Anfangs wird der Leser zur kriminalistischen Feinarbeit verführt, indem in alten Dokumenten nach der Wahrheit gesucht wird. Denn die Geheimnisse schwirren jahrelang durch die Familie, ohne dass sie je aufgeklärt werden können. Doch die nachträglichen Recherchen holen die Wahrheit ans Licht und inszenieren eine dramatische Familiengeschichte, die ihren Anfang vor über einhundert Jahren hatte. Dabei steht die Schuld im Vordergrund, die sich Arnold und Ernestine Bauersfeld 1907 aufgeladen haben: Der Tod eines Menschen und das Verleugnen eines Kindes. Die weiteren Jahre dieses Paares sind geprägt von Angst und Schuld. Sie leben in der ständigen Befürchtung, es könnte jemand hinter ihre Geheimnisse kommen, denn fast alle Familienmitglieder sind noch ahnungslos. Jedoch immer mehr Menschen erfahren ungewollt davon und bilden damit eine Gefahr vor Entdeckung. Eine Entdeckung hätte für Arnold eventuell auch strafrechtliche Folgen. Diese ständige Angst macht ihre Ehe kaputt. Vor allem die Schuld belastet Ernestine, weil ihr auch Gott, den sie ständig um Vergebung bittet, scheinbar nicht helfen kann, so dass aus der gütigen und lebensfrohen Frau eine alte, schrullige Person wird. Trotz Reue leidet sie unter dem schizophrenen Zustand, also unter der Verleugnung ihres eigenen Kindes, am meisten. Die gesamte Geschichte ist frei erfunden, die Personen sind jedoch real. Der Ausgangspunkt für diesen Roman liegt in meiner Familie, in der es diese Geheimnisse gab, die sich aber nicht mehr klären ließen. Meine Großeltern nahmen ihr Geheimnis mit ins Grab. Somit habe ich eine fiktive Erklärung selbst inszeniert, wie es hätte gewesen sein können. Gleichzeitig spiegelt der Roman die Zeit um den ersten Weltkrieg wieder sowie auch die der Weimarer Republik.