Hochzeit! Ich reisse mich drei Tage vor der Trennung (?!) aus meiner Lethargie und male mir den Tag unserer Trauung aus. Willst du muslimisch oder christlich heiraten, Herkules? Atheistisch kann ich dich nicht beraten, da kommen mir keine ansprechenden Dekors in den Sinn, da blockiert meine Kreativität. Hast du dich Allah inzwischen unterworfen; überlässt du's ihm, die Welt zu richten? Und vor allem: Hast du sie entdeckt, die grosse Liebe irdischen Daseins, die untrennbar mit dem Himmel und den Sternen verknüpft ist? Kannst du mittlerweile auch mal ganz ergeben lächeln ohne den Zwang zur Kontrolle oder die misstrauische Kalkulation eines Restrisikos? Keine Sorge, wir bleiben ein Leben lang unterwegs zur Hochburg, aber Highlights sind bereits auf allen Zwischenstationen möglich. Unsere Hochzeit kann einen Teil heimatlichen Glücks vorwegnehmen, wenn wir sie dem Wesen unserer Herzen gemäss gestalten.
Bereits ein zweiter Autor bedient sich hier des neuen literarischen Genres – den «Visualisationen» – diesmal, um neckische Kleintexte zum Thema «Liebe» und «Verliebtheit» zu sammeln und ihnen ebenso kurzgefasste Minidialoge anzuhängen, in der gleichberechtigten Rollenverteilung von A und B. Eine Besonderheit dieser Publikation stellt die konsequente Geschlechterneutralität im Sprachgebrauch dar. Und das, obwohl Liebe ohne Geschlechtlichkeit ja gar nicht denkbar ist! Das vollbrachte Kunststück besteht darin, dass nun jede Person, egal mit was für Absichten, sich der heiteren Lektüre hingeben kann und ganz bestimmt auf ihren Geschmack kommt, respektive sich und sein geliebtes Gegenüber wiederfindet in den post-romantischen Dialogpartnern A und B!
Durch die 153 Kurztexte, die aus Werken verschiedener Gattungen oder Genres in einer einzigartigen, fragmentarischen Komposition zusammengestellt sind, zieht sich die Hauptthematik wie ein roter Faden: die Suche eines sensiblen Jungen nach der eigenen, inneren Kraft im männlichen Gegenüber. Diese Suche kennt viele Rückschläge, folgt aber unbeirrt der mystischen und erotischen Spur auf der Gratwanderung der eigenen Selbstwerdung. Zusammen mit den Abbildungen, welche aus verschiedenen Kulturepochen stammen und bis in die jüngste Gegenwart reichen, machen Bild und Text das Werk zu einem eindrücklichen Zeitgemälde seelischer Empfindung, religiöser Sinnsuche und tiefer Liebessehnsucht.