Die Pferdelords 03 - Die Barbaren des Dünenlandes. Michael Schenk

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Название Die Pferdelords 03 - Die Barbaren des Dünenlandes
Автор произведения Michael Schenk
Жанр Языкознание
Серия Die Pferdelords
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783750221437



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ohne

      herabzustürzen.

      Davor saßen die erfahrensten Krieger des Clans und blickten den

      Eintretenden ausdruckslos entgegen. Aber Heglen-Tur achtete nicht auf die

      Kämpfer. Sein Blick galt einzig der imposanten Gestalt in der Mitte des

      Schädelhauses: Heldar-Turiko, dem Oberhaupt des Nagerclans, der eine

      lebende Legende des Sandvolkes war.

      Als einziger Krieger trug der Turiko einen Helm auf seinem Kopf. Er war

      hoch, mit einem golden schimmernden Kamm und einer fein gearbeiteten

      Figur am Stirnschutz. Einst hatte er einem Elfen gehört, der jedoch schon

      lange keine Verwendung mehr für einen Kopfschutz hatte. Heldar-Turiko

      hatte Helm und Schädel in einem bemerkenswerten Kampf erfochten.

      Niemand würde es wagen, den Mut des Turiko anzuzweifeln, und so konnte

      er den Kopfschutz als Zeichen seiner Würde tragen.

      Doch nicht nur der Mut Heldar-Turikos war bemerkenswert. Auch sein

      Haar war es. Die Menschen des Sandvolkes hatten für gewöhnlich schwarze

      Haare, doch die des Turiko schimmerten in der Farbe der Sonne, so wie es bei

      vielen Menschen des Pferdevolkes vorkam. Damals, als das Reitervolk

      besiegt worden war, hatte man einige ihrer Weiber genommen, denn die

      eigenen Verluste waren hoch gewesen, und man brauchte neue Krieger.

      Einige der aus diesen Verbindungen hervorgegangenen Kinder waren ebenso

      blond gewesen wie der Turiko, doch im Laufe von Generationen waren die

      Sonnenhaare immer seltener geworden. Es hieß, der Turiko sei der einzige

      Mann des Sandvolkes, der noch das Sonnenhaar besaß.

      »Tritt vor, Heglen-Tur«, sagte der Clanchef. Seine Stimme war leise, und

      doch schien sie das Schädelhaus auf seltsame Weise zu erfüllen.

      Bimar-Turik stieß den Jungmann auffordernd an. »Geh schon und zeige

      deinen Respekt!«

      Heglen-Tur trat rasch vor, näherte sich dem Clanchef und sank dann auf

      die Knie. Respektvoll neigte er sich vor und bot dem Turiko den

      ungeschützten Nacken dar. »Meine Trophäe gehört dem Turiko im Zeichen

      des Nagers«, sagte er heiser und bemühte sich, seiner Stimme einen festen

      Klang zu geben.

      Heldar-Turiko nahm seine Schädelkeule und legte sie symbolisch in den

      Nacken des Fünfzehnjährigen. »Dein Schädel sei dir erhalten, damit du dem

      Clan Ehre machst und viele Schädel in sein Haus bringst.«

      Die Keule hob sich wieder aus Heglen-Turs Nacken, und er richtete sich

      langsam auf, ohne jedoch den Blick vom Boden zu nehmen.

      Heldar-Turiko sah nacheinander die Männer an, die um ihn herumsaßen.

      »Ein Jungmann will zum Krieger werden und seinen ersten Schädel lösen. Es

      ist wohl an der Zeit, ihm diese Ehre zuteil werden zu lassen. Doch zuvor

      brauchen wir den Beweis, dass er ihrer würdig ist.«

      Der Clanchef richtete den Blick auf Heglen-Tur. »Willst du Ehre erlangen,

      musst du auch Ehre erweisen, Heglen-Tur. Bist du bereit dazu?«

      »Meine Trophäe gehört dem Turiko im Zeichen des Nagers«, wiederholte

      Heglen-Tur ehrerbietig.

      Der Clanchef schmunzelte leicht. »Ich frage nicht nach deinem Schädel,

      sondern nach dem, was du darin hast.«

      Einige der Krieger lachten auf, und Heglen errötete. Der Turiko bemerkte

      die Verlegenheit des Jungmannes und nickte verständnisvoll. »Bevor du den

      Schädel eines Lebenden als Trophäe nimmst, musst du denen Ehre erweisen,

      deren Schädel wir einst lösten.«

      Heglen-Tur begriff. Der Clanchef meinte damit die »Tote Wache«.

      »So kämpften Ross und Mann des Pferdevolkes, bis der letzte Schädel

      gelöst war«, zitierte der Turiko mit leiser Stimme. »Und sie gereichten dem

      Volk der Pferde zur Ehre und auch dem Volk des Sandes. So wird es

      besungen.«

      »So wird es besungen«, echoten die Anwesenden.

      Heldar-Turiko richtete Heglen-Tur an den Schultern auf. »Einen Zehntag

      lang wirst du der Wache des Pferdevolkes die Ehre erweisen. Einen Zehntag

      lang wirst du nichts essen und nur den Saft der Stachelpflanze zu dir nehmen.

      Einen Zehntag lang wirst du deine Kraft der Ehre der Toten widmen. Dann,

      Heglen-Tur, wirst du zu den Nagern zurückkehren. Und danach wirst du die

      Krieger des Clans auf deinem ersten Streifzug begleiten. Nun geh, Heglen-

      Tur, und erfülle die Pflicht der Ehre. Mögen dir künftig reichlich Schädel

      beschieden sein. So sei es besungen.«

      »So sei es besungen«, murmelten die Versammelten.

      Heglen-Tur erhob sich unsicher. Es hatte geklungen, als sei er nun

      entlassen, und dies bestätigte sich, als der narbige Bimar-Turik ihn am Arm

      packte und aus dem Schädelhaus hinauszog.

      »Einen Zehntag lang, Heglen-Tur«, brummte der alte Krieger. »Und

      trödele nicht bei den Weibern herum. Du wirst sie früh genug besteigen

      können.« Das Gesicht des Kriegers verzog sich auf grässliche Weise und

      Heglen-Tur begriff, dass der Turik lächelte. »Glaube mir, Heglen-Tur, du

      wirst bald merken, dass dies mehr Arbeit bedeutet, als zu leisten dir möglich

      erscheint. Doch nun geh. Halte dich nicht bei den Zelten auf. Was du

      brauchst, trägst du am Leibe. Hier, nimm dieses Bündel. Auch das wirst du

      benötigen. Geh nun und erfülle die Pflicht der Ehre.«

      Heglen-Tur nickte und nahm von dem alten Krieger ein fest geschlossenes

      Bündel entgegen, dann wandte er sich um und sprang mit einem Satz von der

      Plattform des Schädelhauses auf den Sand hinunter.

      »Bist du verrückt?«, schrie Bimar-Turik wütend auf. »Willst du einen

      Sandwurm herbeirufen?«

      Heglen-Tur errötete erneut und bot schuldbewusst seinen Nacken dar. Der

      alte Krieger nahm die Entschuldigung mit einem verächtlichen Schnauben an

      und wandte sich wieder der Hütte zu. Der Fünfzehnjährige