Nach Hause kommen zu sich selbst. Tara Brach

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Название Nach Hause kommen zu sich selbst
Автор произведения Tara Brach
Жанр Сделай Сам
Серия
Издательство Сделай Сам
Год выпуска 0
isbn 9783867287340



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schauen

       13 • Gebet für schwierige Zeiten

       14 • Den Innenraum erkunden

       • Wer bin ich?

       • Einen Schritt zurücktreten

       15 • Wunschgebet

       • Wahre Zuflucht finden

      Wenn du einsam bist oder in Dunkelheit,

       wünschte ich,

      dir das erstaunliche Licht

       deines eigenen Seins zeigen zu können!

      Hafiz

      (Nachübersetzung der engl. Übersetzung

      von Daniel Ladinsky)

       Prolog

       Das Leben lieben, wie es ist

      In meinen frühesten glücklichen Erinnerungen spiele ich im Meer. Nachdem meine Familie dazu übergegangen war, die Sommer in Cape Cod zu verbringen, wurden mir die niedrigen Kiefernwälder, die hohen Dünen und die Weite der weißen Sandflächen zu einer echten Heimat. Stundenlang waren wir am Strand, tauchten in den Wellen, ließen uns von ihnen an den Strand tragen und übten unter Wasser Purzelbäume. Sommer um Sommer füllte sich unser Haus mit Freunden und Verwandten – und später mit Partnern und neuen Kindern. Es war ein gemeinschaftliches Himmelreich. In der salzigen Luft, unter dem weiten Himmel und an der stets lockenden See war Platz für alles, was es in meinem Leben gab, auch für eventuelle Schwierigkeiten, die ich im Herzen trug.

      Dann kam der Morgen, es ist noch gar nicht so lange her, an dem zwei Autos voller Freunde und Verwandten ohne mich in Richtung Strand aufbrachen. Aus dem Mädchen, welches zum Abendessen nur mit Mühe aus dem Wasser zu holen war, war eine Frau geworden, die nicht mehr über den Sand gehen oder im Meer schwimmen konnte. Nach zwei Jahrzehnten, in denen sich meine Gesundheit mysteriöserweise immer mehr verschlechterte, erhielt ich schließlich eine Diagnose: Ich hatte eine unheilbare, genetisch bedingte Krankheit, die im Wesentlichen nur durch Schmerzmittel behandelt werden konnte. Auf der Terrasse unseres Sommerhauses sitzend sah ich zu, wie sich die Autos entfernten, und es zerriss mich schier vor Kummer und Einsamkeit. Während die Tränen flossen, war ich mir nur einer einzigen Sehnsucht bewusst: »Bitte, bitte, lass mich Frieden finden, lass mich einen Weg finden, das Leben so zu lieben, wie es ist.«

      Aus dieser Suche nach einem inneren Ort des Friedens, der Verbundenheit und Freiheit, der auch unter schwersten Herausforderungen trägt, entstand dieses Buch. Ich nenne diesen inneren Ort »wahre Zuflucht«, weil er von allen äußeren Dingen unabhängig ist – von Situationen, Personen, Heilungen, sogar Stimmungen und Emotionen. Das Verlangen nach einem solchen Zufluchtsort ist universell. All unsere Wünsche und Ängste entspringen dieser Sehnsucht. Wir sehnen uns nach der Gewissheit, mit dem umgehen zu können, was auf uns zukommt. Wir möchten uns selbst vertrauen, dem Leben vertrauen. Wir möchten aus der Fülle dessen leben, was wir sind.

      Meine Suche nach Zuflucht führte mich noch tiefer in die spirituellen Lehren und die buddhistischen Meditationen, die in meinem Leben ohnehin schon eine zentrale Rolle spielten. Ich bin eine klinische Psychologin und lehre seit über dreißig Jahren Meditation. Ich bin auch Mitbegründerin und Lehrerin am Insight Meditation Center in Washington D.C. Aus meiner eigenen inneren Arbeit und meiner Arbeit mit anderen entstand mein erstes Buch Mit dem Herzen eines Buddha: Heilende Wege zu Selbstakzeptanz und Lebensfreude. Ich hatte auch angefangen, Psychologen und Laien zu vermitteln, wie sich Meditation und emotionale Heilung verbinden lassen. Die tiefe Unsicherheit dieser Existenz, die meine innere Welt zu der Zeit meiner Diagnose erschütterte, ließ mir die Lehren, die mich schon so lange leiteten, noch unmittelbarer und lebendiger werden.

      In der buddhistischen Tradition, in der ich lehre, verwenden wir das Pali-Wort Dukkha, um den emotionalen Schmerz in unserem Leben zu beschreiben. Dieses Wort wird häufig mit »Leiden« übersetzt, doch Dukkha umfasst all unsere Erfahrungen von Stress, Unzufriedenheit, Angst, Kummer, Sorgen, Frustration und allgemeiner Lebensunlust. Ursprünglich bezeichnet Dukkha einen Karren mit einem gebrochenen Rad. Wenn wir leiden, sind wir im Ungleichgewicht und holpern beschwerlich über den Weg unseres Lebens. Wir fühlen uns zerschlagen oder »daneben«, fern von jeglichem Gefühl der Zugehörigkeit. Manchmal zeigt sich dies einfach in einer subtilen Rastlosigkeit oder Unzufriedenheit; zu anderen Zeiten springt es uns als herzzerreißender Kummer oder lähmende Angst an. Doch wenn wir genau hinhören, entdecken wir unter der Oberfläche all unserer Beschwerden und Kümmernisse ein Grundempfinden der Einsamkeit und Unsicherheit, als sei etwas in unserem Leben verkehrt.

      In Mit dem Herzen eines Buddha: Heilende Wege zu Selbstakzeptanz und Lebensfreude schrieb ich über den tiefen, alles durchdringenden Schmerz der Scham, das Leiden unter der Überzeugung, dass »etwas mit mir nicht stimmt«. Diesmal wende ich mich Dukkha in einem umfassenderen Sinn zu. Seit mein erstes Buch veröffentlicht wurde, habe ich schwere Verluste durchlebt – den Tod meines Vaters, den körperlichen und psychischen Verfall mir nahestehender Menschen und die Konfrontation mit meiner eigenen chronischen Krankheit. Auch viele meiner Schüler machten große Umwälzungen durch. Manche verloren ihre Arbeit. Sie sorgen sich um ihren Lebensunterhalt und hungern nach einer sinnvollen Tätigkeit. Andere entfremdeten sich von Freunden oder ihrer Familie und sehnen sich nach Verbindung. Und sehr viele mühen sich mit dem Altern, mit Krankheit und der Unausweichlichkeit des Sterbens ab. »Etwas stimmt nicht mit mir« verstrickt sich für sie mit dem Schmerz des Ringens mit dem Leben an sich. Dem Buddha zufolge ist diese Erfahrung der Unsicherheit, Getrenntheit und grundlegender »Verkehrtheit« unvermeidlich. Als Menschen sind wir geprägt, uns getrennt und mit unserem wechselhaften und unkontrollierbaren Leben im Widerstreit zu fühlen. Dieses Grundgefühl ist der Ursprung der ganzen Bandbreite unserer verstörenden Emotionen wie Angst, Ärger, Scham, Kummer, Eifersucht und Neid sowie all der uns einschränkenden Geschichten und all der reaktiven Verhaltensweisen, die unseren Schmerz noch verstärken.

      Doch der Buddha bot uns auch eine radikale Verheißung an, die sich in vielen anderen Weisheitstraditionen wiederfindet: Wir können in unserem eigenen Herzen und in unserem eigenen Geist Geborgenheit und Zuflucht finden – genau hier, genau jetzt, mitten in unserem aktuellen Leben. Wir finden wahre Zuflucht, wann immer wir jenseits all unserer Geschäftigkeit und all unseres Strebens den stillen Raum des Gewahrseins erkennen. Wir finden Zuflucht, wann immer wir zartfühlend und mit Liebe unser Herz öffnen. Wir finden Zuflucht, wann immer wir uns mit der Klarheit und Intelligenz verbinden, die unserer wahren Natur zu eigen sind.

      In Nach Hause kommen zu sich selbst versuche ich, mit dem Begriff »Präsenz« die Unmittelbarkeit und Lebendigkeit dieses grundlegenden Gewahrseins zum Ausdruck zu bringen. Präsenz ist schwer zu beschreiben, weil sie eine unmittelbare Erfahrung ist und kein Konzept. Wenn ich diese stille innere Wachheit des Jetzt spüre, kehre ich zu einem Empfinden der Ganzheit, des Heilseins zurück. Ich bin zu Hause, in meinem Körper, in meinem Herzen, auf der Erde und in der Gemeinschaft mit allen Wesen. Präsenz erschafft ein grenzenloses Heiligtum, in dem alles Platz hat, was zu meinem Leben gehört – selbst die Krankheit, die mich daran hindert, die Wellen zu reiten.

      In diesem Buch finden Sie viele Geschichten von Menschen, die inmitten von Krisen und Verwirrung Präsenz erlebten. Ich erzähle auch von einigen der großen Herausforderungen, mit denen ich selbst in den letzten Jahrzehnten konfrontiert wurde. Ich hoffe, manche dieser Geschichten stellen eine Verbindung zu Elementen Ihrer eigenen Situation her. Anhand dieser Erfahrungen werden wir die Kräfte erforschen, die uns davon abhalten, präsent zu sein, und uns so häufig dazu verleiten, falschen Zufluchten nachzugehen. Ich rege auch zu vielen verschiedenen Übungen an, die mir und anderen zuverlässig halfen, Präsenz zu erfahren. Manche davon sind alt, manche neu, und manche entsprechen direkt den Erkenntnissen der modernen Neurowissenschaften. Zu diesen Übungen gehört auch eine der praktikabelsten, alltagstauglichsten Achtsamkeits-Meditationen, die ich kenne. Das Akronym RAIN steht für die vier Schritte dieses Prozesses, mit dem wir uns vielen schwierigen Emotionen an Ort und Stelle zuwenden können und der sich an praktisch jede persönliche Situation anpassen lässt.

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