Название | Epistolare Narrationen |
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Автор произведения | Margot Neger |
Жанр | Документальная литература |
Серия | Classica Monacensia |
Издательство | Документальная литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783823302827 |
Mit den in Epist. 5,19Plinius der JüngereEpist. 5.19 kombinierten Bildern von Krankheit und Reise rückt das Ende des Buches in die Nähe, und zusammen mit dem Thema des Todes finden sich die beiden closure-Motive vereint in Epist. 5,21Plinius der JüngereEpist. 5.21, dem letzten Brief des Buches.105 Doch vor dem Ende kommt es noch einmal zu einem Anfang, wenn Plinius mit Epist. 5,20Plinius der JüngereEpist. 5.20 den „Briefroman“ über den Prozess der Provinz Bithynien gegen den Prokonsul Rufus Varenus eröffnet.106 Wurden wir in Epist. 5,19Plinius der JüngereEpist. 5.19 gedanklich nach Ägypten und Forum Iulii versetzt, so finden wir uns in Epist. 5,20Plinius der JüngereEpist. 5.20 im römischen Senat, wo Plinius als Anwalt des Varenus gegen die Bithynier auftritt. Der Fall des Varenus bildet in der Briefsammlung eine der magnae et graves causae, derer sich Plinius in Epist. 5,8,6Plinius der JüngereEpist. 5.8.6 rühmt, und die für Varenus gehaltene Rede will Plinius publizieren (5,20,2: liber indicabit). In diesem Zusammenhang kommt es wieder einmal zur Gegenüberstellung von einer Rede, die vor Gericht gehalten wird, und der Lektüre einer verschriftlichten oratio (5,20,3). Vor Gericht werde der Erfolg einer Rede durch Faktoren wie fortuna, memoria, vox, gestus, tempus und amor bzw. odium rei beeinflusst, was auf eine publizierte Rede nicht zutreffe. Mündlichkeit und Schriftlichkeit kontrastiert Plinius auch am Ende seines Briefes, wo er der inhaltsleeren Geschwätzigkeit seines Gegenanwalts (4‒5: respondit…plurimis verbis, paucissimis rebus…aliud esse eloquentiam, aliud loquentiam) die loquacitas seines Briefes gegenüberstellt (8), der die Neugierde des Adressaten auf die Rede zu mindern droht.
Aus dem letzten Brief des fünften Buches (5,21)Plinius der JüngereEpist. 5.21 geht hervor, dass sich der Adressat Pompeius Saturninus in Rom befindet (1: te in urbe teneri), während Plinius an einem nicht näher konkretisierten Ort außerhalb weilt107 und bereits in der Haupstadt erwartet wird, wo Saturninus anlässlich seiner Rückkehr eine Rezitation veranstalten will (1: quod recitaturum, statim ut venissem, pollicebantur; ago gratias, quod exspector).108 Tatsächlich begegnen wir in Epist. 6,1Plinius der JüngereEpist. 6.1 einem Plinius, der inzwischen in Rom eingetroffen ist (1: ego in urbe) und dort seinen Freund Calestrius Tiro vermisst.109 Der Übergang zwischen den Büchern 5 und 6 erinnert dadurch an eine literarische Technik, wie sie etwa Ovid in mehreren Metamorphosen-Büchern anwendet, wenn er am Ende eines Buches von einer Reise erzählt, die am Beginn des folgenden Buches vollendet wird.110 Abgesehen von der für Plinius erfreulichen Nachricht, dass sich sein Adressat in Rom aufhält, beinhaltete der Brief des Saturninus auch traurige Mitteilungen, wie diejenige von der Krankheit des Iulius Valens (2)111 sowie vom Tod des Iulius Avitus (3).112 Ähnlich wie in Epist. 5,16Plinius der JüngereEpist. 5.16 handelt es sich auch bei Avitus um eine mors immatura, die den jungen Mann als Quästor während der Rückreise aus der Provinz ereilte (3: decessit, dum ex quaestura redit, decessit in nave, procul a fratre amantissimo, procul a matre, a sororibus).113 Diese kurze Narration vom Tod des Avitus ist stilistisch ausgefeilt durch die Anapher von decessit sowie procul und der Präposition ab, was dem Satz einiges an Pathos verleiht. Während die junge Tochter des Fundanus zuhause starb und noch während ihrer schweren Krankheit dem Vater und der Schwester Trost spendete und sie ermutigte (5,16,3‒5), ist das Schiff fernab von Heimat und Familie der Schauplatz für den Tod des Iulius Avitus.114 Aus welcher Provinz er zurückkehrte, verrät uns Plinius nicht – wie in vielen anderen Briefen interessiert sich Plinius weniger für die räumlichen Aspekte als vielmehr für die Charaktereigenschaften der dargestellten Personen: So erfahren wir einiges über die vielversprechenden Anlagen des jungen Mannes, dessen Vorzüge – zu denen die Liebe zur Literatur zählte – durch den Tod zusammen mit ihm dahingerafft wurden (4‒5). Besonders tragisch ist es für Plinius, dass all die Talente des Avitus sine fructu posteritatis (5) dahingegangen sind, er also offenbar trotz seiner literarischen Studien nichts Schriftliches hinterlassen hatte.115 Das Ende des BriefesPlinius der JüngereEpist. 5.21 und zugleich des fünften Buches ist deutlich markiert, wenn sich uns Plinius als jemand präsentiert, der seine Trauer und seine Tränen zu zügeln versucht (6): finem epistulae faciam, ut facere possim etiam lacrimis, quas epistula expressit.116 Mit dem Ende des Briefes soll auch das Ende der Tränen einhergehen, wobei man das Verb expressit hier in doppeltem Sinn verstehen kann: Einerseits hat der Brief dem Verfasser die Tränen117 abgerungen, andererseits macht der Brief durch Worte und Ausdruck die Tränen für den Adressaten anschaulich bzw. bildet sie sozusagen sprachlich nach.118 Im Kontrast zur Geschwätzigkeit des vorhergehenden Briefes 5,20Plinius der JüngereEpist. 5.20 steht somit in Epist. 5,21 die Vorstellung, dass durch sprachliche Mittel das für den Adressaten nicht sichtbare physische Phänomen der Tränen nachgezeichnet wird.Plinius der JüngereEpist. 5.21
Im Rahmen einer linearen Lektüre des fünften Buches wurden die Strategien der Raumkonstruktion aus narratologischer Perspektive analysiert. Neben den Aufenthaltsorten der Briefpartner während der Korrespondenz wurden auch Räume als Schauplätze von Handlungen und Ereignissen sowie als Gegenstand von Beschreibungen in den Blick genommen. Zudem konstruiert Plinius in seinen Briefen Räumlichkeit auch durch die Darstellung verschiedener Objekte oder körperlicher Aspekte sowie visueller und akustischer Phänomene. Es hat sich dabei herausgestellt, dass seine Angaben zumeist sehr selektiv sind, was sogar auf die Villen-Ekphrasis in Epist. 5,6Plinius der JüngereEpist. 5.6 zutrifft, die alles andere als das Ziel einer vollständigen Beschreibung des Anwesens verfolgt. Sowohl in Hinblick auf den Ort, an dem sich die Briefpartner während der Kommunikation jeweils befinden, als auch auf die Schauplätze von Handlungen und Ereignissen, über die Plinius berichtet, muss der Leser oft selbst die räumlichen Details ergänzen, während Plinius nur kurze Hinweise gibt. Nach der Betrachtung der Raumkonstruktion soll sich das nächste Kapitel mit den