Als der alte Fahrenbach, der eine zunächst kleine Firma im Weinanbau und -vertrieb errichtet und im Laufe der Jahre zu einem bedeutenden Familienunternehmen erweitert hat, das Zeitliche segnet, hinterlässt er ein ziemlich seltsames Testament. Drei seiner Kinder scheinen Grund zur Freude zu haben, Frieder als neuer Firmenchef, Jörg als Schlossherr und Grit als Villenbesitzerin.
Es war ein wunderschöner Spätnachmittag. Die Sonne schien und tauchte die Landschaft in ein sanftes goldenes Licht, aber dafür hatte Bettina keinen Sinn. Sie saß neben ihrem alten Jugendfreund Markus Herzog in dessen Auto und konnte es kaum erwarten, an den See zu kommen. Sie konnte es nicht glauben, daß sich auf ihrem Grund und Boden am See Landvermesser tummeln sollten. Es mußte sich dabei ganz einfach um einen Irrtum handeln. Sie wußte doch nun wirklich ganz genau, daß sie niemandem einen solchen Auftrag erteilt hatte. Warum auch. Sie würde niemals ein Seegrundstück verkaufen, und sie gehörte auch nicht zu den Leuten, die aus lauter Neugier den Wert von Grundstücken feststellen ließen, um sich danach daran zu ergötzen, wie wertvoll ihr Besitz war. Sie war ein bißchen sauer auf Markus, der auf den Hof gekommen war, um ihr Vorhaltungen zu machen, weil sie ihre besten Freunde über diese angebliche Aktion nicht informiert hatte. Das tat ein bißchen weh, denn er hätte wissen müssen, daß sie ihre besten Freunde nicht hinterging. «Es macht mich traurig, Markus, daß du mir nur Vorhaltungen gemacht hast, ohne einen Augenblick daran zu denken, daß ich eine solche Aktion ohne euch niemals starten würde. Du weißt doch, wie schrecklich ich es finde, daß auf dem Grundstück des Huber-Bauern diese dreißig Häuser, der Supermarkt und das Restaurant entstehen. Und dann soll ich das schönste, was Fahrenbach zu bieten hat, den See, parzellieren lassen?» «Es ist dein Recht, der See mit den dazugehörigen Grundstücken gehört dir.» «Markus, darum geht es überhaupt nicht. Es geht darum, daß du an mir gezweifelt hast.» Er bremste, fuhr an die Seite und blickte Bettina an. «Nun sei mal ganz ehrlich, was du davon halten würdest, wenn im ganzen Dorf über nichts anderes gesprochen wird und du dich dann selbst davon überzeugt hättest, daß fleißig an mehreren Stellen vermessen wird.» «Wenn, dann will die Gemeinde noch etwas ausmessen.» "Bettina, ich habe es dir schon einmal gesagt, ich kenne die Leute von der Gemeinde.