Miss Claires sinnliche Versuchung. Patricia Sveden

Читать онлайн.
Название Miss Claires sinnliche Versuchung
Автор произведения Patricia Sveden
Жанр Языкознание
Серия RomanTik
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783752926842



Скачать книгу

Gelegenheit, irgendwie selbst zu den Pferdeställen zu gelangen. Wie konnte sie ihre Mutter davon überzeugen?

      „Äh, Mama? Ich habe ja meine Stute Wendy nun schon sehr lange nicht gesehen. Ich würde mich vor dem Ausritt sehr gerne selbst davon überzeugen, dass es ihr auch gut geht und in ihrem Stall alles in Ordnung ist. Ich würde sie gerne selbst striegeln und putzen. Ich weiß, das macht alles unser Personal und das sicher ganz hervorragend. Ich würde es dennoch zu gerne selber tun. Zumindest nur dieses eine Mal.“

      Claire hoffte sehr, dass ihre Mutter keinen Verdacht aufgrund ihres plötzlichen Interesses an der Pferdepflege schöpfen würde. Ihr fiel aber einfach sonst keine andere Ausrede ein, um persönlich zu den Ställen zu gelangen.

      „Aber Claire, du weißt doch, dass dir dein Vater das verbietet. Er möchte einfach nicht, dass du unnötigen Gefahren ausgesetzt wirst. Und ich möchte das natürlich genauso wenig“, erwiderte die Mutter.

      Claire rutschte etwas unwohl und enttäuscht auf ihrem Stuhl herum. Unbewusst begann sie, das kleine, mürbe Gebäck zu zerzupfen, während sie weiter darüber nachdachte, wie sie gegen die Aussage ihrer Mutter argumentieren konnte.

      „Aber Mama, was sollte mir bei Wendy im Stall schon passieren? Außerdem bin ich inzwischen siebzehn Jahre alt, fast achtzehn. Und du könntest mich ja begleiten. Dann kann Vater doch nichts dagegen haben.“

      Claires Mutter überlegte eindeutig einen Augenblick, ehe sie erneut zu Claire über die große, längliche Tafel herüberblickte.

      „Du hast ja recht, du bist fast erwachsen. Aber die vielen Männer, die dort beschäftigt sind. Vater möchte dich von der Dienerschaft so weit wie möglich fernhalten.“

      „Aber was sollte mir schon geschehen, wenn ich mit dir dort bin? Außerdem habe ich keine Angst vor ihnen. Es macht mir nichts aus“, erwiderte Claire inbrünstig.

      „Na ja, ich weiß nicht. Wie soll ich das dann danach deinem Vater erklären?“

      Nun musste Claire einen Augenblick überlegen. Sie verstand die Zwickmühle ihrer Mutter natürlich. Etwas niedergeschlagen und mit schwindender Hoffnung seufzte Claire und ließ aufgebend die Schultern hängen. Sie begann, weiter auf dem Gebäck, oder besser gesagt, was davon noch übrig war, herum zu zupfen.

      „Also gut“, willigte die Mutter schließlich ein. „Ich werde es deinem Vater schon irgendwie erklären können.“

      Claire glaubte für einen Moment, sich verhört zu haben, sprang dann aber überglücklich auf, und lief hinüber zu ihrer Mutter. Sie gab ihr einen Kuss auf die Wange.

      „Danke, Mama!“

      „Ist ja gut, setz dich wieder. Wir wollen kein großes Aufsehen darum machen.“

      Claire rief sich zur Ordnung und setzte sich wieder auf ihren Platz. Sie nahm sich ein neues Gebäck und verzehrte es mit einem plötzlichen, großen Appetit. Den Rest des Frühstücks verbrachten sie schweigend, sodass Claire sich ihren Gedanken hingeben konnte.

      Sie konnte es kaum fassen. Sie hatte es geschafft, dass sie heute, und in Kürze, in den Pferdeställen sein würde. Jetzt blieb nur mehr noch zu hoffen, dass auch der junge Mann wieder dort wäre. Dieser Umstand lag aber nicht in Claires Hand.

      Nach dem Frühstück verabredeten Mutter und Tochter, sich in einer Stunde und fertig bekleidet zum Ausreiten, vor dem Haus zu treffen, um gemeinsam zu den Ställen hinüber zu gehen. Eine Zofe würden sie zur Sicherheit, und des Anstandes wegen, mitnehmen. Zum Glück entschied sich Mutter für Claires Lieblingszofe Bella.

      5. Kapitel

      In ihrem Zimmer zog sich Claire, mithilfe ihrer Zofe, rasch ihr schönstes Reitkostüm an. Es war rosa und wunderschön figurbetont geschnitten. Claire fühlte sich darin bereits richtig erwachsen. Außerdem passte die Farbe perfekt zu ihrem schulterlangen, blonden und gelockten Haar und ihren strahlend blauen Augen. Nach einem Blick in den Spiegel war Claire mit ihrem Aussehen mehr als zufrieden. Irgendwie war ihr das heute ganz besonders wichtig. Sie wollte wunderschön aussehen, wenn sie ihm begegnete. Warum das so war, konnte sich Claire im Augenblick selbst nicht erklären, es war aber so. Und da Claire ein Mensch war, der stets zu seinen Empfindungen stehen konnte und sie nur in den seltensten Fällen infrage stellte, akzeptierte sie ihre unerklärliche Aufregung und Vorfreude genauso, wie ihr Bedürfnis danach, umwerfend auszusehen.

      Wenig später trafen sich Claire und ihre Zofe Bella auch schon mit ihrer Mutter vor dem Haus. Gemeinsam marschierten sie los in Richtung der Pferdeställe. Claire versuchte, ihre Unruhe und Vorfreude gekonnt zu verbergen, damit Mutter keinen Verdacht schöpfte, dass Claire noch etwas anderes im Schilde führte.

      Zu dritt gingen sie den breiten Kieselweg entlang. Es war ein wunderschöner Tag, die Sonne schien vom strahlend blauen Himmel, nur hier und da war ein kleines, weißes Wölkchen zu sehen. Claire war sehr dankbar, dass bislang alles so geklappt hatte, wie sie es sich gewünscht und vorgestellt hatte. Jetzt lag es an ihr, was sie daraus machen würde. Und natürlich an diesem jungen Mann, der hoffentlich schon im Stall war.

      Nach einer Weile erreichten sie die Stallungen. Einige Männer und Stallburschen waren bereits eifrig vor und neben den Ställen zu Gange. Claires Mutter wurde von einigen höflich begrüßt, von zweitrangigen Bediensteten jedoch gekonnt ignoriert. Claire hatte den Eindruck, dass diese sich eher erschraken und versuchten, sich unsichtbar zu machen. Offenbar war es Personal von niedrigerem Rang nicht gestattet, sie direkt anzublicken oder gar anzusprechen.

      Nun kam der Stallmeister auf sie zu. Claire erkannte ihn bereits vom Sehen, als vor Jahren einmal er persönlich, mehr oder weniger aufgrund eines Versehens, Wendy zum Reiten vor das Haupthaus gebracht hatte. Er durfte offenbar mit ihrer Mutter sprechen.

      „Mylady, was kann ich für Sie tun?“, fragte er knapp, aber äußerst freundlich und höflich.

      Claire hatte schon immer den Eindruck gehabt, dass das gesamte Personal, zumindest die, die sie davon selbst zu Gesicht bekam, ihre Mutter sehr mochten und schätzten. Sie waren stets äußerst zuvorkommend und freundlich im Umgang mit ihr. Und es wirkte nie aufgesetzt oder gekünstelt, sondern stets echt und respektvoll.

      „Guten Morgen, Ralph. Meine Tochter und ich, wir möchten gerne ausreiten. Bitte lassen Sie mein Pferd aufsatteln. Meine Tochter möchte heute ausnahmsweise ihre Stute Wendy selbst putzen und vorbereiten. Natürlich soll ihr dann jemand mit dem Sattel helfen.“

      „Sehr wohl, Mylady. Möchten Sie, dass ich einen Begleiter für Ihren Ausritt bereitstelle?“

      „Das wird nicht nötig sein, Ralph. Wir werden uns lediglich auf unserem eigenen Grundstück aufhalten. Aber vielen Dank“, erwiderte Claires Mutter.

      In Anwesenheit anderer betrachtete auch Claire ihre liebe Mutter mit anderen Augen. Wenn sie auch schon um einiges älter war als Claire, sie war dennoch wunderschön. Ebenso blond wie Claire, ihr Haar war aber viel länger und im Augenblick zu einem eleganten und fürs Reiten praktischen Zopf geflochten. Ihre Augen waren allerdings grün. Claire hatte die Augenfarbe ihres Vaters geerbt, wenn dies wohl auch die einzige Ähnlichkeit mit ihm war, die sie ausmachen konnte.

      Der Stallmeister ging nun voraus, und die drei Frauen folgten ihm schweigend. Sie bogen in die zweite geöffnete Stalltüre ein und fanden sich in einem äußerst geräumigen und sehr gepflegten Gang wieder.

      „Dort hinten links, in der großen Box, steht Wendy“, sagte Ralph und deutete in besagte Richtung. „Ihr Pferd, Mylady, ist im nächsten Stall untergebracht. Möchten Sie, dass ich Sie dorthin begleite?“

      Claires Mutter blickte sich zunächst aufmerksam und mit Adleraugen in Wendys Stall um, und befand ihn offenbar für sicher, denn sie antwortete: „Ja, ist gut. Bella, bleiben Sie hier bei Claire. Ich bin inzwischen drüben im Stall bei meiner Stute. Wir treffen uns dann vor den Ställen, in Ordnung?“

      Claire willigte ein, nach wie vor bemüht, ihre unerklärliche Euphorie zu verbergen. Denn wieso war sie eigentlich so euphorisch? Von dem jungen, interessanten Stallburschen war weit und breit keine Spur.

      Claires