Название | Gustaf Gründgens |
---|---|
Автор произведения | Thomas Blubacher |
Жанр | Документальная литература |
Серия | |
Издательство | Документальная литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783894877422 |
THOMAS BLUBACHER
GUSTAF GRÜNDGENS
Biographie
HENSCHEL
Wir danken den Rechteinhabern und Archiven für die freundliche Genehmigung zum Abdruck ihrer Texte und Bilder. Nicht in allen Fällen konnten trotz intensiver Recherchebemühungen die Urheber bzw. deren Rechtsnachfolger ausfindig gemacht werden – ggf. bitten wir um Mitteilung an den Verlag.
Die Schreibweise entspricht den Regeln der alten Rechtschreibung. Rechtschreibung und Zeichensetzung innerhalb der Zitate wurden weitgehend vereinheitlicht, lediglich sprachliche Besonderheiten beibehalten. Offenkundig falsche Namensschreibweisen wurden, abgesehen von wenigen Ausnahmen, stillschweigend korrigiert.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.
ISBN 978-3-89487-742-2
© 2013 Thomas Blubacher, Basel, und Henschel Verlag in der Seemann Henschel GmbH & Co. KG, Leipzig
Die Verwertung der Texte und Bilder, auch auszugsweise, ist ohne Zustimmung des Verlags urheberrechtswidrig und strafbar. Dies gilt auch für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und für die Verarbeitung mit elektronischen Systemen.
Lektorat: Sabine Bayerl
Bildredaktion: Katharina Schweizer
Titelbild: Gustaf Gründgens als Mephisto, © ullstein bild
Umschlag: Carolin Scheffler, Berlin
Inhalt
1. Ich würde mich selbst nicht erkennen
3. Schließlich haben wir alle auf dem Eisbärfell gelegen
5. Ein eigentümlicher Mensch, so quer
11. Durch die Opernwelt zur Hölle
14. Ein neurasthenischer Schwächling?
16. Wer spricht von Siegen? Überstehn ist alles!
19. Gesellschaft mit beschränkter Haftung
20. Nun bin ich also Schwiegervater
21. Ich habe das Meinige getan
Rollen- und Inszenierungsverzeichnis
1. Ich würde mich selbst nicht erkennen
Ein Glückskind sei er gewesen, meinte Gustaf Gründgens und mußte sich doch am Ende seines Lebens eingestehen, daß es darin nur wenig Freude gegeben habe. Bloß im Spiel, verborgen hinter einer Maske, konnte er ein tiefes Glücksgefühl empfinden, im Spiel suchte er seine Existenz zu behaupten. Die von Ordnung und Exaktheit bestimmte Bühne war für ihn die Wirklichkeit. Auf diesem Planquadrat, wie er sie nannte, fühlte er sich sicher – über alle Systemwechsel hinweg.
Als artistisch brillanter Darsteller im Expressionismus der Weimarer Republik groß geworden, in seinen Rollen oft affektiert und von beängstigender Kälte, gelegentlich auch frivol und lasziv, erschien der zum Bühnenstar avancierte Bohemien und ehemalige Salonlinke vielen Nationalsozialisten als typischer Vertreter der verhaßten »Systemzeit« und wurde doch der führende Theatermann des »Dritten Reiches«. Er war – je nach Perspektive – der skrupellose, erfolgssüchtige Karrierist, »ein Virtuose im Sich-Arrangieren mit dem NS-Regime«1, der dessen Kulturfassade aufpolierte, oder der menschlich integere und dabei persönlich gefährdete Intendant, der mit seinem Theater einen Freiraum innerhalb des totalitären Staates schuf und couragiert bedrohte Kollegen schützte. Zweifellos muß er als Nutznießer jenes Systems, das er verachtete und dem er doch seine Kunst zur Verfügung stellte, gelten – und hat »zugleich jenen gedient, die an der Herrschaft der Nationalsozialisten litten und mitten im ›Dritten Reich‹ Trost und Hilfe suchten im Theater, zumal bei den Klassikern«2, wie Marcel Reich-Ranicki betonte. Nach dem Krieg spielte und inszenierte Gründgens im sowjetischen Sektor der Trümmerstadt Berlin und wurde in der Bundesrepublik ein für den Klassizismus seiner maßstabsetzenden Inszenierungen gefeierter, autokratischer Theater-Repräsentant der Adenauer-Restauration. Gustaf Gründgens, der Kunst sein Leben lang als autonomen Raum begriff, war über Epochen und Systeme hinweg der deutsche Theatermann, der »Nationalspieler« der Deutschen, vergleichbar Laurence Olivier in England und Jean-Louis Barrault in Frankreich – und doch der denkbar undeutscheste Schauspieler, der einzige seiner Generation, dem der Regisseur Peter Zadek die Qualität sophisticated zubilligte.3
Doch nicht nur die Widersprüche Deutschlands im 20. Jahrhundert kulminieren in seiner Person. Auf eine »einmalig persönliche Weise« hätten sich in ihm »alle positiven wie auch unübersehbar negativen Eigenarten zu einer künstlerischen Persönlichkeit«4