Название | Der Psychocoach 5: Der Geist aus der Flasche |
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Автор произведения | Andreas Winter |
Жанр | Сделай Сам |
Серия | Der Psychocoach |
Издательство | Сделай Сам |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783938396544 |
Vorbemerkung
Wozu und für wen ist dieses Buch?
Alkoholiker und deren Therapeuten haben es schwer. Psychologisch gesehen ist der Mensch, der mit astronomischem Promillegehalt auf die Intensivstation eingeliefert wird, nämlich nicht nur Opfer, sondern zugleich auch Täter. Da wir in unserer Gesellschaft Täter aber unterbewusst in der Regel verachten, verachten wir in diesem Fall das hilfsbedürftige Opfer gleich mit – und so wird dieses zumeist voller Abscheu und recht unbefriedigend therapiert. An Alkoholikern macht sich selten jemand gern die Finger schmutzig, sie werden oft mit Medikamenten abgefertigt und anschließend in Selbsthilfegruppen abgeschoben, wo sie dann verzweifelt darum kämpfen, die nächsten 24 Stunden lang „trocken“ zu bleiben.
In Deutschland trinkt – rein statistisch gesehen – jeder Einwohner pro Jahr gut zehn Liter reinen Alkohol – vom Neugeborenen bis zum Greis. Dies entspricht etwa 200 Liter Bier oder 90 Liter Wein oder 25 Liter Whisky pro Kopf und Jahr. Weit über zehn Millionen Menschen in Deutschland haben nach offiziellen Schätzungen ernsthafte Alkoholprobleme, darunter rund drei Millionen Alkoholkranke, sieben Millionen beratungs- oder behandlungsbedürftige Trinker und jedes Jahr etwa 40.000 Alkohol-Tote. Das Einstiegsalter für Hochprozentiges liegt mittlerweile bei zwölf Jahren, Tendenz fallend. Eine Alkoholiker-Therapie dauert etwa sechs bis zwölf Monate und endete bislang fast immer in verordneter Alkoholabstinenz. Meist werden die tatsächlichen psychosozialen Ursachen des Alkoholmissbrauchs weder erkannt noch gebannt. Familiendramen mit verängstigten Kindern, hilflosen Partnern und Versagensängsten der überforderten „trockenen“ Alkoholiker werden durch bloßes „Trockenlegen“ nicht beseitigt. Meist wird hierbei sogar noch ein weiteres Problem erzeugt: Angst vor dem Alkohol und dem damit verbundenen Rückfall – ein hohes Frustrationspotenzial für den Betroffenen und seinen Arzt.
Dabei wäre es so einfach, aus dem „Muss“ zum Trinken wieder ein „Kann“ zu machen, wenn man das Phänomen Alkoholismus einmal von einer ganz anderen Seite betrachtete. Diese Betrachtungsweise möchte ich Ihnen etwas näherbringen.
Die Bücher der Reihe „Der Psychocoach“ behandeln Themen der Bereiche Gesundheit und Verhalten aus tiefenpsychologischer Sicht. Sie zeigen Ihnen therapeutische Aspekte, die Ihnen vielleicht zunächst etwas fremd vorkommen mögen. Ich, Andreas Winter, arbeite in meinem Institut Powerscout Wellness Coaching als pädagogischer Berater und beschäftige mich mit der Psyche und ihren Auswirkungen auf das Verhalten und den Körper.
Eigentlich ist das nichts Neues: Der Begründer des autogenen Trainings, Prof. Dr. J. H. Schultz (1884 – 1970), einst Schüler des Wiener Tiefenpsychologen Sigmund Freud, forderte bereits Ende der 1920er Jahre Ärzte dazu auf, „das Seelische als biologische Höchstfunktion“ anzuerkennen, und trat damit zugleich für eine „Psychologisierung des Arztes“ ein, sowohl in diagnostischer als auch in therapeutischer Hinsicht. Weiter erklärte er: „Vom Arzt fordert es keine Schulgläubigkeit, sondern Aufgeschlossenheit und die Anerkennung der ganzen anthropologischen (menschlichen, Anm. d. A.) Wirklichkeit.“ Schultz hat damals schon erkannt, dass offenbar die Psyche und der gesamte unterbewusste Bereich ausschlaggebend für verschiedene Krankheitsbilder sind. Mit jener von Schultz geforderten „Aufgeschlossenheit“ kann dieses Buch Ihr bisheriges Leben verändern. Nicht nur dass Sie Alkoholprobleme besser verstehen oder als Betroffener gar loswerden, Sie erhalten auch noch etwas anderes, sehr Wertvolles dafür: eine höhere Lebensqualität. Zwar werden Sie erfahren, dass wir für alles, was wir bekommen, auch einen Preis zu zahlen haben. Doch ist dieser geringer, wenn wir uns freiwillig von bestimmten Verhaltensweisen und falschen Glaubenssätzen befreien, als wenn chronischer Alkoholmissbrauch zu einem unglücklichen und ungesunden Leben führt.
Das bedeutet: Es ist besser, sich rechtzeitig von allem zu trennen, was zu Missbrauch führt, als zu warten, bis Sie selbst „am Ende“ sind. Dieses Buch zeigt Ihnen, wie man durch bloßes In-Frage-Stellen seiner Glaubenssätze zu einem gelasseneren Lebensstil gelangt.
Und nun stellen Sie sich bitte einmal für einen Moment vor, Sie oder Ihr Angehöriger wären vom Alkoholproblem befreit. Was wäre Ihnen das in Euro wert? Vergleichen Sie diese Zahl bitte mit dem Kaufpreis des Buches, den paar Stunden Zeit, die Sie für das Lesen benötigen werden, und den jährlichen Ausgaben für den Alkohol selbst sowie den Kosten zur Bekämpfung seiner Folgen, wie z. B. peinliche Abstürze, verlorene Führerscheine und alkoholbedingte Gesundheitsschäden. Nun überlegen Sie bitte, ob es sich für Sie lohnt weiterzulesen.
Sie lesen weiter? Herzlich willkommen!
Sie werden im Laufe dieses Buches erfahren, warum Menschen trinken und sich betrinken – und wie man davon wieder loskommt. Mit diesem Wissen werden Sie Ihren Alltag künftig ganz anders erleben können. Dann ist Schluss mit Vollrausch, Selbsthass, Verzweiflung und Enttäuschung.
Am Ende des Buches finden Sie eine ca. 20-minütige Audio-CD, die Ihnen hilft, das Gelesene auf emotionaler Ebene nachzuvollziehen, damit Sie es im Alltag auch umsetzen können. Hören Sie sich diese CD aber bitte erst nach der Lektüre des Buches an.
Hinweis:
Die beigelegte Starthilfe-CD enthält ein Programm zum reflektierenden Selbstcoaching, basierend auf den Erkenntnissen in diesem Buch. Bitte hören Sie diese Audio-CD aufmerksam und entspannt an. Schlafen Sie nicht ein und machen Sie sich beim Hören ganz bewusst, welche Gedanken und Eindrücke Sie gewonnen haben. Die CD beinhaltet keine direkten Suggestionen und keine Subliminal-Programme, sondern ausschließlich Gedankenanstöße. Lassen Sie sich nicht „berieseln“, sondern denken Sie bewusst mit.
I. Einführung
Ein Wort vorab
Bereits kurz nach Veröffentlichung meines ersten Buches der Psychocoach-Reihe „Nikotinsucht – der große Irrtum“ im Mai 2007 machte ich eine verblüffende Erfahrung, die sich beim Thema Alkoholismus im Vorfeld bereits zu wiederholen scheint: Betroffene und Hilfesuchende waren von meinem Ansatz zur Suchtauflösung oftmals begeistert und empfanden ihn als große Hilfe. Auch Psychologen staunten über die Effizienz der Methode. Ärzte hingegen waren skeptisch oder verfielen in starren Unglauben. Doch diejenigen, die es eigentlich wissen müssten, Mitglieder der Selbsthilfegruppen, also ehemalige Betroffene, waren entsetzt und wetterten gegen meine Thesen. Die Begründung war immer die gleiche: eine Sucht nur mit einem Gespräch und ohne Abstinenz zu besiegen – das könne doch nicht sein, das ginge nicht so einfach. Den Zwang zum Rauchen innerhalb eines Gespräches aufzulösen