig tranken und ihre Aufmerksamkeit gleichermaßen auf den Dschungel und das Wasser richteten. Es gab Fische, die den Tieren als Nahrung dienten, und solche, die sich an den Tieren labten.

      „Bleibt dem Ufer fern“, sagte Herdur-Mann. Er war der Anführer der Gruppe, und die zahlreichen Narben an seinem Körper verrieten, dass er zu den erfahrensten Kriegern des Männervolkes gehörte. Er packte Gelbat-Mann am Arm und zog ihn weiter vom Ufer fort. „Bleib weg, sage ich. Die Tentakel eines Dorm können dich noch packen, wenn du drei Längen vom Wasser entfernt bist. Wir werden uns dem Fluss des Eten erst nähern, wenn wir an der Brücke sind.“

      Der Eten. Sie wussten, dass man den Fluss so nannte, doch wer ihm den Namen gegeben hatte und woher der mächtige Strom kam, bevor er ins Meer mündete, das konnte keiner der Männer sagen. Die Legenden nannten ihn den Eten, und die Legenden waren die Grundlagen des Lebens.

      Die Legenden und die Übereinkunft.

      Gelbat-Mann warf einen unruhigen Blick auf den Fluss und sah Herdur-Mann dann fragend an. „Wie ist es eigentlich so, Herdur-Mann? Mit den Frauen, meine ich?“

      Einige der Männer grinsten verständnisvoll. Herdur-Mann hingegen spuckte aus. „Wie es ist? Wie soll es schon sein? Du legst dich zwischen ihre Schenkel und gibst ihnen deinen Samen. Nach acht Monden gehen wir wieder in die Stadt der Frauen, und dann erfahren wir, wie viele Knaben sie empfangen haben.“

      Gelbat-Mann biss sich auf die Lippen. „Meinst du, sie geben uns immer alle Knaben?“

      „So lautet die Übereinkunft“, brummte der alte Krieger. „Sie behalten die Mädchen, und wir bekommen die Jungen.“

      „Alle?“

      „Was soll diese dumme Frage?“ Der Anführer wirkte nun ein wenig verärgert. Es mochte sein, dass ihn die Nähe zum Land der Frauen ein wenig gereizt und nervös machte, doch das galt sicher für alle Männer.

      Gelbat-Mann machte eine entschuldigende Gerste. „Nun, ich meine, einmal in jeder Jahreswende geben wir den Frauen unseren Samen. Die Frauen könnten doch ein paar Knaben dabehalten und warten, bis diese groß genug sind,