Maispuppentango. Birgid Windisch

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Название Maispuppentango
Автор произведения Birgid Windisch
Жанр Языкознание
Серия Mümingtalkrimi
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783753183961



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einer, sogar ein wenig größer als die anderen!“ „Tatsächlich,“ gab ihr Eddie erstaunt recht. „Dieser sieht irgendwie anders aus!“ „Was hat er denn da auf dem Kopf?“ Magda beugte sich vor. „Welchen Kopf meinst du denn?“ Ben schob sie ein wenig beiseite, um besser sehen zu können. „Auf der Spitze halt,“ gab sie geistesabwesend zurück. „Aber du hast recht,“ rief Anne aufgeregt. „Es ist ein Kopf und es hat eine Mütze auf!“ „Was für eine Mütze denn?“ Eddie drängte sich vor, um sogleich lachend abzuwinken. „Das ist doch keine Mütze!“ Freddy fotografierte den Maiskolben und brummte dabei, vor sich hin, dass gewisse Menschen immer meinten, alles besser zu wissen. „Das ist ein Hut,“ erklärte Ben. „Ein sehr alter Hut sogar. Solch einen trugen die besseren Herrschaften im späten Mittelalter zum Beispiel!“ Er beugte sich vor. „Es sieht aus, als wäre er aus sehr altem Leder.“ Er runzelte die Stirn. Unwillkürlich wollte Magda die Mais-Figur hochheben, doch Ben fiel ihr in den Arm. „Ja, ich weiß, die Spusi muss erst Spuren sichern.“ Sie seufzte: „Anne, Eddie, bitte kümmert euch um das Hütchen. Ich muss so schnell wie möglich wissen, was es damit auf sich hat!“ „Es scheint wirklich ein Hut zu sein,“ meinte Eddie erstaunt. „Freddy, ich sag es nicht gern, aber anscheinend hast du recht! Freddy grunzte verächtlich und winkte ab.

      „Ein Puppenhut!“ Anne jubelte. „Das ist ganz sicher kein Puppenhut, sondern ein wichtiger Hinweis in unserem Fall,“ sah Magda sie strafend an und wandte sich Ben zu. Anne streckte ihr die Zunge heraus und brummte: „Spielverderber!“

      Ben und Magda machten sich auf den Weg und ließen Freddy, Anne und Eddie in Ruhe ihre Arbeit machen.

      „Wir brauchen Wolfi,“ bestimmte Magda. „Hab ich schon angefordert,“ sagte Ben lächelnd. „Prima,“ freute sich Magda. Sie drehten sich noch einmal um. „Macht es gut, ihr drei. Wenn ihr fertig seid, besprechen wir im Revier, was wir bis jetzt haben, okay?“ „Jawoll Chefin, tschüss,“ riefen die drei im Chor. Ben und Magda grinsten sich an. Ihre drei von der Spusi waren immer für einen Lacher gut.

      D R E I

      Das Subjekt lehnte sich entspannt zurück. Die von ihm eigens installierte Wildkamera am Waldrand, lieferte erstaunlich gute Bilder. Er sah interessiert zu, wie die Ermittler alles genau untersuchten und nickte zustimmend. Schließlich hatte er sich extra viel Mühe gegeben, das sollte schon auch gewürdigt werden! Er lachte laut. Hier konnte ihn niemand hören, in diesem, nach außen offensichtlich unbewohnten Schuppen – einem ehemaligen Hirtenhäuschen – in dem er alles installiert hatte, was er brauchte, um sein Vorhaben zu planen und auszuführen. Hier konnte er nach Herzenslust lachen, heulen, oder schreien. Ganz nach Belieben. Er lachte noch einmal, besonders laut.

      Dass der Bauer an einem Herzinfarkt sterben würde, hatte er zwar nicht geplant, aber wie man so schön sagt: Mit Schwund ist immer zu rechnen und so wirkte es gleich besser, dachte er grinsend. Er zuckte lächelnd die Achseln. So war es einen Tic dramatischer, freute er sich

       Er nahm ein Blatt Papier zur Hand und klebte die ausgeschnittenen Buchstaben sorgfältig darauf. Dann nahm er einen großen, beigen Briefumschlag und schob den Bogen ungefaltet hinein. Damit würden sie eine Weile beschäftigt sein und er konnte ganz in Ruhe seine nächste Szenen vorbereiten. Er grinste böse und verschloss den Umschlag mit Tesafilm. Seine DNA würde er ihnen nicht gleich liefern, aber dafür etwas anderes. Er lachte laut. Sie würden sich die Zähne daran ausbeißen!

      V I E R

      Schwungvoll riss Anne die rückseitige Tür zum Präsidium auf und rief laut: „Wir sind daha!“ Eddie und Freddy, die hinter ihr eintraten, schraken zusammen. „Nicht so laut!“ Freddy hielt sich die Ohren zu. „Ihr Weicheier,“ zuckte sie die Achseln und betrat den Besprechungsraum. Magda war eben dabei, grob die vorgefundene Szenerie zu skizzieren. „Hallo Anne,“ rief sie über die Schulter. „Woher weißt du denn, dass ich es bin?“ Erstaunt riss Anne die Augen auf. „Jahrelange Erfahrung,“ gab Magda über die Schulter zurück. „Nur du reißt derartig schwungvoll die Tür auf. Außerdem hast du laut gerufen.“

      Anne lächelte geschmeichelt. „Das freut mich aber, dass ich so unverwechselbar bin.“ „Oh ja, das bist du,“ stöhnte ihr Kollege Eddie, mit gespielt traurigem Gesicht. Anne warf ihm ein Päckchen Taschentücher an den Kopf und setzte sich lachend hin.

      Endlich traf auch Freddy ein. Er hatte noch schnell die Fotos ausgedruckt, die er vom Tatort gemacht hatte und trat sogleich zu Magda, um sie ihr in die Hand zu drücken. „Hier, Chefin, sind gut geworden.“

      Magda schüttelte sich. „Gut bedeutet, man sieht jedes Detail noch besser. Mich gruselt es jetzt schon.“ Freddy deutete auf die Bilder. „Ich habe sie der Reihe nach sortiert. Du brauchst sie also nur nacheinander aufzuhängen und musst nicht viel hinsehen. Er wusste um Magdas zartfühlende Seele, die sie sorgsam vor den Kollegen hinter ihrer burschikosen Art versteckte, so dass es gar nicht auffiel, wie sie dachte. Die kannten ihre Chefin jedoch lange genug, um darüber Bescheid zu wissen. Sie seufzte und hing die Fotos der Reihe nach auf. Es passten vier nebeneinander, alle von der Leiche der Frau, aus verschiedenen Perspektiven, mit den Maispuppen drumherum. Darunter befestigte sie ein Bild vom toten Bauer Eduard und daneben einige Umgebungsfotos, die Freddy routinemäßig geschossen hatte.

      Nachdenklich legte sie den Kopf zur Seite und drehte sich zu den Kollegen um.

      „Was würdet ihr sagen – an was erinnert euch diese Szenerie, die der Mörder hier kreiert hat?“

      „Schneewittchen und die 13 Zwerge?“ Zweifelnd sah Eddie in die Runde. „Nicht schlecht, Eddie! Schreib bitte auf, Ben!“ Gehorsam trat Ben an die Tafel und schrieb:

      Schneewittchen?

      „Also ich kann mir nicht helfen, auf mich wirkt es am ehesten, wie eine Gerichtsverhandlung,“ sagte Magda langsam. „Echt jetzt?“ meinte Anne zweifelnd. „Ich dachte eine Gaffer-Szene, wie sie heutzutage so oft vorkommt."

      Ben schrieb:

      Schneewittchen

      Gerichtsverhandlung

      Gaffer-Szene.

      „Vielleicht hat der Mörder schon so etwas bei Angehörigen erlebt und nun eine Mordswut im wahrsten Sinne des Wortes auf bestimmte Menschen oder Personengruppen entwickelt und mit unserer Leiche eine Person stellvertretend hingerichtet, um sich zu rächen.“ Anne sah sich Aufmerksamkeit heischend um. „Gar nicht mal so dumm,“ Eddie sah Anne anerkennend an. „Wenn es auch möglicherweise anders war, so ist es dennoch vorstellbar, dass unser Mörder – vielleicht nicht aus diesem, aber aus einem anderen Grund, enorme Wut- und Rachegelüste entwickelt hat,“ meinte Magda nachdenklich.

      „Das klingt schlüssig.“ Ben schrieb auf:

      Schneewittchen

      Gerichtsverhandlung

      Gafferszene

      Racheszenario aus unbekannten Gründen

      Darunter schrieb er:

      Lehrstunde

      Schulterzuckend wandte er sich um. „Naja, auf mich wirkte es halt wie eine Schulstunde. Die Schüler sehen sozusagen auf das Lehr- oder Anschauungsobjekt.“ Freddy seufzte.

      „Ich glaube, ihr habt alle recht, oder unrecht, beziehungsweise jeder ein bisschen.“

      Es klopfte.

      „Herein, wer keinen Bart hat,“ rief Magda laut. Zögernd öffnete sich die Tür und Wolfi erschien im Rahmen. Mit beleidigtem Gesichtsausdruck sagte er: „Ich habe zwar seit kurzem einen Bart, aber ich hoffe, dass ich trotzdem eintreten darf?“ Lachend rief Anne: „Na klar, das Gestrüpp da in deinem Gesicht soll erst noch einer werden, das zählt nicht!“ Laut schnaufend