Es schien, als stände diese Reise unter einem unguten Stern. Nicht nur dass die Großeltern aus Krankheitsgründen die Segeltour durch die kroatischen Inseln nicht mitmachen konnten, am Tag vor Reisebeginn fuhr auch noch, als Mama im Supermarkt aus einer Parklücke stoßen wollte, ein Mercedesfahrer das Schutzblech und die Rücklichter ihres Fords ab. Ein befreundeter Automechaniker erbarmte sich im letzten Moment und reparierte es. Damit die Großeltern wenigstens imaginär an der Reise teilnehmen konnten, versprachen der fünfzehnjährige Tom und seine elfjährigen Schwester Anika ihnen jeden Tag einen Blog zu schicken. Papa Steinert, ein leidenschaftlicher Hobbysegler und Besitzer eines Kapitän-Hochseescheins, hatte das Boot längst für die letzten zwei Ferienwochen gechartert, es gab kein Zurück mehr, was auch nicht gewollt war, denn allzu lange hatte man sich auf diese Reise gefreut. Aber die Pechsträhne schien sich fortzusetzen, als sich schon am ersten Tag der Seereise kein Lüftchen regte. Die Familie beschloss mit dem Beiboot in die Nachbarbucht zu rudern, um dort zu schnorcheln, wobei Tom bei einem Tauchgang ein Bootswrack entdeckte. Als sie im nahen Dorf eine kleine Kneipe aufsuchten, erfuhren sie von den Wirtsleuten, dass sich zwischen diesen Gestaden und der «Insel der kleinen Drachen» ein wahrer Bootsfriedhof befände. Zu Titus Zeiten nämlich war die Insel eine Gefangeneninsel und viele der zu lebenslanger Zwangsarbeit Verurteilten flohen vor den dort herrschenden unmenschlichen Verhältnissen übers Meer. Nur wenigen gelang die Flucht. Als die Familie endlich auf Fahrt war, fuhren sie nah an der genannten Insel, einem kargen, unwirklichen Eiland, vorbei und bemerkten, dass sie bewohnt sein musste. Durch das Fernglas glaubten sie einen schwarzen, großen Hund auf der Steilküste zu sehen, daneben eine Mädchengestalt. Aber vielleicht waren es auch nur wilde Ziegen, vermutete Papa Steinert.