Gesicht des Zorns. Блейк Пирс

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Название Gesicht des Zorns
Автор произведения Блейк Пирс
Жанр Современные детективы
Серия Ein Zoe Prime Fall
Издательство Современные детективы
Год выпуска 0
isbn 9781094342610



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Ihm gefiel ihre Entscheidung nicht. Aber das war in Ordnung. Denn sie war nicht hier, um Freundschaften zu schließen – sie war hier, um einen Mörder zu schnappen.

      „Jetzt gleich?“, fragte Sheriff Petrovski, in ihrer Stimme war ein Hauch von Enttäuschung zu hören.

      Zoe nickte energisch. „Das wäre mir am liebsten, ja.“

      Sie wollte nicht unnötig abwarten – nicht, solange dort draußen ein Mörder unterwegs war, der sich womöglich schon auf seine nächste Tat vorbereitete.

      KAPITEL SIEBEN

      Das Labor des Gerichtsmediziners war auch normalerweise nicht das wärmste Gebäude, das man auf der Suche nach Gerechtigkeit betreten konnte, aber an diesem kalten Novemberabend war es noch kälter als gewohnt. Zoe zitterte leicht und zog ihre FBI-Windjacke ein wenig enger zu. Morgen, nachdem sie ihren Koffer ausgepackt hatte , würde sie sich wärmer anziehen.

      Die zwei Leichen lagen auf Metallpritschen in der Mitte des Raumes, daneben eine dritte Pritsche, die noch leer war. Das Bild führte einem eindrucksvoll vor Augen, um wie viel es hier ging, denn aus zwei Leichen konnten schnell drei werden, wenn sie in ihren Ermittlungen nicht zügig vorankamen.

      Zoe blendete die Geräuschkulisse von Flynns Gespräch mit dem Gerichtsmediziner, einem kleinen, asiatischen Mann mit schütter werdendem Haar, so weit es ging aus. Sie rechnete nicht damit, dass der Mann ihr irgendetwas sagen konnte, das sie nicht schon den Zahlen entnommen hatte; sie hatte das Blutbild, deren Analyse und alle weiteren Testergebnisse für das erste Opfer bereits gesehen und wusste daher, dass sich daraus nichts Ungewöhnliches ergeben hatte. Das würde bei der zweiten Leiche nicht anders sein. Im Bericht des Gerichtsmediziners gab es nichts, das sie zu ihrem Täter führen konnte – abgesehen von seinem Markenzeichen.

      Zoe näherte sich der ersten Leiche und entfernte das Laken, von dem der Körper abgedeckt wurde, um sich das in das Fleisch geritzte Symbol ansehen zu können. Sie beugte sich ganz nah heran, dadurch konnte sie alles sehen: die siebeneinhalb Zentimeter lange gerade obere Linie, mit zwei davon nach unten abgehenden Linien, jeweils sechseinhalb und sieben Zentimeter lang. Letztere waren ebenfalls gerade, auch wenn sie weder rechtwinklig von der oberen Linie abgingen noch parallel zueinander verliefen. Sie hatten leicht aus dem Lot geratene Winkel, eher um die hundert Grad als neunzig. Vielleicht war es die Arbeit einer unsteten Hand, unfähig die Linien präzise zu ritzen.

      Zoe ging zur zweiten Leiche weiter, zur Astronomin. Das Symbol war das gleiche. Sie las die Zahlen aufmerksam: ein siebeneinhalb Zentimeter langer Deckel, davon abgehend zwei Beine in 100-Grad-Winkeln in entgegengesetzte Richtungen geneigt, beide zwischen sechseinhalb und sieben Zentimeter lang.

      Es war von gleicher Hand gezeichnet. Sie konnte alles erkennen: die Richtung, mit der der Schnitt in die Haut gezeichnet worden war, die dafür eingesetzte Kraft, sogar die verräterischen Spuren des benutzten Werkzeugs. Alles passte zusammen. Beide Zeichen waren von der gleichen Hand geschnitten worden. Es war kein Zufall, keine Nachahmung, auch kein Kult. Es war das Werk eines Mannes – eines Mannes, der im wahrsten Sinne des Wortes versuchte, ein Zeichen zu setzen.

      Zoe drückte ihren Rücken durch, denn der beschwerte sich merklich darüber, dass es schon so spät war und Zoe so einen langen Tag gehabt hatte. Nach dem, was sie in den letzten Wochen durchgemacht hatte, brauchte sie eigentlich Ruhe – aber darauf würde sie noch warten müssen. Der Fall war um einiges wichtiger.

      „Die Schnitte wurden von derselben Hand vorgenommen“, sagte sie, als sie feststellte, dass sich Flynn und der Gerichtsmediziner nicht mehr unterhielten. „Damit können wir ausschließen, dass mehrere Täter – oder gar eine Sekte – für die Tat verantwortlich sind. Das Symbol mag trotzdem eine ritualhafte Bedeutung für den Täter haben, aber es wurde in beiden Fällen von der gleichen Person angefertigt.“

      Flynn zuckte mit den Schultern. „Ergibt Sinn. Das bringt uns aber immer noch nicht sonderlich viel weiter. Insbesondere, falls der Täter das Symbol nur benutzt, um uns in die Irre zu führen.“

      Zoe schüttelte den Kopf. „Das halte ich für unwahrscheinlich. Es handelt sich um vorsätzliches Vorgehen. Der Mörder folgt bestimmten Prinzipien – die ihm logisch erscheinen, selbst wenn uns das nicht so gehen würde. Ich gehe davon aus, dass er seine Opfer bewusst mit dem Symbol für die Zahl Pi markiert.“

      Falls Zoe davon ausging, dass Flynn nach ihrer Erklärung ein Licht aufgehen oder er ihr gar applaudieren würde, dann lag sie damit voll und ganz falsch. „Pi?“, schnaubte Flynn. „Das ist doch jetzt etwas weit hergeholt, oder nicht?“

      Zoe zuckte zusammen. Sie hatte nicht erwartet, dass er ihr so deutlich widersprechen würde – schon gar nicht in Anwesenheit einer anderen Person. „Ein oberer Balken mit zwei gleichen Beinen, die in einem Winkel davon abgehen – sieht für mich aus wie ein Pi.“

      Flynn beugte sich über die Leiche, der er am nächsten war, und schüttelte beim Anblick des Symbols den Kopf. „Na ja, dabei könnte es sich um das Symbol für Pi handeln. Aber es könnte auch irgendetwas anderes sein. Sehen Sie doch mal, wie grob und überhastet die Schnitte angefertigt worden sind. Könnte sogar sein, dass die Winkel keine Absicht waren.“

      Zoe verzog wütend das Gesicht. Dieser Neue – für wen hielt der sich eigentlich? Sie sah bewusst nicht zu dem Gerichtsmediziner, denn sie wusste, dass man ihr den blanken Zorn von den Augen ablesen konnte. Sie war noch nie besonders gut darin gewesen, das zu verstecken. „Wofür soll es denn sonst stehen?“, sagte sie verärgert.

      Flynn deutete in Richtung des Symbols und zog mit seinen Fingern unsichtbare Linien darüber in die Luft. „Es könnte sich um Initialen handeln. Zwei große Ts, direkt nebeneinander. Vielleicht der Name des Täters – buchstäblich eine Signatur. Oder ein Hinweis auf einen anderen Namen. Oder es ist das Zeichen, das in der Justiz als Abkürzung für den Kläger verwendet wird – vielleicht ist der Täter mit dem Justizsystem unzufrieden und möchte das zum Ausdruck bringen.“

      Zoe merkte, wie ihre Entschlossenheit ins Wanken geriet. Wenn sie tatsächlich nur ein mathematisches Element in dem Fall erkannt hatte, weil das dem entsprach, was sie sehen wollte, dann wäre ihr das jedenfalls nicht zum ersten Mal passiert. Sie hatte auch in der Vergangenheit bereits bestimmte Dinge falsch interpretiert. Und damit nicht nur Zeit und Ressourcen verschwendet, sondern außerdem dem Täter erlaubt, weitere Menschen zu ermorden, bevor sie schließlich auf die richtigen Spur gekommen waren und ihn geschnappt hatten.

      Aber auch in diesen Fällen hatte sie nie weit daneben gelegen. Sie konnte sich auf ihren Instinkt verlassen, das wusste sie. Was dachte er sich bloß dabei, ihr sagen zu wollen, dass sie falsch lag? Welche praktische Erfahrungen konnt er denn vorweisen, mit der er diese Einschätzung begründen konnte? Zoe ballte ihre Hände zu Fäusten und spürte, wie sich ihre Fingernägel in ihre Handflächen gruben. Sie tat dies, um einen Teil ihres Frusts abzubauen, bevor sie ihn vollständig an ihm auslassen konnte.

      „Ich sehe das Symbol für die Zahl Pi“, sagte sie beharrlich. „Ich habe in der Vergangenheit bereits in ähnlichen Fällen ermittelt. Fälle, in denen die Täter von bestimmten Zahlen und Konzepten besessen waren. Ich habe dabei mitgewirkt, den Goldener-Schnitt-Mörder zu Fall zu bringen.“

      „Deswegen ist noch lange nicht jeder Täter gleich“, argumentierte Flynn. „Davon abgesehen, selbst wenn es sich um Pi handeln sollte, wie bringt uns das denn überhaupt weiter? Inwiefern ist das eine nützliche Spur? Das sagt uns doch nichts darüber, wo wir nach dem Täter suchen müssen.“

      „Es könnte uns dabei helfen, die Gruppe der möglichen Verdächtigen einzugrenzen“, sagte Zoe. Sie wusste, dass sein Einwand nicht ganz unbegründet gewesen war, aber sie wollte ihn die Diskussion nicht gewinnen lassen. Ganz im Gegenteil. Sie würde ihre Sichtweise so lange verteidigen, wie es nötig war – bis er sich wieder daran erinnerte, wer hier die ranghöchste Ermittlerin war. Was bildet er sich nur dabei ein, ihre Argumente so von der Hand zu weisen?

      „Wir können keine voreiligen Schlüsse ziehen“, sagte Flynn mit einer gewissen Verzweiflung in der Stimme. Er gestikulierte dabei wild mit den Händen, Zoe verfolgte die Bewegungen der Hände in der Luft ganz genau und berechnete dabei ihre Geschwindigkeit, die Winkel, das Muster, das sie in die Luft zeichneten. „Hören