Auf den ersten Blick ein fröhlicher, sehr unanständiger Zukunftsroman, in dem männergeile Männer es bei so ziemlich jeder Gelegenheit miteinander treiben, von zart bis hart, am liebsten öffentlich, während die bürgerliche Gesellschaft sich an den Anblick gewöhnt und neuartige Strukturen entwickelt, um solch abartiges Geschehen zu integrieren. Bei näherer Hinsicht hält Jens van Nimwegen der heutigen Gesellschaft den Spiegel vor wie dereinst Pasolini. Die 120 Tage von Sodom reloaded, aber leichter, spielerischer, ohne Fäkalien und ohne Grausamkeit, wenn man von einer zwischen zwei Steinen zermalmten Gebissprothese absieht. Was erwartet unsere so tolerante Gesellschaft von ihren Homosexuellen? Wie fühlen die sich, wenn sie zur Abwechslung mal nicht kuschen wollen? Philosophisch betrachtet ist die Erzählung darüberhinaus ein Gedankenexperiment zum Sinn und Zweck des gesetzlichen Schutzes von etwas so schwer Greifbarem wie der Würde des Menschen im Gegensatz zum Tierschutz. Die selbständig lesbare philosophische Lehrerzählung kann auch gelesen werden als dritter Band der MANIMAL-Trilogie von Jens van Nimwegen. Das Ferkel, einen Skater aus Rüdersdorf, kennen die Leser des ersten und zweiten Bandes. Es war bei Jens in der Lehre, um zu einem richtigen Schwein abgerichtet zu werden. Viel brauchte der naturversaute junge Mann dazu nicht mehr zu lernen. Gegen Ende des ersten Bandes gesellte sich Phallc dazu, ebenfalls ein Skater, der von seinen Eltern des Hauses verwiesen wurde. In Die artgerechte Haltung des Homo manimalis treffen wir die beiden wieder im inzwischen dreigeteilten Deutschland des Jahres 2034, nach dem Großen Zusammenbruch. Vieles ist anders geworden, und während im Freistaat Bayern-Sachsen Homosexuelle gesetzlich als Abart des Homo Sapiens dem Tierreich zugerechnet werden, können sie in Neupreußen frei und vollkommen offen leben und lieben. Aber wer vorher schon versaut war, bleibt es auch unter diesen beiden Systemen.