Название | Ein erlesener Todesfall |
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Автор произведения | Фиона Грейс |
Жанр | Современные детективы |
Серия | Ein Toskanischer Weingarten Cozy-Krimi |
Издательство | Современные детективы |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9781094343112 |
Eifrig trat Olivia vor. Sie erkannte ihre Akzente, und es versetzte ihr jedes Mal einen besonderen Kick, Gäste aus dem eigenen Land zu bedienen. Immerhin wusste sie genau, wie viele Stunden sie in den Staaten damit verbracht hatte, Reisewebseiten zu durchstöbern und sich den Tag vorzustellen, an dem sie endlich ihren Traumurlaub antreten würde.
Sie wollte, dass der Besuch auf La Leggenda für all ihre Landsmänner ein einzigartiges Erlebnis werden würde.
„Wir haben hier zum Mittag gebucht“, teilte die dunkelhaarige Frau hinten in der Gruppe ihren Freunden mit. „Wir haben also noch Zeit für eine schnelle Weinverkostung.“
Olivias Lächeln verschwand. Sie starrte die Gruppe entsetzt an.
Die Stimme der Frau kam ihr bekannt vor.
Olivia war sich sogar sicher, dass sie sie kannte.
Wenn sie sich recht erinnerte, war der Name der Frau Leanne Johnson. Während ihrer vergangenen Karriere hatte Olivia sie gut gekannt, aber sie war eine Person, von der sie nie erwartet hatte, sie jemals wiederzusehen, und das auch gar nicht wollte.
Wenn Leanne sie erkannte, wusste Olivia, dass ihre Vergangenheit sie sofort einholen würde, und zwar auf die denkbar schlimmste und peinlichste Art und Weise.
KAPITEL DREI
Panik stieg in Olivia auf, als die Gruppe auf sie zukam.
Wenn Leanne erkannte, wer sie war, würde es im besten Fall demütigend enden, im schlimmsten desaströs.
Während ihrer ehemaligen Karriere als Werbeaccountmanagerin hatte Olivia eine Kampagne für eine Weinmarke namens Valley Wines geleitet.
Sie hatte all ihre Energie in diese Kampagne gesteckt. Sie hatte wochenlang bis in die frühen Morgenstunden an den Werbeslogans und am Branding gearbeitet, an den Logos, den Formulierungen und der Gesamtstrategie.
Die Kampagne war außerordentlich erfolgreich verlaufen und das Label hatte hohe Marktanteile verschlungen und unterwegs einige Konkurrenten ausgelöscht.
Während der Kampagne hatte Olivia bemerkt, dass die Weine allerdings nicht nur durchschnittlich, sondern schlichtweg widerlich waren. Die Weine waren nicht einmal echte Weine gewesen. Sie waren Traubensaft gemixt mit Geschmacksstoffen und minderwertigem Alkohol. Valley Wines hatte an jeder Ecke des Herstellungsprozesses gespart. Sie hatten an Ecken gespart, an denen es nicht einmal Ecken gegeben hatte.
Während der Billigwein auf einer Welle von Olivias Anstrengungen nach vorn katapultiert wurde, ihr einen enormen Bonus einfuhr und seine Konkurrenz vernichtete, die den Erfolg viel eher verdient hätten, hatte das Gesundheitsamt das Gelände untersucht und die illegalen Inhaltsstoffe und die unhygienischen Vorgänge dort entdeckt – man hatte sogar eine tote Ratte in einem der Tanks gefunden.
Diese Razzia hatte Valley Wines ein für alle Mal untergehen lassen – zusammen mit Olivias Ansehen in der Werbewelt.
Ihre größte Angst war nun, dass ihre jetzigen Arbeitgeber von ihrer Verbindung zu dieser berüchtigten Marke erfahren würden. Jedem war bekannt, was nach der Razzia des Gesundheitsamts passiert war. Die Neuigkeiten hatten sich in der ganzen Welt ausgebreitet und jeder Weinhersteller, Weinhändler und Weintrinker hatte Valley Wines mit Leidenschaft diskutiert.
Ratten in den Kesseln! Gab es etwas Schlimmeres? Das La Leggenda-Team, und vor allem Marcello, wären geschockt. Sie würden glauben, dass sie sich fälschlicherweise als ein passionierter Weinliebhaber präsentiert hatte. Sie würden sie vielleicht sogar sofort entlassen.
Hier war sie nun, mit erstarrter Miene, als Leanne Johnson auf sie zukam.
Leanne leitete eine Presseagentur, mit der Olivia während der ganzen Valley Wines-Kampagne zusammengearbeitet hatte. Leannes Unternehmen hatte viele der Produktstarts und Events koordiniert, die landesweit stattgefunden hatten.
Leanne war ein auffälliges Großmaul mit einer schrillen Stimme. Wenn sie Olivia erkannte, würde die gesamte Kellerei bald wissen, was sie miteinander gemeinsam hatten und wie Olivia einst unermüdlich diesen Billigwein vermarktet hatte. Wenn ihr Mittagessen vorbei war, würde die halbe Toskana darüber Bescheid wissen, was Olivia einst getan hatte.
Olivia warf einen nervösen Blick in das Restaurant, und ihr Herz rutschte ihr in die Hose, als sie die todschicke Managerin Gabriella an der Rezeption stehen sah.
Gabriella war Marcellos Exfreundin und hatte Olivia vom ersten Tag an nicht ausstehen können, da sie gespürt hatte, dass Marcello sie bevorzugte. Wenn sie von Olivias Assoziation mit Valley Wines erfuhr, würde sie diese Information nutzen, um Olivia in jeder nur denkbaren Weise zu sabotieren.
Olivia hatte beinahe jeden Tag mit Leanne gesprochen. Sie hatten darüber gewitzelt, dass sie eine Standverbindung zueinander brauchten.
Aber – und das konnte Olivia vielleicht retten – sie und Leanne hatten sich nur selten gesehen. Sie hatten nur ein einziges Meeting zum Start der Kampagne gehabt, denn Leanne hatte ihren Sitz in New York und hatte sich um alle außerstaatlichen Veranstaltungen gekümmert, an denen Olivia nicht teilnehmen konnte.
Urplötzlich hatte Olivia eine Idee.
Sie würde so tun müssen, als wäre sie Italienerin.
Wenn sie mit stark italienischem Akzent sprach, würde das ihre amerikanische Redeweise überdecken, welche sie sofort verraten würde.
Olivia legte wieder ihr professionelles Lächeln auf, als Leanne ihre Ellbogen erwartungsvoll auf den Tresen stützte. Sie hoffte, sie würde damit durchkommen. Es war ihre einzige Chance.
„Buon giorno“, verkündete sie.
Ihre Stimme war höher als normal. Okay, das lag daran, dass sie eine Mordsangst davor hatte, erkannt zu werden, aber es kam ihr auch zugute.
„Ich heiße Sie so herzlich auf La Leggenda willkommen“, quietschte sie und bemühte sich, genauso wie Nadia, die leitende Winzerin, zu klingen, wenn diese Englisch sprach. „Darf ich Ihnen unser Verkostungsmenü vorstellen?“
Niemandem kam ihr starker, gekünstelter Akzent verdächtig vor, und zum Glück starrte Leanne bloß fasziniert auf die Verkostungsliste, verzaubert von den Beschreibungen der Weine.
Eines der Pärchen innerhalb der Gruppe begann auf einmal, angeregt in einer anderen Sprache miteinander zu sprechen und einen erschrockenen Moment lang blieb Olivias Herz stehen. Wenn diese beiden Italiener waren, war sie erledigt. Ihr kläglicher Täuschungsversuch wäre gescheitert.
Sie atmete erleichtert auf, als sie erkannte, dass sie Spanisch sprachen. Gott sei Dank, sie war gerettet.
Sie wagte es nicht, Leanne anzusehen, als sie den ersten Wein präsentierte.
„Das hier ist der magnifico Vermentino“, erklärte sie und hielt ihnen die Flasche hin. „Dieser Wein ist – äh – ganz und gar magnifico, hergestellt aus regionalen Trauben, die in meeresnahen Regionen gedeihen. Er ist bekannt für seinen blumigen und fruchtigen Geschmack und wird vor allem für seine salzigen und zitronigen Obertöne gelobt. Magnifico!“, schloss sie mit einer extravaganten Armbewegung ab und war stolz auf die italienische Authentizität, die sie gerade zum Besten gegeben hatte.
Die Gäste griffen eifrig nach den feinen Kristallgläsern und schwenkten ihre Probierportionen darin herum. Sie liebte es, sowohl die Konzentration auf ihren Gesichtern zu beobachten, als sie versuchten, die Geschmacksnoten und Aromas, die sie beschrieben hatte, zu erkennen, als auch die Freude, wenn sie endlich an diesem perfekten Wein nippten.
Außer Leanne. Sie starrte Olivia nur neugierig an, und Olivia merkte, wie ihr Magen sich langsam zusammenzog.
„Kenne ich Sie von irgendwoher?“, fragte sie. „Das klingt vielleicht nach einer seltsamen Frage, aber Ihr Gesicht kommt mir bekannt vor. Sind Sie jemals in New York gewesen? Haben Sie vielleicht etwas mit Eventmanagement zu tun?“
Olivia starrte sie nur atemlos an. Was könnte sie antworten, ohne zu lügen? Sie wollte nicht lügen, obwohl ihr ein paar Szenarios durch den Kopf schwirrten – sie könnte sagen, dass sie eine Schwester hatte, die in einer Reality-Show im Fernsehen auftrat, oder eine Cousine, die