Название | Romanistik und Wirtschaft |
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Автор произведения | Группа авторов |
Жанр | Документальная литература |
Серия | Tübinger Beiträge zur Linguistik (TBL) |
Издательство | Документальная литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783823302773 |
15) | Audiences TV : R.I.S. Police scientifique caracole en tête sur TF1 JEUDI 21 FEVRIER – Avec 24 % de parts de marché, la série policière de TF1 sème ses concurrents . France 2, France 3 et M6 forment le reste du peloton avec des audiences au coude à coude . Avec 6,4 % de parts de marché, TMC prend la tête des chaînes de la TNT. 2 |
Dieses Beispiel (15) leitet gleichzeitig vom Pferderennen über zum Radrennen, denn es ist darin die Rede vom reste du peloton. Das ist übrigens auch die dominierende Metapher, wenn es um dynamische Rankings im Französischen geht – man könnte beinahe sagen, la course cycliste caracole en tête des sources d’images pour les classements. Oder, um eine Radsport-Metapher zu bemühen: Der Radsport trägt das gelbe Trikot, le maillot jaune, der Bildspenderbereiche.
Dieses maillot jaune, eine im Französischen in allen sportlichen wie ökonomischen Bereichen hochfrequente metaphorische Bezeichnung, die selbstverständlich vom Tour de France kommt, kombiniert sich mit einer beeindruckenden Palette von Verben (obtenir, endosser, revêtir, décrocher, remporter, arborer, détenir, garder, être, rester le maillot jaune), aber auch Substantiven (le maillot jaune des dépenses, des villes où il fait bon vivre, des villes les mieux décorées, des élus locaux, des entreprises nationalisées). Es bezeichnet metaphorisch den ersten Platz, aber per Metonymie dann auch fast ebensooft denjenigen, der diesen Platz innehat. Im Radsport ist das maillot jaune das Trikot des Führenden, es gehört also zum imperfektiven Aspekt; aber metaphorisch wird der Ausdruck auch oft für perfektive Tatsachen, nämlich für vollendete Siege, verwendet.
Genau genommen – und das ist nun ein weiterer Exkurs – sind die beiden Aspekte, der perfektive (vainqueur) und der imperfektive (leader) nur schwer zu trennen, denn – um mit Camus zu sprechen – alle Siege sind immer nur provisorisch. Ein Sportler, der heute ein Rennen oder einen Renndurchgang gewinnt, kann auf diese Weise seine Position im Gesamt-Weltcup oder in der Weltrangliste verbessern. Andererseits kann der Weltranglisten-Führende bei Rennen X oder der Tour-de-France-Führende bei Etappe Y irgendwo im Mittelfeld liegen und also vom Tagessieger überholt werden. Noch provisorischer sind Bestplatzierungen in der Wirtschaft, wo es ja nicht jährlich abgehaltene Meisterschaften oder Turniere gibt, sondern ständig sich erneuernde und verändernde Erhebungen und Statistiken, die jeweils nur eine Momentaufnahme eines Feldes einfangen, das in ständiger Bewegung und Umordnung begriffen ist. Wenn aus einer Statistik also dieses oder jenes Unternehmen als bestes hervorgeht, dann kann das nichts anderes sein als eine momentane Führung. Im Sport ist es übrigens ganz ähnlich, denn Meister ist man immer nur für ein oder zwei Jahre, und auch die Weltrangliste kann niemand für immer anführen.
Der Erstplatzierte eines bestimmten Rankings ist damit, trotz fix errungenen Sieges, eigentlich nichts als ein momentan Führender. Der dynamische Aspekt der Rankings entsteht sehr häufig dadurch, dass bei der Darstellung des aktuellen Rankings die Veränderungen gegenüber dem vorjährigen mit-thematisiert werden (par rapport à l’année dernière, depuis l’année dernière,…). Durch den Vergleich zweier Momentaufnahmen, die ein Jahr auseinanderliegen, entsteht eine Dynamik in der Reihenfolge, die wiederum den Positionsveränderungen in einem Wettrennen nahekommt. So kann ein Konkurrent z. B. progresser d’une place, passer de la 5e place à la 12e, gagner/perdre une place, être relégué (dieses Verb ist immer negativ) à la 2e place. Kurioserweise findet man in solchen Texten dann auch vergleichsweise oft Konzeptualisierungen auf der vertikalen Achse, also Steigen und Fallen: So kann ein Protagonist évoluer (= monter) de 4 rangs, monter au 9e rang, remonter à la 3e place, tomber à la 2e place, chuter de la 6e à la 8e position; man spricht auch von une ascension oder une chute.
Jene, die länger unschlagbar an der Spitze bleiben, die leaders incontestés, werden mit metaphorischen Ausdrücken bezeichnet, die auf eine soziale Hierarchie anspielen: X domine; X règne sans partage sur le marché mondial; X règne en maître; X a pris les commandes du Grand Prix.
16) | TNT : D8 ravit la première place à TMC sur une semaine […] Tout un symbole. La semaine dernière, D8 s’est offert le luxe de détrôner TMC du podium des petites chaînes de la TNT. Sur l’ensemble de la semaine, elle totalise 3,5% de part d’audience, un record historique pour la chaîne rachetée par Canal+ en octobre dernier. En face, TMC (groupe TF1) fait 3,4% de part d’audience. D8 ne dépasse TMC que d’un cheveu , et seulement sur une semaine, mais c’est la première fois qu’elle détrône TMC qui règne en maître sur la TNT depuis trois saisons, occupant ainsi la position de cinquième chaîne nationale . 3 |
Die Verben régner und détrôner in diesem Beispiel sind ganz eindeutig dem Bildspenderbereich ‚Monarchie‘ entlehnt. Die Monarchie wird offensichtlich als der Prototyp einer stabilen sozialen Rangordnung empfunden. Für eine länger andauernde dominierende Position werden daher gerne Monarchie-Metaphern bemüht; allerdings sind diese im Französischen weniger häufig und weniger vielfältig als im Italienischen und Spanischen, wo es in den Rankings nur so von Kaisern und Königen, Thronen, Zeptern und Kronen wimmelt. Sollte es der République française tatsächlich gelungen sein, in die Vorstellungswelt ihrer BürgerInnen demokratischere Bilder einzuschleusen?
Im Rahmen des dynamischen Aspekts, also des Wettrennens, gibt es bei den Verben einerseits solche, die einen Zustand beschreiben (suivre, être/se placer/se situer devant/derrière) (perfektiver Aspekt) und andererseits solche, die eine Veränderung wiedergeben, eine Neuordnung des Feldes der Konkurrenten (imperfektiver Aspekt): Ein Teilnehmer am (wirklichen oder metaphorischen) Rennen kann einen anderen z. B. devancer oder doubler, also überholen; er kann passer devant oder s’imposer devant lui. Durch Passivierung ergibt sich dabei ein Perspektivenwechsel vom Führenden