Meine Jugend in Dresden war geprägt von Musik. Und diese war in den 60ern vor allem die Beat-Musik. Schnell fand ich in jenen Jahren Gleichgesinnte, denn diese fantastischen Klänge der neuen und ungewohnten, elektronischen Musik breiteten sich trotz «Eisernes Vorhangs» auch über die ganze DDR aus, wie ein Lauffeuer. Wir waren Stones-Fans. Überall entstanden neue Bands, Combos und Beatgruppen und sie spielten zur Verzweiflung der Behörden die Songs ihrer westlichen Vorbilder, diese oft in bestechender Originalität. In diese Entwicklung passte meine Idee, einen Rolling-Stones-Fan-Club zu gründen, der dann in Dresden-Leutewitz sogar ein zuhause bekam. Mit Genehmigung der Behörden erschlichen und erwarben wir, unter Vorspiegelungen falscher Tatsachen, eine alte Holzhütte, die wir tatkräftig zum Club ausbauen konnten. Die Stasi jedoch fackelte nicht lange, sondern unternahm alles, um dem Beat-Spuk und dem Stones-Club ein Ende zu setzen. Langhaarige wurden einkassiert, die Haare zwangsbeschnitten, Hausdurchsuchungen fanden statt, Spitzel rekrutiert und in unseren Club eingeschleust usw. Doch das Monster «Beat» verstummte nicht wieder. Allerdings recht bald unser Stones-Club. Er wurde geschlossen! Fast zwei Jahre hatten wir durchgehalten. Inzwischen war ich zur «Fahne» eingezogen worden und betrieb dort meine Beat-Kultur weiter, in Uniform und mit kurzen Haaren. Meine Sympathie galt weiterhin der Beatmusik und nicht der Marschmusik. Also geriet ich schnell in politischen Konflikt zu meinen Vorgesetzten, denn die Beat-Welle hatte eine weitere Dimension entwickelt, eine politische. Die Konfrontation mit der Stasi, schon im zivilen Leben, hatte uns zu Systemkritikern gemacht. Und dies verhehlte ich auch nicht bei der «Fahne». Erst Recht nicht, als der Einmarsch der Warschauer Pakt-Truppen in die CSSR stattfand und wir jeden Tag damit rechnen mussten, ebenfalls dort einmarschieren zu müssen.