den sogenannten Kantorgang kommt man zum ehemaligen Ascheberg. Viel sieht man nicht mehr davon. Aber es reizt eben doch, über die Hügel und über die stinkenden Schlammlöscher zu rennen. Wer da nicht gut springen kann, sieht halt eben schlecht aus danach und noch schlechter bei den Eltern daheim. Denn Waschmaschinen gibt es noch nicht und fast jede Familie muss mit der Hand waschen. Dass das nicht leicht ist, davon kann ich ein Lied singen. Als ältestes Kind der Familie obliegt es mir ganz allein, meiner Mutter beim Waschen zu helfen. Freitags heizt mein Vater den großen Waschkessel im Waschhaus an. An solchen Tagen, zu mindestens im Winter, haben wir in unserem Kinderzimmer warme Füße. Die Waschküche liegt direkt unter unserem Zimmer. Früher war dies der Heuboden und die Waschküche ein Pferdestall. Heut heißt es Hinterhaus, wir wohnen dort, ohne Klo und Waschbecken. Die gekochte weiße Wäsche zieht meine Mutter durch eine Nassmangel und ich kleines Ding soll diese dann in einen großen Korb legen. Nach der Weißwäsche folgt die Buntwäsche und hier tret ich dann richtig in Aktion. Alle Socken gehören mir. Welch ungerechtes Spiel. Dazu stell ich mich auf einen kleinen Fußhocker und mittels Bürste schruppe ich Socke für Socke. „ Ich hasse Strümpfe“, sage ich meiner Mutter und schaue sie aus traurigen Augen an. Kein Erbarmen, nein, Mutter bleibt eisenhart und ich muss meine Arbeit zu Ende bringen. Dabei habe ich noch eine Schwester, welche ein Jahr vor mir geboren wurde. Karin brauchte nie beim waschen mit anpacken. Sie wohnt bei meiner zweiten Oma auf dem Land und genießt alle Vorzüge eines verwöhnten Einzelkindes. Manchmal fahren wir zu den anderen Großeltern. Der Weg dorthin dauert lange und nur mit Bahn oder Bus zu erreichen. Auch diese Oma liebt mich sehr. Sie herzt mich und drückt mich ständig, streichelt mein strohblondes Haar und schaut mich dann stets mit fragenden Augen an. Viel später erfahre ich, warum.