Verbena II. Ruth Anne Byrne

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Название Verbena II
Автор произведения Ruth Anne Byrne
Жанр Книги для детей: прочее
Серия Verbena
Издательство Книги для детей: прочее
Год выпуска 0
isbn 9783944788982



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sie Alraune schon?

      Wir tauchten zwischen die Büsche. Ich konnte kaum atmen, so sehr schnürte es mir den Brustkorb zu.

      Fria zog mich hinter einen breiten Stamm, warf einen Blick zurück. »Himmel, war das knapp!« Sie wischte sich die nassen Haare aus dem Gesicht. »Verbena, du musst flüchten, jetzt sofort!«

      Aber was sagte sie da? War das nicht … »Alles deine Schuld! Warum hilfst du mir überhaupt?«

      »Tsss.« Sie schüttelte den Kopf. »Das frage ich mich inzwischen auch. Ich habe dir gestern schon gesagt, ich würde dich nie verraten! Aber glaub, was du willst.« Trotzdem blieb sie stehen.

      Ein beißender Geruch.

      »Riechst du das?«

      »Was?«

      »Verbrannt.«

      Ich sah mich um. Der Wald war nass. Wo kam das her?

      Da spürte ich, wie mein Geist in Malves Körper gesaugt wurde.

      Er schreckte hoch, kroch unter meiner Decke hervor. Durch die Tür der Kammer wehte Rauch. Auch durch die Spalten zwischen den Bodendielen.

      Die Heilerei brannte!

      Malve fauchte. Als ob er fliegen würde, sprang er auf den Schrank, kletterte durch das Loch in den Deckenbalken. Überall rauchte es. Am Dachboden rannte er zu einer gebrochenen Schindel, zwängte sich durch den kleinen Spalt nach draußen. Er lief das Dach hinunter, doch der niedrigere Anbau stand schon in Flammen. Eine dichte Rauchsäule wirbelnder Glut zischte im Regen.

       Kehr um, Malve! Auf die andere Seite des Hauses …

      Er rannte über den First. Auch dort stieg Rauch auf. Er krallte sich am Rand der Schindeln fest. Hinter ihm krachte es. Es gab kein Zurück.

       Malve, spring!

      Er trippelte vor und zurück. Das Dach ächzte, Flammen züngelten durch die Schindeln.

      »Spring!«

      »Verbena? Was ist mit dir?«

      Ich spürte Frias Hand an meiner Wange. Sie kniete vor mir. Mein Körper lag am Waldboden. Ich setzte mich auf. Nasse Blätter klebten an meinen Händen.

      Sie hatten Alraune … und Malve.

      Der Albtraum war wahr geworden.

      Ich schluchzte, musste wissen, ob Malve es geschafft hatte.

      »Du bist auf einmal umgekippt«, sagte Fria.

      »Ich weiß, warte!«

      Warum war das Band zerrissen? War Malve nicht entkommen? Ich tastete nach dem Amulett, umschloss es mit den Fingern, suchte nach der Verbindung.

       Alvar, hilf mir, bitte!

      Doch ich fand Malve nicht.

      Hatte das Feuer ihn mitgerissen?

      Alraune gefangen, Malve tot?

      »Verbena, was ist los mit dir?«

      »Die Heilerei brennt.«

      »Was? Woher weißt du das?«

      Ich zog mich an einem Ast hoch, stolperte durch den Wald, musste ihn suchen gehen.

      Fria folgte mir.

      Ich lief voran, antwortete ihr nicht, tastete mich zwischen den Bäumen hindurch, die vor meinen Augen verschwammen.

      Sie hielt mich zurück. »Bist du wahnsinnig? Du kannst dort jetzt nicht hin. Sie werden dich gefangen nehmen!«

      »Aber Malve …« Ich riss mich los von ihr, querte den Weg Richtung Waldsee.

      Da waren Stimmen. Hüter. Sie kamen von jenseits des Weihers.

      Sollte ich es wagen? Ich musste.

      Geduckt lief ich durch das Gebüsch, schob mich leise zwischen den Ästen hindurch zum kleinen Wasserfall. Dort lugte ich hinter den Felsen hervor. Flammen, überall Flammen, sie züngelten bis in den Himmel hinauf. Das Dach stürzte krachend ein, ließ eine Wolke heißer Glut aufsteigen.

      Unser Zuhause … Alraune ….

      Ich war zu spät.

      Bis über den Weiher wehte der beißende Rauch, brannte in den Augen.

      Wo war Malve?

      Fria zwängte sich neben mich. Ihre Stimme überschlug sich: »Verbena, du musst gehen, jetzt. Gleich wird der ganze Wald voll von Hütern sein!«

      Doch ich konnte mich nicht bewegen, starrte nur auf die Flammen.

      Fria stockte. »Meine Güte, Finn steht dort vorne. Es tut mir so leid. Bitte glaub mir, ich habe wirklich nichts gesagt.«

      Tatsächlich, da stand Finn, neben Korvinus und all den anderen Hütern. Wie ein Hund bei seinem Herrn. Mir wurde schlecht. Wieso war er nicht bei seinen Schwestern?

      Einer der Hüter – der mit der Glatze – trat zur Seite, gab den Blick auf Alraune frei. Sie lag auf der Wiese, war gezwungen, all das mit anzusehen.

      Ich wollte schreien. Fria drückte mich nieder, hielt mir den Mund zu.

      Ich stieß sie weg, versuchte, mich zu befreien.

      Doch sie legte sich mit ihrem ganzen Gewicht auf mich. »Halt still! Willst du, dass sie uns erwischen?«

      Aber Alraune … wie konnte er nur?

      »Warum? Warum hat Korvinus uns das angetan??«

      »Gestern Nacht hat er Finn rufen lassen, um in der Schlucht nach einer Schriftrolle zu suchen. Hast du den Köcher nicht abgegeben?«

      »Was hätte ich tun sollen?«, schluchzte ich. »Wenn ich den Köcher in die Burg gebracht hätte, wären Alraune und ich erst recht gefangen genommen worden, gestern Abend noch.«

      Fria legte ihren Arm um mich, drückte mich.

      Immer mehr Leute kamen aus dem Dorf, gesellten sich dazu, um zu sehen, wie unser Haus niederbrannte. Wie Schmeißfliegen.

      Malve spürte ich immer noch nicht.

      Auf der anderen Seite des Weihers klatschte Korvinus in die Hände. »Voran Männer, werft die Alte in den Kerker. Hat noch niemand die kleine Hexe gefunden? Die kann nicht weit gekommen sein. Holt die Hunde!«, schnarrte er so laut, dass ich ihn sogar über das Plätschern des Wasserfalls hinweg hörte.

      Bei Mavanja!

      Wir duckten uns hinter den Felsen.

      »Lauf!«, flüsterte Fria.

      Neben mir im Gebüsch raschelte es.

      Ich fuhr herum.

      Schwarze Knopfaugen tauchten zwischen den Blättern auf. Malve keckerte vorwurfsvoll. Dann sprang er mir in den Schoß.

      Ich schlang die Arme um ihn, so erleichtert wie nie zuvor in meinem Leben.

      Er kletterte an mir hoch und legte sich um meinen Nacken.

      Unschuldig lächelte ich und hob die Schultern.

      Fria grinste. Vermutlich konnte sie sich jetzt eins und eins zusammenreimen.

      »Geh schon! Ich werde sie ablenken.«

      Doch ich schüttelte den Kopf. »Ich kann jetzt nicht gehen.«

      »Verbena, bitte! Sie werden dich fangen und einsperren und …« Frias Stimme versiegte.

      Sie hatte recht, ich musste aufbrechen. Langsam erhob ich mich und warf einen letzten Blick über den Weiher, auf unser brennendes Haus. Glut zischte im Regen. Der Himmel weinte – immer noch – nur nicht genug, um das Feuer zu löschen.

      Einige der Hüter zogen ab und stießen Alraune über die kleine Brücke. Korvinus schlenderte hinter ihnen her, sein Werk vollbracht.

      »Komm