Rebellen gegen Arkon. Hans Kneifel

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Название Rebellen gegen Arkon
Автор произведения Hans Kneifel
Жанр Языкознание
Серия Atlan: Traversan-Zyklus
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783948675264



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verheimlicht, und jetzt ist es heraus. Sie wollte dir wohl Gelegenheit geben, dich selbst zu offenbaren.

      Ich blickte in betretene Mienen. Kuriol fragte:

      »Ist das wahr, Atlan?«

      »Ja, Erhabener. Aber ich versichere Euch, dass es nichts an den Gegebenheiten ändert.«

      Der alte Nert schwieg eine Weile. Dann ließ er die Schultern hängen und sprach:

      »Ich verstehe Sie.«

      Tamarena stieß einen wütenden Schrei aus.

      »Du hörst dies, Vater – und du tust nichts?«

      »So ist es.«

      Die Prinzessin presste die Lippen zusammen. Ich konnte sehen, dass sie in diesem Augenblick einen Entschluss fasste. Aber ich hatte nicht den Schimmer einer Ahnung, um was es sich handelte.

      Bevor jemand reagieren konnte, war sie bereits auf dem Weg zum Ausgang. Tamarena stürmte auf den Korridor hinaus. Wir anderen blieben im Kommandosaal zurück. Ich tauschte einen hilflosen Blick mit Nert Kuriol.

      Das Hologramm präsentierte immer neue Szenen der Schlacht im Weltraum. Irakhems Fehler wirkten sich langsam, aber sicher aus. Traversan besaß nur noch eine kurze Gnadenfrist.

      Aus den Augenwinkeln sah ich eine Ordonnanz. Der Mann eilte herbei und flüsterte etwas in Kuriols Ohr. Ich ahnte, dass es etwas mit der Prinzessin zu tun hatte.

      »Tamarena?«, fragte ich den Nert ahnungsvoll.

      »Ja. Im Dachhangar des Palastes stehen einige schnelle Leka-Disken. Sie hat einen davon bestiegen.«

      Ich spürte, wie mein Mund trocken wurde.

      »Hat sie irgendetwas gesagt, wo sie hinfliegen wollte?«

      Der alte Nert deutete wortlos nach oben. Ich wusste es auch so. Prinzessin Tamarena war auf dem Weg zur Schlacht.

      8.

      DER ADMIRAL VON DEN STERNEN

       Vergangenheit 5772 v. Chr. / 12.402 da Ark

       Narr! Behalte die Nerven!

      Die Stimme meines Extrasinns war mir völlig egal.

      »Was wirst du nun tun, Atlan?«

      »Ich folge ihr. Wo stehen diese Leka-Disken?«

      Kuriol ließ mich von demselben Adjutanten, der die Nachricht überbracht hatte, nach oben geleiten. Es dauerte viel zu lange. Der Mann war langsam wie eine Schnecke, aber ohne Führung konnte ich nicht zu den Hangars kommen.

      Der Adjutant öffnete eine Tür. Vor mir standen hochkant vier jener Diskusschiffe, aus denen die Terraner in späteren Jahrtausenden die legendären Space-Jets entwickelt hatten. Sie alle trugen die blauen Da-Traversan-Wappen.

      Eines der Startgeschirre war leer – Tamarenas Maschine.

      »Benötigen Sie einen Piloten?«

      Ich stieß ihn unfreundlich beiseite.

      »Ganz sicher nicht. Sehen Sie zu, dass Sie aus dem Hangar kommen.«

      Ich legte einen Alarmstart hin, wie ihn der ehrwürdige Palast des Nert nie zuvor erlebt hatte. Der Gedanke, Tamarena könnte im Orbit sterben, brachte mich um den Verstand. Der Lauf der Vergangenheit und der Zukunft kümmerte mich nicht mehr. Ich wollte nur noch, dass die Schlacht endete und dass ich hinterher aus einer Schleuse ihre Gestalt auftauchen sah.

       Narr.

       Du wiederholst dich.

      Irakhem sah die Schiffe untergehen, eines nach dem anderen, und er konnte nichts daran ändern. Viele Gesichter, die er kannte, und so viele Namen, die er nie mehr hören würde. Nicht einmal bei der Trauerfeier; denn innerhalb der nächsten Stunde würde er zweifellos bei den Toten sein.

      Einer der Schweren Kreuzer wollte die Flucht ergreifen. Irakhem konnte es verstehen. Im entscheidenden Moment kehrte das Schiff jedoch in die Reihen zurück. Einen Moment lang beobachtete Irakhem seinen Kurs: Es geriet zwischen die Fronten und wurde von feindlichem Kreuzfeuer erwischt. Mit versteinertem Gesicht sah der Pal‘athor die Vernichtung an.

      Und dann geschah etwas, womit niemand hatte rechnen können. Aus dem Chaos, das niemand außer Irakhem und seinem Feind Troimus überschaute, tauchte ein Leka-Diskus auf. Das Ziel der kleinen Einheit war die TRAVERSANS EHRE.

      Irakhem sah bereits den Glutball einer Detonation vor sich. Doch dann kam alles anders. Der Leka-Diskus schaffte es bis in den Hangar – und zum Vorschein kam eine Person, die er niemals an diesem Ort hätte sehen wollen: Prinzessin Tamarena.

      Irakhem war viel zu sehr Stratege, als dass er die Gunst des Augenblicks nicht erkannt hätte.

      »Verbreitet die Nachricht an alle Schiffe der Traversan-Flotte«, wies er seine Funkoffiziere an.

      Die Ankunft der Prinzessin, so hoffte er, würde einen Ruck durch die Truppen gehen lassen. Wenn der Nert seine Tochter schickte, dann musste es Hoffnung geben.

      Diese Hoffnung ist eine Lüge, erklärte sein Extrasinn trocken.

      Irakhem starrte die schöne Prinzessin in einer Mischung aus Ärger und Freude an.

      Das weiß ich, sagte er lautlos. Aber diese Lüge verschafft uns vielleicht eine halbe Stunde.

      Ich ließ den Palast in einem verrückten Manöver unter mir zurück. Die Kontrollen schienen mir so vertraut, als hätte ich gestern erst am Steuer eines solchen Fluggefährtes gesessen. Dabei war es mehr als zehntausend Jahre her.

      Ich flog den Diskus allein – ohne Syntron, mit minimaler Hilfe der Positronik.

      Binnen weniger Sekunden erreichte ich die höheren Schichten der Atmosphäre. Auf dem Orterschirm sah ich einen Kugelraumer auftauchen. Es war ein feindliches Schiff, ein Leichter Kreuzer von 100 Metern Durchmesser. Auf eine noch unbekannte Weise musste es dem Abwehrriegel entgangen sein, der Traversan umgab.

      Ich wusste ziemlich genau, was das bedeutete. Wenn es dem Kreuzer gelang, zum Palast durchzustoßen, waren Kuriol und die anderen tot. Die Kraftfeldkuppel würde ihnen gegen schiffsgestützte Thermowaffen wenig nützen.

      Da stießen zwei weitere Kreuzer aus den Wolken hervor. Sie nahmen das durchgebrochene Schiff aufs Korn.

      Bevor ich Gelegenheit fand, etwas zu unternehmen, war das Gefecht bereits vorbei. Der Leichte Kreuzer erhielt mitten im Landeanflug auf Erican zwei verheerende Treffer. Sein Schutzschirm brach zusammen, ein Fangschuss verwandelte die gesamte rechte Flanke in schmelzenden Arkonstahl. Über der Region, die als Garten der Sonne bekannt war, stürzte der Kreuzer ab.

      Die hundert Meter durchmessende Kugel entwickelte eine kinetische und energetische Wucht, die sich mit dem Einschlag diverser Atombomben vergleichen ließ. In der Kompressionsphase wurde das Gestein, das unter dem Garten lag, auf ein Drittel seines gewöhnlichen Volumens gestaucht. Der Druck erreichte millionenfache Atmosphärewerte. In der Phase darauf, der physikalischen Druckentlastung, wurden Schmelz- und Trümmergesteine aus einem sich bildenden Hohlraum ausgeworfen.

      Vom Observatorium blieb nichts übrig. Ein Inferno kam über die Stadt. Über Erican brachen mehrere Kraftfeldkuppeln zur gleichen Zeit zusammen.

      Ich war sicher, dass die Trichterbauten von furchtbaren Erdbeben heimgesucht wurden. Wahrscheinlich verlor jedes freistehende Gewächs im Stadtgebiet seine Blätter.

      Der Orterschirm zeigte einen Krater von zwanzig Kilometern Durchmesser an. Ich hoffte, dass Tamarena auf meinen Hinweis das Areal hatte evakuieren lassen.

      Vor meinem inneren Auge sah ich den dicht besiedelten Himmelskrater, zehntausend Jahre in der Zukunft; und ich fragte mich, ob mein Eingreifen in die Schlacht um Traversan nicht letzten Endes doch vorgesehen war.

      Mittlerweile hatte ich mehrfach in den Zeitstrom eingegriffen, wenn auch nur in Details. Vielleicht existierte eine Schicksalsmacht,