Название | Gespenst zugelaufen |
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Автор произведения | Ingrid Mayer A. |
Жанр | Книги для детей: прочее |
Серия | |
Издательство | Книги для детей: прочее |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783738061796 |
Ingrid Mayer
Gespenst zugelaufen
Fünfzehn Geschichten zum Lesen und Vorlesen
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Morgens, wenn die Müllabfuhr kommt
Gespenst zugelaufen
"Da hat sich aber jemand einen Scherz erlaubt!", rief Olivers Vater und lachte lauthals auf. Er saß auf der Couch und las in der Tageszeitung. Vor sich hatte er die Seite mit den Anzeigen aufgeschlagen. "Stell' dir vor, da hat jemand geschrieben:
Gespenst zugelaufen.Der Besitzer oder jemand,der es haben möchte,kann es bei mir abholen. |
Ob da jemand anruft? Das kann doch nur ein April-Scherz sein. Aber wir haben ja gar nicht April, sondern schon Juli, haha."
Oliver beobachtete seinen Vater. Warum musste er sich immer über alles lustig machen? Er malte sich aus, wie es wäre, wenn bei ihm ein heimatloses Gespenst vor der Tür stehen würde. Ob es ihm Angst eingejagt hätte? Er wusste es nicht, aber Oliver glaubte, dass er es hereingelassen hätte.
Dem Nachbarn war einmal eine Katze zugelaufen. Oliver erinnerte sich, wie Leid sie ihm getan hatte. Sie war völlig verwahrlost und hungrig gewesen. Zum Glück hatten sich die Besitzer schnell gefunden.
Den ganzen Tag über ging Oliver das Gespenst nicht mehr aus dem Kopf. Schließlich erzählte er seinem besten Freund Tim davon. Der war sofort begeistert:
"Ich wollte schon immer ein besonderes Haustier haben! Einen Hund oder eine Katze hat doch jeder. Komm' lass uns dort anrufen! Wir sagen einfach, es gehört uns."
Oliver wusste nicht so recht, was er davon halten sollte. Sie wussten eigentlich gar nichts über so ein Gespenst, nicht mal, wie es aussah. Er wollte seine Bedenken eben Tim mitteilen, doch da hatte sein Freund schon den Telefonhörer in der Hand.
"Ich rufe an wegen dem Gespenst. Es ist wahrscheinlich unseres. Wo können wir es abholen?"
Tim versuchte, seine Stimme möglichst tief und ernst klingen zu lassen. Oliver musste erst grinsen, doch als Tim auflegte und die Adresse nannte, wo sie das Gespenst abholen konnten, war er vom Mut seines Freundes recht beeindruckt. "Rosengasse 7", erklärte Tim. "Das ist nicht weit von hier. Wir fahren mit dem Fahrrad. Warte einen Moment."
Tim rannte in den Keller. Was heckte er nun schon wieder aus? Er kam zurück mit einer Kiste in der Hand.
"Irgendwie müssen wir es schließlich befördern."
Natürlich! Oliver staunte, wie genau Tim alles plante.
Sie schnappten sich ihre Fahrräder, und wenige Minuten später standen sie vor einem kleinen Häuschen, das von einem wild wuchernden Garten umgeben war.
"Hier hat wohl schon lange keiner Rasen gemäht", stellte Oliver fest.
Doch irgendwie gefiel es ihm. Das hohe Gras und die ungeschnittenen Büsche luden zum Herumtollen und Verstecken ein. Aber dazu hatten sie jetzt keine Zeit. Mit klopfendem Herzen öffneten sie das Gartentor und gingen auf die Haustür zu. Eine Klingel konnten sie nirgends entdecken, also klopfte Tim zaghaft an. Nichts geschah. Die beiden sahen sich verwundert an.
"Hallo!", schrie Tim und klopfte ein wenig lauter. Plötzlich bewegte sich die Türklinke. Jemand drückte sie anscheinend von innen herunter. Gleichzeitig drehte sich klickend ein Schlüssel im Schloss. Tim und Oliver traten vorsichtshalber einen Schritt zurück. Die Tür öffnete sich langsam. Vor ihnen stand eine alte Frau, die aussah wie eine Hexe aus einem Märchen. Sie hatte einen Buckel und hässliche Warzen im Gesicht.
‚Fehlt nur noch der Besen', dachte Oliver bei sich, aber er sagte natürlich nichts. Die Hexe, wie Oliver sie im Gedanken nannte, sagte auch nichts, sondern musterte sie nur stumm.
Endlich ergriff Tim das Wort: "Ich habe vorhin angerufen."
Die Frau zog ihre Stirn in Runzeln.
"Das Gespenst", erinnerte Tim.
Endlich setzte sie ein freundlicheres Gesicht auf und lächelte sogar ein wenig.
"Ja richtig, das Gespenst. Kommt ruhig herein."
Forsch schritt Tim hinter ihr her ins Haus hinein, und Oliver blieb nichts übrig, als den beiden zu folgen. Irgendwie gefiel ihm das Ganze gar nicht mehr so recht. Das Haus machte schon einen seltsamen Eindruck, aber diese Frau erschien ihm sehr, sehr merkwürdig.
Das Innere des Hauses wirkte reichlich dunkel, denn durch die kleinen Fenster drang nur wenig Licht.
"Seid ihr euch auch sicher, dass ihr das Gespenst haben wollt?", fragte die Frau. Oliver wollte Tim gerade anstupsen, zum Zeichen, dass dies ihre letzte Chance war, abzulehnen und diesen sonderbaren Ort schnellstmöglich wieder zu verlassen, doch da antwortete Tim auch schon: "Natürlich wollen wir es haben. Es ist ja unseres." Die Frau nickte verständnisvoll.
"Nun gut", sagte sie. "Mir soll es Recht sein. Bin froh, wenn ich es loshabe."
"Wo ist es?", fragte Tim und nahm schon mal den Deckel der Holzkiste ab.
"Ich gehe es holen."
Die Frau verschwand im Nebenzimmer.
"Was machen wir, wenn es da nicht reinpasst?", raunte Oliver.
Tim zuckte mit den Schultern. Daran hatte er nicht gedacht.
"Das werden wir schon hinkriegen. Normalerweise können sich Gespenster irgendwie verformen."
Oliver zweifelte schon wieder. Und außerdem - was sollten sie machen, wenn es sich weigerte, in die Kiste zu kriechen? Schließlich ließ sich niemand gerne einsperren. Doch da kam die