Название | Reise durch Nordwestamerika |
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Автор произведения | Alexander Mackenzie |
Жанр | Книги о Путешествиях |
Серия | Paperback |
Издательство | Книги о Путешествиях |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783843806435 |
Die nächsten zwei Tage versuchten wir, in nordwestlicher Richtung zwischen den vielen Inselchen entlang des Seeufers hindurchzukommen, aber heftiger Nordwind und große Mengen Treibeis schlugen unsere Kanus so mit Wasser voll, dass wir immer wieder gezwungen waren zu landen.
Jagd auf Rentiere und Wildgänse
Auch am 18. wurden wir nach kurzer Fahrt vom Eis aufgehalten. Ein Südostwind hatte es zwischen die Inseln getrieben, sodass uns auch dieser Weg versperrt war. Wir gingen an Land und warfen die Netze aus. Die Jäger konnten eine Rentierkuh und ihr Kalb erlegen. Auf der Jagd waren sie zwei indianischen Familien begegnet, von denen uns am Abend ein Mann besuchte; er brachte mir die Nachricht, dass das Eis auch an der gegenüberliegenden Seite des Sees noch nicht gebrochen sei. – Diese Menschen leben gänzlich vom Fischen und warteten nun darauf, dass der See wieder befahrbar würde. – Während der folgenden Tage fanden wir in unseren Netzen entweder gar keine oder nur schlechte Fische, und unsere Versorgungslage wurde zum ersten Mal kritisch. Doch am Nachmittag des 20. hatte anhaltender Regen das Eis etwas aufgetaut, sodass wir sechs Meilen westlich zu einer größeren Insel steuern konnten, an deren Spitze wir reiche Fischbeute machten.
In der Nacht trieb ein Südwind das Eis fast völlig ab; wir beluden die Kanus und paddelten 15 Meilen zwischen Eisbrocken in Richtung Westen. Schließlich lagerten wir auf einer der kleinen Inseln drei Meilen vor dem Festland, das wir wegen des Eises nicht erreichen konnten. – Auf einer dieser Inseln entdeckten wir viele Rentiere, die unsere Jäger leicht erlegen konnten, da den Tieren durch das Wasser der Fluchtweg abgeschnitten war. Wahrscheinlich waren sie auf dem Eis hierher gekommen und wurden nun durch das Tauwetter festgehalten. Wir nannten die Insel daher »Isle de CarrebŒuf« (Rentier-Insel). – Ich blieb die ganze Nacht wach, um den Sonnenaufgang zu beobachten. Die Sonne war nur vier Stunden und 22 Minuten hinter dem Horizont verschwunden, doch fror es in dieser kurzen Zeit so stark, dass das Wasser ein viertel Zoll mit Eis bedeckt war. –
Am 22. brachen wir um halb vier Uhr auf und fuhren um die Außenseite der Inseln herum längs des Eises in Richtung Festland. Jedoch blies der Wind so heftig, dass wir schon bald wieder auf einer Insel landen mussten. – Eine Beobachtung, die ich gegen Mittag anstellte, ergab 61°53' nördl. Breite. – Da wir hier zwei Säcke mit Pemmikan21 zurückließen, um für unsere Rückreise ein Notproviantlager zu haben, nannten wir die Insel »Isle à la Cache« (Versteck-Insel). – Am Nachmittag konnten wir 18 Meilen zurücklegen.
10… und von dort bis zum Nordpolarmeer.
111 Meile = 1,609 km.
12Zum Abdichten der Kanus wurde Kiefernharz verwendet.
13Der Slave River fließt weiter in nördlicher Richtung, während der Peace River einige Meilen nördlich des Athabaska-Sees nach Westen führt.
(Sein Name rührt daher, dass die Slave-Indianer von ihren Feinden, den Knisteneaux, aus ihrem ursprünglichen Land an die Ufer dieses Flusses vertrieben worden sind. Übrigens schließt dieser Name »Slaves« nicht den Begriff der Knechtschaft ein, sondern wurde ihnen als Schimpfname gegeben. Anm. d. Verfassers)
141 League = ca. 4,8 km.
15Eine Wegstrecke entlang des Ufers, auf der man die Boote um Hindernisse wie Wasserfälle, Stromschnellen oder Felsklippen herumträgt.
16Inmitten der Stromschnellen liegt eine Felseninsel, auf der Pelikane nisten. Sie steht heute unter Naturschutz.
17Der Große Sklavensee umfasst ein Gebiet von 11 000 Quadratmeilen. Er wurde im Jahre 1771 von Samuel Hearne entdeckt.
181 Zoll = 2,54 cm.
191 Fuß = 30,48 cm.
20Cuthbert Grant und Laurent Le Roux bauten hier einen Außenposten für die Company: Fort Resolution.
21In Streifen geschnittenes, getrocknetes Fleisch, das sich sehr lange hält und daher als Proviant für längere Reisen geeignet ist. Es kann ohne weitere Zubereitung und ohne Zugabe von Gewürzen gegessen werden.
ZWEITES KAPITEL
Am 23. Juni durchquerten wir bei nördlichem Wind eine tiefe Bucht, vor deren nordwestlicher Seite viele kleine, mit Eis umgebene Inseln lagen; da der Wind das Eis etwas vom Land abtrieb, hatten wir an der inneren Seite der Inselchen freie Fahrt und konnten mit aufgespanntem Segel hindurchsteuern. Nach 16 Meilen landeten wir nachmittags bei drei Hütten von Rotmesser-Indianern, die ihren Namen von ihren kupfernen Messern haben. Sie berichteten uns, dass in geringer Entfernung noch mehr Leute ihres Stammes lebten, und einer machte sich sogleich auf, sie zu holen. Wie sie sagten, würden wir in dieser Gegend hier keine anderen Indianer mehr treffen, denn Sklaven- und Biber-Indianer und auch andere ihres Stammes kämen erst wieder hierher, wenn die Schwäne ihre Federn abwürfen.
Le Roux kaufte ihnen ungefähr acht Ballen guter Biber- und Marderfelle ab, und unser English Chief erhielt 100 Felle, die ihm die Company noch schuldig war. 40 davon gab er auf Abrechnung von Schulden, die er seit den Wintern 1786 und 1787 hier am Sklavensee gemacht hatte, die übrigen tauschte er gegen Rum und anderes. Ich gab ihm und seinen beiden Begleitern dazu noch eine kleine Ration Rum als aufmunterndes Geschenk. – Mehrmals versuchte ich nun, die Rotmesser-Indianer über den weiteren Verlauf unserer Reise um Rat zu fragen, konnte aber keine wesentliche Aufklärung erhalten; von dem Fluss, den ich untersuchen wollte, kannten sie nur die Mündung. Um aber beim Befahren der vielen Buchten des Sees so wenig Zeit wie möglich zu verlieren, bewog ich einen von ihnen, uns zu begleiten, versah ihn dazu mit den nötigen Gerätschaften und erhandelte für ihn und meine jungen Chipewyans ein großes neues Boot. – Wir befanden uns jetzt auf 62°24' nördl. Breite. –
In den Gesprächen mit den Eingeborenen kam heraus, dass diese sehr darauf hoffen, dass die Franzosen wieder zu ihnen kommen und in ihrer Nähe ein Fort (so nennen sie jede Niederlassung) bauen, allerdings versicherten sie mir, dass auch wir willkommen seien, wenn wir bei ihnen eine Niederlassung anlegen würden. Für diesen Fall versprachen sie, sich mit aller Kraft dem Biberfang zuzuwenden, denn wie sie sagten, seien sie dann sicher, für ihre Felle einen angemessenen Preis zu erhalten. Bisher seien sie immer von den Chipewyans ausgeplündert worden, die ihnen entweder gar nichts oder nur wenig dafür gegeben hätten. Aus diesem Grund gehen sie zum jetzigen Zeitpunkt nur noch auf die Jagd, um Nahrung und Kleidung lediglich für ihren eigenen Bedarf zu beschaffen.
Am 25. verließen wir früh um drei Uhr ihr Lager. Le Roux blieb zurück. Er wollte bei den vor drei Jahren angelegten alten Blockhütten unsere Rückkehr abwarten und in der Zwischenzeit versuchen, für die Company den Pelzhandel mit den hiesigen Indianern neu zu beleben. – Bei unserer Abreise wurden wir mit einigen Salven aus einem kleinen Gewehr beehrt, die wir erwiderten. Dann steuerten wir in südwestlicher Richtung quer durch die Bucht, die hier nicht über zweieinhalb Meilen breit, aber den Erzählungen der Eingeborenen nach 15 Leagues tief ist. – Diese Gegend hat ein ganz anderes Aussehen als das Land, das wir seit der Einfahrt in den See bisher gesehen haben: dort hohe Berge und felsige Inseln, deren Oberfläche zuweilen durch Moos, Sträucher und einige vereinzelte Bäume von niedrigem Wuchs belebt ist, und trotz des unfruchtbaren Eindrucks überall Beeren der verschiedensten Art, wie z. B. Krähenbeeren, Wacholderbeeren, Himbeeren, Heckenkirsch- und Stachelbeeren wie auch Pathagomenon, die einigermaßen den Himbeeren ähneln; hier jedoch ist der Boden locker und sandig, mit hohen Bäumen bewachsen, und das Land wird vom Ufer an nur allmählich höher und bildet erst in einiger Entfernung ein dicht bewaldetes, längs der Küste fortlaufendes Hochland mit darüber emporragenden felsigen Gipfeln. –
Nach ungefähr neun Meilen Fahrt wurden wir durch Treibeis aufgehalten und konnten nur unter großen Schwierigkeiten eine Insel erreichen. Nach der Landung ging ich sogleich an ihr südwestliches Ende, um zu sehen, ob wir heute noch weiter könnten,