Название | Reisen ans Ende der Welt |
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Автор произведения | Ibn Battuta |
Жанр | Книги о Путешествиях |
Серия | Edition Erdmann |
Издательство | Книги о Путешествиях |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783843803991 |
Da geschah es, dass Dschingis Khan eine Gruppe von Händlern mit Waren aus China und Cathay, besonders Seide, in die Stadt Utrar, die letzte Siedlung im Gebiet von Jalal ed-Din, sandte. Der dortige Gouverneur benachrichtigte den Sultan und bat um eine Anweisung, was er mit diesen Kaufleuten tun sollte. Jalal ed-Din befahl, den Händlern die Waren abzunehmen, sie selbst zu verstümmeln und ohne Glieder in ihr Land zurückzuschicken. Diese grausame Behandlung seiner Leute veranlasste Dschingis Khan, sich selbst an die Spitze seiner Truppen zu stellen und in die Länder des Islam einzufallen. Der Gouverneur von Utrar hatte Spione ausgeschickt, von denen sich einer als Bettler Einlass in das tatarische Lager verschaffte. Als dieser Spion beobachtete, wie sich die Soldaten verhielten und wie sie sich von tierischen Eingeweiden mit Pferdeblut ernährten, berichtete er nach der Rückkehr seinem Gouverneur, dass niemand auf der Welt die Macht besäße, mit Erfolg gegen ein solches Heer zu kämpfen.
Die Große Versammlung, in der Dschingis Khan proklamiert wird
(Raschid ed-Din, 14. Jahrhundert)
Die von Jalal ed-Din aufgestellte Armee mit 60 000 Mann wurde von Dschingis Khan vernichtet. Die Tataren eroberten die Stadt Utrar, wo sie alle Männer umbrachten und die Kinder in die Sklaverei schickten. Nach mehreren Schlachten, die in die Geschichte des Islam eingegangen sind, besetzte Dschingis Khan schließlich Transoxanien, verwüstete Buchara, Samarkand, Balkh und andere Städte, um letztlich in den Irak einzufallen und Bagdad, die Hauptstadt des Islam, zu erobern, womit der Untergang des Kalifats besiegelt war. Dem Blutbad der Tataren fielen im Irak allein 24 000 Koranschüler zum Opfer.
Nach Ankunft in Buchara nahmen wir in dem Stadtteil Fath Abad Quartier, wo sich das Grabmal des gelehrten Scheichs und frommen Asketen Saif ed-Din al-Bakharzi, eines großen Heiligen, befindet.
Auf unserer Weiterreise kamen wir nach Nakhshab, einer kleinen, von Gärten und Wasserläufen umgebenen Stadt, an deren Rand wir in einem dem Gouverneur gehörenden Haus Unterkunft erhielten. Ich hatte eine Sklavin bei mir, die ihrer Niederkunft entgegensah. So bemühte ich mich, sie nach Samarkand bringen zu lassen, wo sie entbinden sollte. In einer Sänfte, die von einem Kamel getragen wurde, brachte sie einer meiner Begleiter noch in der Nacht fort, wobei ich dem kleinen Trupp ausreichend Proviant und andere Dinge des notwendigen Bedarfs mitgab.
Ich selbst blieb zurück, um am Tag weiterzureisen. Mit meinen Begleitern benutzte ich jedoch eine andere Route, sodass wir erst spät am Abend und fast ausgehungert das Lager des Sultans erreichten, das jedoch immer noch weit von der nächsten Einkaufsmöglichkeit entfernt lag. Ein Mitreisender verfügte noch über einige Lebensmittel, mit denen wir unseren größten Hunger stillen konnten. Nachdem wir in einem geliehenen Zelt übernachtet hatten, setzten wir unseren Marsch fort und holten am Abend die andere Gruppe mit meiner Sklavin ein.
Hofhaltung des Sultans (Miniatur, 14. Jahrhundert)
Da sich Sultan Ala ed-Din Tarmaschirin gerade auf der Jagd befand, wies mir Emir Taqbugha eine Unterkunft neben seinem Gebetszelt an. Ich brachte die Sklavin in ein Zelt, wo sie noch in der Nacht einem Kind das Leben schenkte. Man berichtete mir, dass sie einen Jungen zur Welt gebracht habe. Doch war dem nicht so; denn nach der Zeremonie der Namensgebung (sieben Tage nach der Geburt, wobei das Gewicht des geschorenen Kinderhaares in Gold oder Silber als Almosen gegeben werden musste) erfuhr ich, dass es sich um ein Mädchen handelte. Daher befahl ich die Sklavin zu mir, und sie bestätigte mir die Geburt eines Mädchens. Das Kind war unter einem glücklichen Stern zur Welt gekommen, und ich hatte Freude und Genugtuung über den Zeitpunkt der Geburt. Aber zwei Monate nach meiner Ankunft in Indien starb das Mädchen.
Sultan Ala ed-Din Tarmaschirin ist ein bedeutender Herrscher, der über viele Fußtruppen und Kavallerieregimenter verfügt. Trotz seiner großen Macht ist er als gerechter Regent bekannt. Seine Ländereien liegen zwischen den vier gewaltigen Königreichen dieser Erde, nämlich des Königs von China, Indien, des Irak und des Königs Uzbek. Alle schicken ihm Geschenke und erweisen ihm Ehre und Respekt.
Als ich mich einige Tage in seinem Lager aufgehalten hatte, begab ich mich, wie gewohnt, zum Abendgebet in das Moscheezelt. Dort befand sich auch der Sultan. Als er sich vom Gebetsteppich erhob, grüßte ich ihn. Er erkundigte sich in türkischer Sprache nach meinem Befinden und meinte schließlich: »Deine Ankunft hier sei gesegnet!« Später wurde ich von ihm in seinem prächtig ausgestatteten Zelt empfangen. In Gegenwart seiner Emire musste ich ihm von Mekka und Medina, Jerusalem, Hebron, Damaskus, Kairo, den irakischen Staaten und den nichtarabischen Ländern erzählen.
Treibjagd
(Persische Miniatur, Anfang 15. Jahrhundert)
Als ich mich nach 54 Tagen entschloss, das Lager des Sultans zu verlassen, machte er mir 700 Silberdinare und einen Zobelpelzmantel im Wert von hundert Dinaren zum Geschenk. Ich hatte ihn in Anbetracht der Kälte darum gebeten. Auch gab er mir zwei Pferde und zwei Kamele. Als ich aufbrach, ritt er gerade zur Jagd aus. Es war ein bitterkalter Tag. Ich brachte kaum ein Wort heraus, doch er verstand mein Unbehagen bei solcher Kälte, lächelte und reichte mir zum Abschied die Hand.
Samarkand, wohin wir dann gelangten, ist eine der größten und schönsten Städte. An den Ufern des Flusses gebaut, ist ihre Pracht geradezu unübertroffen. In den Obstgärten, wo die Bewohner nach dem Gebet spazieren gehen, stehen Bänke und Sitzplätze zum Ausruhen bereit. Die wunderbaren Paläste früherer Zeiten und andere bedeutende Bauten stehen nicht mehr; ebenso wie ein Großteil der Stadt sind ihre Ausmaße nur noch aus den Ruinen heraus zu erkennen. Anstelle einer Stadtmauer befinden sich dort Gärten. Die Bevölkerung von Samarkand ist gegenüber dem Fremden äußerst zuvorkommend.
Die Stadt Tirmidh, unser nächstes Ziel, ist ein sehr großer Ort mit schönen Gebäuden und Basaren, von Kanälen durchzogen und mit vielen Gärten ausgestattet. Hier wachsen besonders Früchte, vornehmlich herrlich duftende Quitten. Die Bewohner von Tirmidh waschen in den Badehäusern ihre Köpfe mit Milch. Zu diesem Zweck hat der Eigentümer eines Badehauses stets große gefüllte Milchbehälter bereitstehen. Jeder, der ein solches Haus betritt, schöpft sich Milch mit einem kleinen Gefäß und wäscht sich den Kopf. Das Haar wird dadurch frisch und glänzend. Die Inder verwenden stattdessen Sesamöl, was das Wachstum ihrer Haare fördert, sodass sie mächtige Bärte tragen. Das alte Tirmidh hatte am Ufer des Jaihun (Amu-Darja) gelegen. Nachdem es durch Dschingis Khan zerstört worden war, wurde die neue Stadt etwa zwei Meilen vom Fluss entfernt angelegt.
Flussfahrt eines arabischen Segelbootes
(Al-Hariri, 13. Jahrhundert)
Auf der anderen Seite des Flusses betraten wir das Land Chorasan und durchquerten eineinhalb Tage lang eine unbewohnte Wüste, bis wir zur Stadt Balkh kamen. Sie ist völlig zerstört und menschenleer. Dabei erweckt sie gerade durch die Solidität ihrer Anlage einen bewohnten Eindruck, zumal das äußere Bild ihrer Moscheen und Schulen mit Inschriften auf den Gebäuden und Malereien aus Lapislazuli erhalten geblieben ist.
Ein die Geschichte sehr gut kennender Gelehrter erzählte mir, dass die Moschee von Balkh von einer Frau gebaut worden war, deren