Название | Andy Warhol – Basiswissen #08 |
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Автор произведения | Bert Alexander Petzold |
Жанр | Философия |
Серия | Basiswissen |
Издательство | Философия |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783985870080 |
Andrews Grafiken aus dieser Zeit zeigen vor allem den Alltag und die sozialen Verhältnisse in Andrews Umgebung: enge Straßen, heruntergekommene Häuser, arbeitende und abgearbeitete Menschen. Derartige Skizzen zeigen nicht nur sein technisches Geschick für das Medium, sondern auch eine gute Beobachtungsgabe.
Aber Andrew kam natürlich auch in seinem Studium in Kontakt mit neuen Motiven. So belegte er zusammen mit Philip Pearlstein, einem Freund, den er während des Studiums kennengelernt hatte, ein Seminar, das Werbegrafiken und Abbildungen der Konsum- und Warenwelt thematisierte. Eine der Aufgaben dort war es, aus einer Menge von Produkten ein einzelnes auszuwählen, welches in der Darstellung symbolisch für alle anderen stehen konnte. Dieses Konzept, die Abbildung eines einzigen Objektes als Symbol und Veranschaulichung für größere soziale oder mediale Zusammenhänge zu verwenden, kann durch das gesamte spätere Werk Andy Warhols nachverfolgt werden.
2. Werbegrafiker in New York (1949–1956)
Seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges hatte New York als neues Finanzzentrum internationale Prominenz erlangt. Stetige Zuwanderung, der Bau des Hauptsitzes der Vereinten Nationen, der beginnende Bauboom in Manhattan, der das Viertel in ein modernes Panorama aus Glas und Stahl verwandelte – New York war eine faszinierende Stadt, vor allem für junge kreative Köpfe wie Andrew, die in den 1940er- und 1950er-Jahren aus allen Landesteilen dorthin strömten.
Nachdem Andrew und Philip New York schon während ihres Studiums 1947 besucht hatten, beschlossen sie nach ihrem Abschluss, im Sommer 1949, gemeinsam in die Metropole zu ziehen. New York war nicht nur Amerikas literarisches und künstlerisches Zentrum, sondern auch die Hochburg der Werbung. So ist es wenig verwunderlich, dass Andrew zunächst versuchte, in der Werbe- und Modebranche Fuß zu fassen. Er überzeugte Tina Frederics, die künstlerische Leiterin des Modemagazins Glamour, seine Illustrationen als Teil einer Titel-Story zu veröffentlichen, und die Frauenzeitschrift Mademoiselle veröffentlichte im Februar 1950 ebenfalls einige Zeichnungen. Sie waren jetzt zum ersten Mal mit „Andy Warhol“ signiert. Andrew Warhola hatte seinen Künstlernamen gefunden.
Warhol nahm die verschiedensten Grafikarbeiten an, vor allem Illustrationen für Magazine und Werbeanzeigen. Er arbeitete auch als Designer für einen Schuhproduzenten. Oft verbrachte er den ganzen Tag damit, die Stadt auf der Suche nach Aufträgen zu durchstreifen, und hatte erst abends Zeit, mit dem eigentlichen Zeichnen zu beginnen. Dabei machte er sich seine äußere Erscheinung, seine Blässe und Schüchternheit, zu Nutze und gab sich ganz als bedürftiger Künstler. Doch von Anfang an orientierte er sich auch an den Regeln des Marktes. Er war stets darauf bedacht, durch seine Ideen tatsächlich Gewinn zu machen.
Im Jahr 1950 zog Warhol zunächst in eine Wohngemeinschaft in der Upper-Westside, in der Hoffnung, unter seinen neuen Mitbewohnern auch neue Freunde zu finden, doch stellte er nach kurzer Zeit fest, dass es sich eher um eine Zweckgemeinschaft handelte, und noch im gleichen Jahr zog er in sein erstes eigenes Apartment auf der Ostseite Manhattans. In dieser Zeit kaufte er sich auch seinen ersten Fernseher, der laut Warhol den ganzen Tag lief – hauptsächlich, wie er sagte, um ihn abzulenken, wenn ihm andere von ihren Problemen erzählten.
Trotz seiner Unsicherheit in sozialen Situationen traf er im Laufe der 1950er-Jahre viele Freunde, die ihn seine ganze Karriere lang begleiten sollten, unter anderem Edward Wallowitch, Billy Name und Ted Carey.
Die erste Ausstellung von Warhols Arbeiten fand 1952 in der „Hugo Gallery“ statt. Da die Ausstellungssaison in New York zu diesem Zeitpunkt aber bereits vorbei war, fand die Ausstellung, in der Warhol Zeichnungen basierend auf den Erzählungen Truman Capotes zeigte, wenig Beachtung durch Kritiker.
Auffällig war schon zu diesem Zeitpunkt Warhols wachsendes Interesse für verschiedene mechanische Reproduktionsverfahren und – damit einhergehend – seine progressive Einstellung dem künstlerischen Original gegenüber. Durch das Anfertigen von Druckschablonen konnte er das gleiche Motiv immer wieder drucken. Dabei bestand für Warhol kein Unterschied zwischen Original und Druck und schon gar kein Unterschied zwischen einem ersten und allen folgenden Drucken. Er widersetzte sich der damaligen Konvention, Drucke durch eine laufende Nummerierung als Teil einer Serie zu kennzeichnen, und behandelte jeden Druck wie ein Originalwerk.
Bereits 1955 konnte Warhol sich einen Assistenten leisten. Nathan Gluck – zu diesem Zeitpunkt bereits ein verhältnismäßig bekannter Künstler in New York – begann für Warhol, an den von ihm eingeholten Aufträgen zu arbeiten, dabei half zwischenzeitlich auch Warhols Mutter Julia, die seit 1952 mit ihrem Sohn zusammen wohnte. Warhol selbst kümmerte sich derweil darum, weitere Aufträge zu sichern, was ihm zunehmend leicht viel, da ihn die Redakteure und künstlerischen Leiter der Magazine und Werbeindustrie als offenen und kritikfähigen Grafiker schätzten.
Diese Art der kollaborativen Produktion sollte typisch für Warhols späteres Schaffen werden. Schon früh ließ er Freunde und Bekannte bei „Ausmal-Partys“ seine eigenen Bilder fertig malen. Für ihn sparte dieses Vorgehen Zeit, da er sich auf die eigentliche Skizze und den fertigen Entwurf konzentrieren konnte. Außerdem konnte er so sicher sein, dass selbst Bilder, die dieselben Umrisslinien aufwiesen, sich schlussendlich durch die unterschiedlich aufgebrachte Farbe unterscheiden würden.
Warhols Aussehen begann ihn immer mehr zu beschäftigen. Haarausfall und Akne verstärkten seine soziale Unsicherheit. Er unterzog sich mehreren Hautbehandlungen und begann ein Toupet zu tragen, um die kahle Stelle an seinem Hinterkopf zu kaschieren. Ein paar Jahre später ließ er sich die Nase verkleinern – alles in dem Versuch, wenn er schon nicht dem eigenen Schönheitsideal entsprechen konnte, zumindest einen ganz eigenen Stil für sich zu prägen.
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