Es war einmal eine Stadt, deren Bewohner schworen, sie sei die schönste der Welt und in ihr würden Dinge passieren, von denen andere Städte nur träumen könnten. Genau in dieser Stadt, am ehemaligen Revolutionärsplatz Nummer eins, wohnt der verkrüppelte, in einem Kinderheim aufgewachsene Musiker Aleksi Adamiani, dessen Nachname schlicht «Mensch» bedeutet. Auch wenn das Schicksal ihm ein sehr schweres Leben beschieden hatte, lächelte es ihm auch zu und schenkte ihm das treue Akkordeon «Raviata», seine zwei engsten Freunde Kotiko und Data, die heimlich in ihn verliebte Tamriko und ein vermeintliches Enkelkind: Sinka Adamiani – Sinka Mensch. Verschrobene, warmherzige, eigentümliche und vom Leben gezeichnete Charaktere – es ist ihre bittersüße Geschichte, die Anna Kordsaia-Samadaschwili in ihrem neuen Roman erzählt. Sie alle nehmen ihr zumeist sehr hartes Schicksal an, und viele von ihnen werden an ihm scheitern, aber nicht, ohne ihm zuvor ihren Anteil am Glück abzutrotzen und die hellen Momente des Lebens zu feiern. In den wundersamen, auf den ersten Blick unglaublichen Begebenheiten, die Kordsaia-Samadaschwili zu einem Märchen verwebt, sind Erdachtes und Wahres untrennbar miteinander verknüpft. In ihnen spiegeln sich die Geschichten der Stadt Tbilissi in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts, das alltägliche Leben genauso wie die großen Tragödien, glückliche Fügungen und schwarze Tage, alles, was das Menschsein ausmacht.
"Anna Kordsaia schüttelt Anekdoten aus den Ärmeln ihrer weit geschnittenen Kleidung wie nichts. Tbilissi ist der Stoff, aus dem ihre Bücher gemacht sind. Dabei schreibt sie nicht nostalgisch, sondern schnell und pointiert, nah dran an den Menschen. Das flirrende Milieu ihrer Texte ist die Bohème, deren Liebling Tbilissi seit über hundert Jahren ist." (JUDITH LEISTER, NZZ)