Название | Die Kaiser des Heiligen Römischen Reiches |
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Автор произведения | Gerhard Hartmann |
Жанр | Документальная литература |
Серия | marixwissen |
Издательство | Документальная литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783843802413 |
Da Ludwig bereits 850 zum Kaiser gekrönt worden war, blieb ihm diese Würde zwar erhalten, doch sank sie unter ihm zu einem bloßen Titel herab, hinter dem keine nennenswerte Macht stand. Politisch-militärisch engagierte er sich hauptsächlich in Unter-Italien (871 Eroberung von Bari) und konnte die innere Lage des Königreichs Italiens stabilisieren.
Seine letzten Lebensjahre standen im Zeichen einer Nachfolgeregelung, die – da er nur Töchter hatte – schwierig war. Seine Brüder machten sich zwar Hoffnungen, doch schließlich erbte sein Onkel Ks. Karl II. der Kahle Italien und erlangte damit auch die Kaiserwürde.
KÖNIG LUDWIG (II.) DER DEUTSCHE
(840–876)
Kg. Ludwig (II.) der Deutsche wurde um 806 geboren (Datum und Ort unbekannt). Seine Eltern waren Ks. Ludwig der Fromme und dessen Frau Ermengard (siehe oben). Er ehelichte 827 HEMMA († 876), die Tochter eines schwäbischen Grafen. Für die beiden sind sieben Kinder belegt, darunter Kg. KARLMANN, Kg. LUDWIG (III.) DER JüNGERE und Ks. KARL III. DER DICKE (alle siehe unten).
In der langen Regierungszeit Kg. Ludwigs des Deutschen – von 826 bis zum Tod waren es letztlich 50 Jahre – fielen die entscheidenden Weichenstellungen hin zum späteren Heiligen Römischen Reich des Mittelalters.
Während des Aufstands gegen seinen Vater Ks. Ludwig I. 830 hielt er sich zurück und stellte sich nach dessen Rückkehr auf seine Seite. Erst als ab 838 die ursprüngliche Reichsteilung zu seinen Ungunsten umgestoßen wurde (siehe oben), griff Ludwig zu den Waffen, was seine Lage kurzfristig verschlechterte. Doch nach dem Tod seines Vaters kam es wegen ungeschickten Verhaltens seines Bruders Ks. Lothars I. zu einem Bündnis zwischen ihm und Karl dem Kahlen und zur Schlacht von Fontenoy (siehe oben). Im darauf folgenden Vertrag von Verdun im Jahr 843 erhielt bei nomineller Reichseinheit Ludwig endgültig die Herrschaft über das Ostfrankenreich, und zwar über Bayern, Schwaben, (Main-)Franken, Sachsen und Thüringen. Die Rheingrenze wurde im Bereich von Mainz, Worms und Speyer zugunsten Ludwigs und am Niederrhein zugunsten Lothars überschritten.
Aufgrund der nominellen Einheit des Frankenreiches kam es in den folgenden Jahren immer wieder zu Treffen der drei Brüder – Ks. Lothar, Kg. Ludwig der Deutsche und Ks. Karl der Kahle –, doch blieben diese ohne politische Folgen. Allerdings gab es zwischen ihnen in diesen Jahren keine kriegerischen Auseinandersetzungen. Dies sollte sich mit dem Tod Lothars I. ändern. Obwohl das Kaisertum bereits auf dessen Sohn Ludwig II. übergegangen war, fühlte sich Ludwig der Deutsche als Senior des karolingischen Hauses, was zu Konflikten mit seinem Bruder Karl dem Kahlen führte. Es gelang ihm nicht, eine Art Oberherrschaft im Frankenreich zu erringen, so dass nach dem Tod Ks. Ludwigs II. im Jahr 875 der jüngere Karl der Kahle zum Kaiser gekrönt wurde. Doch Ludwig der Deutsche sicherte sich im Vertrag zu Meersen 870 wenigstens die Hälfte des Reiches von Lothar II.
In seinem Herrschaftsgebiet, dem Ostfrankenreich, konnte Ludwig der Deutsche beachtliche Erfolge erringen. Durch einen Friedensschluss von 845 gelang es ihm, für Jahrzehnte die normannische Gefahr in Norddeutschland zu bannen. Im Südosten des Reiches ging eine solche vom Mährischen Reich aus, aber nach mehreren Feldzügen, in denen einmal Kg. Ludwig sein Leben nur knapp retten konnte, erkannten 864 die Mährer die fränkische Oberhoheit an.
Ludwig der Deutsche hatte drei Söhne – Karlmann, Kg. Ludwig (III.) den Jüngeren und den späteren Ks. Karl III. den Dicken –, die bereits ab 876 Könige in verschiedenen Reichsteilen waren. Dadurch entstanden Spannungen und Konflikte zwischen ihm und seinen Söhnen, die typisch für diese Zeit waren. Denn der König konnte nicht überall gleichzeitig anwesend sein, daher wurden Teil-Königsherrschaften für dessen Söhne eingerichtet. Damit sich diese in den jeweiligen Gebieten durchsetzen konnten, mussten sie sich mit dem regionalen Adel arrangieren. Dadurch gerieten sie in Opposition zu ihrem Vater bzw. wurden als Aushängeschild für die Interessen des Adels instrumentalisiert.
Im Gegensatz zum Westfrankenreich und Italien, wo die römische Kultur prägend war, galt damals das Ostfrankenreich kulturell als Entwicklungsland. Ludwig bemühte sich daher, das geistige Leben in seinem Reich zu fördern. Insbesondere war die Verschriftlichung der Volkssprache, des Althochdeutschen, sein Anliegen. Aus dieser Zeit sind ein fränkisches Evangelienbuch (Abt Otfried von Weißenburg), eine althochdeutsche Übertragung der Evangelienharmonie von Tatian und das Bibelgedicht »Heliand« überliefert.
Allem Anschein nach verlief seine Ehe mit Hemma sehr harmonisch, was bei seinen Vorfahren und Nachkommen nicht immer so war. Ihr Tod dürfte daher den seinen beschleunigt haben. Sein Beiname Germanicus wurde mit »der Deutsche« übersetzt und findet sich bereits in zeitgenössischen Quellen. Aber als Germania wurde in karolingischer Zeit das Gebiet östlich des Rheins bezeichnet, daher wundert es nicht, dass derjenige, der dieses Gebiet beherrschte, einen solchen Beinamen erhielt. Der ursprünglich rein geographische Hintergrund für diesen Beinamen erhielt in der späteren historischen Interpretation einen anderen Sinn: Kg. Ludwig der Deutsche war der erste Herrscher, der das Ostfrankenreich erfolgreich zu einer Einheit zu formen versuchte, die dann später Grundlage für die weitere Geschichte des »deutschen Mitteleuropas« war.
KAISER KARL II. DER KAHLE
(875–877)
Ks. Karl II. der Kahle (Carolus calvus) wurde am 13. 6. 823 in Frankfurt/Main geboren. Seine Eltern waren Ks. Ludwig der Fromme und Judith (siehe oben). Er war zweimal verheiratet: 842 mit ERMENTRUD (830–869), einer Tochter des Gf. Odo von Orléans, und 870 mit RICHILDIS († 910/914), einer Tochter des Gf. Buwin. Er hatte zwölf Kinder, darunter Kg. LUDWIG II. DEN STAMMLER (Hludowicus Balbus) von Westfranken (846–879) und Kg. KARL DAS KIND von Aquitanien (847–866).
Karl der Kahle, der jüngere Halbbruder Ludwigs des Deutschen, konnte sich mit Unterstützung seiner Mutter aus dem Erbe seines Vaters, Ks. Ludwigs d. Frommen, im Vertrag von Verdun 843 das Westfrankenreich sichern. In weiterer Folge errang er 848 die Herrschaft in Aquitanien und 869 die westliche Hälfte aus dem Erbe Kg. Lothars II. Als 875 Ks. Ludwig II. starb erlangte er auch die römische Kaiserwürde. Ks. Karl II. gilt – ähnlich wie sein Halbbruder Kg. Ludwig für Deutschland – als Gestalter des Westfrankenreichs zu einem Königreich Frankreich. In der französischen Historiographie wird er daher allgemein auch als der erste König Frankreichs bezeichnet.
Im Zuge der seit 875 imperialen, in römische Angelegenheiten sich verwickelnden Politik entstand eine Opposition des westfränkischen Adels gegen ihn, die seine Königsgewalt beschränken wollte. Der Adel glaubte, bei der Abwehr der normannischen Gefahr von Ks. Karl II. im Stich gelassen worden zu sein. Zu einer Auseinandersetzung mit ihm kam es aber nicht mehr, weil dieser bei einer Rückkehr von einem Romzug in den Alpen verstarb.
Er hatte als Begräbnisort Saint-Denis in Paris gewählt und förderte damit die Verehrung dieses Märtyrers (Dionysos), eines Pariser Lokalheiligen, der einer der Patrone Frankreichs wurde. Karls Nachfolger als westfränkischer Kg. wurde dessen ältester Sohn Kg. Ludwig II. der Stammler, der jedoch bereits zwei Jahre später (879) starb. Nachfolger wurden dann der Reihe nach dessen Söhne Ludwig III. (863/65–882) und Karlmann (866–884). Danach konnte der ostfränkische Herrscher Ks. Karl III. der Dicke (siehe unten) für 885 bis 888 auch im Westfrankenreich die Königsherrschaft erringen. Nach einem Kapetinger als König war der dritte Sohn Ks. Karls II., Karl III. der Einfältige, ab 898 König. Von 936 bis 987