Название | Reise um die Erde in 80 Tagen |
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Автор произведения | Jules Verne |
Жанр | Научная фантастика |
Серия | |
Издательство | Научная фантастика |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783868209549 |
REISE UM
DIE ERDE
IN 80 TAGEN
JULES VERNE
MIT DEN ILLUSTRATIONEN DER ORIGINALAUSGABE
Mit den Illustrationen der
französischen Originalausgabe des
Verlages J. Hetzel & Cie.
Nach der deutschen Übersetzung des
A. Hartleben’s Verlages (1874-1911)
der neuen Rechtschreibung angepasst.
Leicht bearbeitet durch den Wunderkammer Verlag.
© 2013 Nikol Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG,
Hamburg
Alle Rechte, auch das der fotomechanischen Wiedergabe
(einschließlich Fotokopie) oder der Speicherung auf
elektronischen Systemen, vorbehalten.
All rights reserved.
Titelabbildung: ullstein bild – The Granger Collection
Umschlag: Timon Schlichenmaier, Hamburg
ISBN: 978-3-86820-954-9
ERSTES KAPITEL
Phileas Fogg und Passepartout nehmen sich einander als Herr und Diener an.
I
m Jahre 1872 wohnte in dem Hause Nummer 7, Saville-Row, Burlington Gardens, worin Sheridan im Jahre 1814 gestorben war, Phileas Fogg, Sq., eines der ausgezeichnetsten und hervorragendsten Mitglieder des Reformclubs in London, der jedoch dem Anschein nach beflissen war, nichts zu tun, was Aufsehen erregen konnte. Dieser Phileas Fogg, also Nachfolger eines der größten Redner, welche Englands Zierde sind, war ein rätselhafter Mann, von dem man nichts weiter wusste, als dass er ein recht braver Mann und einer der schönsten Gentlemen der vornehmen Gesellschaft sei. Man sagte, er gleiche Byron – zumindest sein Kopf, denn seine Füße waren tadellos, – aber ein Byron mit Schnurr- und Backenbart, ein Byron mit leidenschaftslosen Zügen, der tausend Jahre alt werden konnte, ohne zu altern.
Phileas Fogg war zweifellos ein echter Engländer, wenn auch vielleicht kein Londoner. Man sah ihn nie auf der Börse, auch nicht auf der Bank oder auf irgendeinem Kontor der City. Nie sah man in den Hafenbecken oder an den Docks in London ein Schiff, dessen Eigner Phileas Fogg gewesen wäre. In keinem Verwaltungs-Komitee hatte dieser Gentleman einen Platz; nie hörte man seinen Namen in einem Anwaltskollegium oder im Temple, im Lincolns-Inn oder im Grays-Inn. Er verteidigte niemals an einem Obergerichtshof oder bei der Kingsbench, beim Schatzkammergericht oder an einem geistlichen Hof. Er war weder ein Industrieller noch ein Großhändler, Kaufmann oder Landbauer. Er gehörte weder dem Königlichen Institut, noch einem Institut von London, noch sonst irgendeiner Anstalt der Kunst, Wissenschaft oder einem Gewerbe an; schließlich gehörte er auch keiner der zahlreichen Gesellschaften an, wovon die Hauptstadt Englands nur so voll ist, von der Harmonie bis zur entomologischen Gesellschaft, welche hauptsächlich den Zweck verfolgt, die schädlichen Insekten zu vertilgen. Phileas Fogg war lediglich ein Mitglied des Reformclubs, nichts weiter.
Sollte man sich darüber wundern, dass ein so mysteriöser Gentleman zu den Mitgliedern dieser ehrenwerten Gesellschaft zählte, lässt sich als Antwort sagen, dass er auf Empfehlung des Hauses Gebr. Baring, wo er sein Geld angelegt hatte, Aufnahme fand. Daher ein gewisses Ansehen, welches er dem Umstand verdankte, dass von dem Soll seines Konto-Korrents seine Wechsel bei Sicht pünktlich bezahlt wurden.
War dieser Phileas Fogg reich? Zweifellos. Aber wie er zu diesem Vermögen gekommen war, konnten die Bestunterrichteten nicht sagen, und Herr Fogg war der letzte, an den man sich wenden durfte, um es zu erfahren. Jedenfalls war er nicht verschwenderisch, aber auch nicht geizig; denn überall, wo es für eine edle, nützliche oder großmütige Sache an einem Betrag mangelte, schoss er ihn im Stillen bei und blieb selbst anonym.
Im Allgemeinen war dieser Gentleman sehr wenig mitteilsam. Er sprach so wenig wie möglich und schien umso geheimnisvoller, weil er so schweigsam war. Doch war seine Lebensweise für jeden zu sehen. Aber was er tat, war so mathematisch stets ein und dasselbe, dass die unbefriedigte Einbildungskraft weiter forschte.
Hatte er Reisen gemacht? Vermutlich, denn kein Mensch war besser als er in aller Welt mit den Karten vertraut. Auch von dem entlegensten Ort schien er genaue Kenntnisse zu haben. Manchmal wusste er, allerdings nur mit wenigen, kurzen und klaren Worten, die tausend Äußerungen, welche im Club über verlorene oder verirrte Reisende zirkulierten, zu berichtigen, und seine Worte schienen oft wie von einem zweiten Gesicht eingegeben, denn jedes Ereignis rechtfertigte sie schließlich. Es war ein Mann, der überallhin – im Geiste wenigstens – gereist sein musste. Zuverlässig jedoch war Phileas Fogg seit vielen Jahren nicht aus London hinausgekommen. Wer ihn etwas näher zu kennen die Ehre hatte, bezeugte, dass kein Mensch ihn je woanders gesehen hatte, als auf dem geraden Wege von seinem Hause zum Club, den er tagtäglich machte. Sein einziger Zeitvertreib bestand im Lesen der Journale und im Whistspiel. Bei diesem schweigsamen Spiel, welches seiner Natur so sehr angemessen war, gewann er oft, aber seine Gewinne flössen nie in seine eigene Tasche, sondern bildeten einen erheblichen Posten auf seinem Barmherzigkeits-Konto. Übrigens ist wohl zu bemerken, dass Herr Fogg offenbar um des Spieles willen spielte, nicht um zu gewinnen. Das Spiel war ihm ein Ringen mit einer Schwierigkeit, das jedoch keine Bewegung, keine Platzveränderung, keine Ermüdung kostete, und das passte zu seinem Charakter.
Man wusste bei Phileas Fogg nichts über eine Frau oder Kinder – was den achtbarsten Menschen passieren kann – noch von Verwandten oder Freunden, was allerdings seltener ist. Phileas Fogg war der einzige Bewohner seines Hauses Saville-Row und kein Mensch sonst kam in dasselbe hinein, einen einzigen Diener ausgenommen, der ihm genügte. Was im Inneren desselben vorging, davon war niemals die Rede. Er frühstückte und speiste zu Mittag im Club, zu chronometrisch bestimmten Stunden, in demselben Saal, an demselben Tische, traktierte niemals einen Kollegen, lud nie einen auswärts ein und kehrte nur zum Schlafen, Punkt zwölf Uhr nachts, nach Hause zurück, ohne jemals von den wohnlichen Gemächern Gebrauch zu machen, welche der Reformclub für seine Mitglieder zur Verfügung hält. Von vierundzwanzig Stunden brachte er zehn in seiner Wohnung zu, teils zum Schlafen, teils zur Beschäftigung mit seiner Toilette. Häufig ging er spazieren, mit gleich gemessenem Schritt in dem mit eingelegter Arbeit parkettierten Eingangssaal oder auf dem Rundgang, über welchem ein blaues Glasgewölbe auf zwanzig ionischen Säulen aus rotem Porphyr ruhte. Bei der Mahlzeit oder dem Frühstück lieferten Küche und Speisekammer, die Konditorei, der Fischhändler und die Milchstube ihre besten Gerichte; die Clubdiener, gesetzte Leute in schwarzer Kleidung und mit Multonschuhen, bedienten ihn auf besonderem Porzellan und Tafelweißzeug von kostbarer sächsischer Leinwand; seinen Sherry oder Portwein, seinen mit feinstem Zimt und Frauenhaar gemischten Ciaret trank er aus dem seltensten Kristall des Clubs; und das Eis, welches der Club unter hohen Kosten aus den Seen Amerikas bezog, erhielt seinen Trunk in erquicklicher Frische. Wenn man ein Leben in solchen Verhältnissen exzentrisch nennt, so muss man zugeben, dass Exzentrizität etwas Gutes hat! Das nicht eben prachtvolle Haus in Saville-Row empfahl sich durch größte Bequemlichkeit. Übrigens beschränkte sich, bei den unveränderbaren Gewohnheiten des Mieters, seine Bedienung auf geringe Anforderungen. Doch verlangte Phileas Fogg von seinem einzigen Diener eine außerordentliche Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit. An diesem Tage, dem 2. Oktober, hatte Phileas Fogg seinen Burschen James Forster entlassen, weil er ihm zum Rasieren Wasser gebracht hatte, das 84 anstatt 86 Grad Fahrenheit heiß war, und er erwartete den Nachfolger desselben, welcher sich ihm zwischen elf und halb zwölf Uhr vorstellen sollte.
Phileas Fogg saß breit in seinem Fauteuil, beide