1968 in der westeuropäischen Literatur. Ines Gamelas

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Название 1968 in der westeuropäischen Literatur
Автор произведения Ines Gamelas
Жанр Документальная литература
Серия
Издательство Документальная литература
Год выпуска 0
isbn 9783772001369



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      Inês Gamelas

      1968 in der westeuropäischen Literatur

      Der Generationenkonflikt und die akademischen Unruhen in Prosawerken zwischen 1968 und 1979

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      Umschlagabbildung: Celso Assunção © 2021

      Die vorliegende Studie wurde 2020 am Fachbereich 05 Sprache, Literatur, Kultur der Justus-Liebig-Universität Gießen und von der Universität Aveiro im Rahmen eines internationalen Cotutelle-Vertrages als Dissertation angenommen.

      Gedruckt mit Unterstützung des Förderungsfonds Wissenschaft der VG WORT.

      © 2021 • Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG

      Dischingerweg 5 • D-72070 Tübingen

      Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetztes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

      Internet: www.narr.de eMail: [email protected]

      ISBN 978-3-7720-8749-3 (Print)

      ISBN 978-3-7720-0136-9 (ePub)

      Meinen Eltern

      Danksagung

      Verschiedene Werke, zahlreiche Sprachen, ein Netzwerk von interessierten und engagierten Menschen – und eine Dissertation wird geboren. Ihnen allen gegenüber, Forschern und Freunden, die zur Verwirklichung dieser Arbeit beigetragen haben, möchte ich meine wahrhafte Dankbarkeit zum Ausdruck bringen.

      Das vorliegende Buch ist die leicht überarbeitete Fassung meiner Dissertation, die im Rahmen eines internationalen Cotutelle-Vertrages zwischen der Universität Aveiro und der Justus-Liebig-Universität Gießen entstanden ist und die ich im Februar 2020 in Aveiro verteidigt habe. Beiden Universitäten danke ich für ihre dafür erstmals eingegangene Partnerschaft. Eine Übersetzung der Abgabefassung dieser Dissertation ins Portugiesische steht auf Anfrage im Repositorium der Universität Aveiro zur Verfügung.

      Ich danke aufrichtig Frau Prof. Dr. Maria Teresa Cortez von der Universität Aveiro: Dank ihrer vorbildlichen wissenschaftlichen Betreuung sowie ihrer permanenten Hingabe konnte diese Studie entstehen. Ich bedanke mich für ihre Unterstützung und Ermutigung zu dieser Idee seit der Masterarbeit und für die Tatsache, dass sie diese durch internationales Wasser führen konnte, immer überzeugt, diese Arbeit in einen sicheren Hafen bringen zu können.

      Besonders dankbar bin ich auch Herrn Prof. Dr. Joachim Jacob von der Justus-Liebig-Universität Gießen. Seit dem Moment, in dem wir uns in Gießen zum ersten Mal trafen, zeigte er großes Interesse an diesem Projekt und schlug vor, es im Rahmen einer Cotutelle durchzuführen. Im Laufe dieses internationalen gemeinsamen Weges hat er immer sein Wissen, seine Kommentare und Vorschläge mit mir geteilt, die zweifelsohne meine Arbeit sehr bereicherten.

      Mein herzlicher Dank geht auch an Dr. Sabine Großkopf, die Hochschuldozentin, die ich 2008 in Hamburg kennenlernte und die entscheidend sowohl für die Inspiration als auch für das kontinuierliche und sorgfältige Begleiten dieser Studie über 1968 war – ohne diese unermüdliche Biene wäre diese Arbeit nicht aus dem Bienenstock gekommen.

      Ein sehr herzliches Wort des Dankes geht nicht zuletzt an Christian, Jennifer und João für die Unterstützung, die über die aufmerksame und geduldige Lektüre meiner Arbeit weit hinausging, an Márcia Neves und Silvia Brunetta für die Hilfe bei der Überprüfung der französischen und italienischen Übersetzungen, an Herrn Prof. Dr. Paulo Pereira von der Universität Aveiro für den Vorschlag, Sem Tecto, entre Ruínas zu untersuchen, und für seine Betreuung während der Masterarbeit sowie an die vielen Professoren und Forscher des International Graduate Centre for the Study of Culture (GCSC) für den ständigen Ideenaustausch an der Justus-Liebig-Universität Gießen.

      Dem Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) danke ich für zwei Kurzstipendien in den Jahren 2015 und 2017 sowie der Fundação Portuguesa para a Ciência e a Tecnologia (FCT) [Portugiesische Stiftung für Wissenschaft und Technologie] für die finanzielle Unterstützung durch ein Doktorandenstipendium.

      Sehr dankbar bin ich dem Narr Francke Attempto Verlag für die Aufnahme meines Buches in sein Programm und der VG Wort für die Übernahme der Druckkosten.

      Schließlich danke ich meinem Partner und meiner Familie für die Liebe und die Anteilnahme, die sie immer im Laufe dieser Zeit zeigten. Sie sind der Leuchtturm, dessen Licht mein Leben orientiert.

      Einleitung

      Die Atmosphäre der Unruhen und der Jugendrevolte, die sich in der zweiten Hälfte der 1960er-Jahre verstärkte und ausbreitete, war ein beispielloses weltweites Phänomen. Junge Menschen aus zahlreichen Ländern rebellierten gegen das Establishment und führten eine Protestkultur an, die die ältere Generation auf den verschiedensten Ebenen in Frage stellte: Familie, tradierte Lebensweisen, gesellschaftliche Vorgaben, sexuelle Normen, Universität, nationale und internationale Politik, Konservatismus, Autoritarismus, alles wurde kritisiert. Der Diskurs des Widerstands internationalisierte sich dank der weltweit durch die Medien verfügbaren Informationen. Er fand in der provokativen Haltung der Jungen den Antrieb, der dazu beitrug, aus dem Jahr 1968 ein mythisches Jahr zu machen. 1968 war in der Tat ein Jahr, in dem die herrschenden Werte auf eine explosive Weise herausgefordert waren und ein Jahr eines einzigartigen Generationenkonfliktes, der historisch zum Symbol der Befreiung der Jugend wurde.1 Zuerst in den Universitäten und danach auf den Straßen der großen Städte bekundeten die jungen Menschen ihren Willen, die Gesellschaft auf der politischen Ebene zu verändern und mit dem Establishment zu brechen. Diese Spaltung wurde auch im Privatleben deutlich, wo die junge Generation sei es durch die Musik, durch die Kleidung oder sei es durch die sexuelle Befreiung alternative Verhaltensweisen auslebte. Trotz der Unterschiede zwischen den politischen Systemen und Lebenswirklichkeiten der verschiedenen Länder sowie zwischen den Protestzielen, die in jedem Land von den jungen Menschen ausgewählt wurden, um ihre Empörung zu äußern, sticht doch eine gemeinsame Widerstandshaltung der jungen Generation Westeuropas hervor.2 Diese Neigung zum Widerstand und zum Protest kennzeichnet den Generationenkonflikt jener Epoche. Aus der Sicht der jungen Menschen verkörpern die Eltern die herrschende soziale Ordnung, während die neue Generation vorgibt, der Motor des gesellschaftlichen Wandels zu sein, indem sie sich am Aufbau einer erneuerten und von dem Wertekanon der älteren Generation befreiten Welt beteiligt.

      Die Literatur blieb nicht unberührt von dieser Welle der Rebellion. Es gibt eine beachtliche Anzahl von Prosawerken in verschiedenen nationalen Literaturen in Westeuropa, die den Generationenkonflikt und die Studentenrevolte in den Vordergrund rücken. In diesen Werken, die ab 1968 und im Laufe der 1970er-Jahre erscheinen, werden die individuellen und die kollektiven Erfahrungen von Jungen und nicht mehr Jungen verarbeitet, die das soziopolitische Umfeld von Krise und Aufruhr am Ende der 1960er-Jahre in allen seinen zahlreichen Facetten erleben. Der diegetische Fokus jedes einzelnen dieser Texte betont den nationalen Raum, in dem sich die mit der Revolte verbundenen Ereignisse abspielen, was aber eine Öffnung zur anderen Seite der Grenzen nicht ausschließt. Gerade weil die 1968er-Bewegung und die Protestkultur am Ende der 1960er-Jahre einen transnationalen Charakter haben, gibt es Berührungspunkte, die sich auf verschiedenen Ebenen durch diese Werke ziehen.

      In der vorliegenden Arbeit unternehme ich es, die Darstellung der Jugend und die literarische Verarbeitung des Generationenkonfliktes am Ende der 1960er-Jahre in Westeuropa durch eine exemplarische Auswahl von Prosawerken, die zwischen 1968 und 1979 geschrieben und/oder publiziert wurden, zu untersuchen und zu vergleichen. In der Reihe der ausgewählten Prosatexte sind dies Werke aus der Bundesrepublik Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien und Portugal. Es sind fünf Räume mit einem unterschiedlichen soziopolitischen Kontext, in denen aber durchgehend die junge Generation, der die Protagonisten der verschiedenen Texte angehören, die Führungsrolle des Widerstands und des Protestes gegen den Status quo einnimmt. Das Ziel ist die Durchführung einer interdisziplinären und transnationalen Studie, die sich mit der