Altes Wissen - Neuer Tod. Petra Mehnert

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Название Altes Wissen - Neuer Tod
Автор произведения Petra Mehnert
Жанр Триллеры
Серия
Издательство Триллеры
Год выпуска 0
isbn 9783960147558



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      Petra Mehnert, »Altes Wissen – Neuer Tod«

      www.edition-winterwork.de

      © 2020 edition winterwork

      Alle Rechte vorbehalten.

      Satz: edition winterwork

      Umschlag: Robin Mehnert

      Druck und E-Book: winterwork Borsdorf

      ISBN Print 978-3-96014-734-3

      ISBN E-BOOK 978-3-96014-755-8

      Altes Wissen - Neuer Tod

      von Petra Mehnert

      Fünfter Regionalkrimi aus dem „Tal der Liebe“

      edition winterwork

      Als die vierzigjährige Linda Bockmeyer ein altes Büchlein aus dem Mittelalter findet, glaubt sie, anhand des darin stehenden Heilerwissens des berühmten und gelehrten Mönches Albertus Magnus, ihre Probleme endlich lösen zu können. Doch damit setzt sie Ereignisse in Gang, die sie nicht hatte voraussehen können und die dramatische Folgen nach sich ziehen. Dies alles geschieht im Frühjahr 2020 während der Corona-Krise, welche die Ermittlungen der Göppinger Kripo zusätzlich erschweren. Die junge Ottenbacher Messermacherin Nora wird durch ihren Hund Hasso in den Fall verwickelt und so kann es ihr Freund und Kommissar Joska Kiss auch diesmal nicht verhindern, dass Nora sich einmischt.

      Prolog

      „Bewährte und approbierte sympathetische und natürliche ägyptische Geheimnisse für Menschen und Vieh, Städter und Landleute - von Albertus Magnus“, murmelte eine Frau in den Vierzigern und versuchte dabei, die dicke Staubschicht, die sich unterhalb des Buchtitels noch hartnäckig hielt, von dem kleinen schwarzen Büchlein zu pusten. Es gelang ihr allerdings nicht, denn der Staub haftete beinahe wie ein flauschiger Einband darauf. Angewidert streifte sie die graue Schicht mit den Händen ab. „Was für ein langer und komischer Buchtitel!“, sagte sie und wollte das Buch schon zu den anderen uralten Büchern werfen, als sie doch die Neugierde packte. Konnte ja nicht schaden, mal einen kurzen Blick hineinzuwerfen ...

      Dieser Albertus Magnus lebte wohl zwischen elfhundertdreiundneunzig und zwölfhundertachtzig. Geboren wurde er in Lauingen und gestorben war er in Köln. Zu seiner Zeit nannte man ihn wegen seines unglaublichen Wissens „Doctor universalis“.

      „Das kann ich mir gut vorstellen“, flüsterte Linda Bockmeyer, die sich mit der alten Schrift recht schwertat. Die eigentümlichen Worte und Sätze verstand sie auch nicht alle. Doch sie konnte erkennen, dass dieser Doktor Magnus wirklich zu allem etwas beizusteuern gehabt hatte. Egal, ob Mensch oder Tier, Geister, Hexen oder Dämonen - er hatte für alle Eventualitäten ein Rezept, einen Schwur oder eine Zauberformel parat und diese waren zum Teil so hanebüchen, dass die Frau mehrmals den Kopf schüttelte und sich fragte, ob es tatsächlich damals Leute gegeben hatte, die diesen Unsinn wirklich glaubten? Manches jedoch hörte sich recht spannend an und es wäre schon interessant, herauszufinden, ob da was dran war.

      Stunden später saß die nachlässig gekleidete Vierzigjährige immer noch in das alte Büchlein vertieft da, während die Sonne hinter dem Hohenstaufen blutrot unterging. Völlig fasziniert hob sie schließlich den Kopf und schaute direkt in den wunderschönen, rötlich-violetten Himmel. Obwohl sie nicht in diesem schönen „Tal der Liebe“ geboren war, hier war ihre Heimat und die würde sie niemals verlassen. Plötzlich wusste sie, was sie tun konnte und vor allem, wie sie es tun musste. Niemand hatte das Recht, sie von hier fortzujagen!

      1

      „Ist deine blöde Katze immer noch nicht aufgetaucht?“, fragte Bettina Bockmeyer ihren Mann, der gedankenverloren über den Lieblingsplatz seiner Karthäuserkatze strich und dabei traurig aus dem Fenster sah. Langsam drehte er sich zu seiner Frau um, die mit ihren fünfzig Jahren noch strahlend schön war (was man von ihrem Charakter nicht mehr behaupten konnte). Seit sie den Posten als Chefärztin in der Notfallambulanz der Alb Fils Kliniken in Göppingen angetreten hatte, war sie nur noch gereizt und nervlich am Ende. Nun spitzte sich auch noch die Corona-Krise seit Anfang Februar zweitausendzwanzig immer mehr zu. Was in China in der Stadt Wuhan begonnen hatte, breitete sich durch die globale Vernetzung rasend schnell über die ganze Welt aus. Jetzt Mitte März hatte es das Nachbarland Italien von den europäischen Staaten am schlimmsten erwischt. Zwar hatte Deutschland fast die dreifache Menge an Intensivbetten als zum Beispiel Italien, aber dennoch graute Bettina Bockmeyer davor, in kürzester Zeit viele Kranke auf einmal intensivmedizinisch versorgen zu müssen. Darauf waren die meisten Kliniken, zumindest noch nicht, eingerichtet und die Personaldecke zu dünn für solche Ausnahmesituationen. Nun hatte sie heute auch noch erfahren müssen, dass Toilettenpapier und Desinfektionsmittel aus der Klinik gestohlen worden waren! Auch Mundschutzmasken und Schutzanzüge wurden knapp - das durfte echt nicht wahr sein - wie egoistisch waren die Menschen denn? Insgeheim wünschte sie sich, einen von diesen Typen mal auf dem Operationstisch liegen zu haben und ihn ohne sich die Hände zu desinfizieren und ohne Schutzmaske zu operieren! Das machte sie alles so wütend und sie schaffte es nicht mehr, Arbeit und Privates zu trennen. Sie ließ ihren ganzen Frust an ihrem Mann und ihrem Sohn Luca aus. Ihr Mann Harald - im gleichen Alter wie sie, aber mit seinen kurzen grauen Haaren und dem kleinen Bauchansatz deutlich unattraktiver als seine Frau, flüchtete sich deshalb immer mehr zu seinen Tieren. Als ausgebildeter Jäger konnte er sich zu den unmöglichsten Zeiten in den Wald verkrümeln und sich der Ruhe dort hingeben. Daneben kümmerte er sich noch um das Rehgehege des Landratsamtes und hatte zuhause auf ihrem kleinen Hof am Ortsrand von Ottenbach noch Hühner, Hasen, Meerschweinchen und einen Jagdhund, sowie seine schöne graue Katze, die nun schon seit zwei Wochen verschwunden war. Das Hobby Jagen und die vielen Tiere hatte er sich erst angeschafft, als er seine Videothek hatte schließen müssen. Heutzutage lieh kaum mehr jemand Filme aus – es wurde meist nur noch „gestreamt“ - und das hatte ihn seine Existenz als Firmeninhaber gekostet. Seine Frau hatte daraufhin einen neuen, besser bezahlten Vollzeitjob bei der Klinik angenommen, damit sie ihren gewohnten Lebensstandard halten konnten. Obwohl er nichts für die Entwicklung auf dem Videomarkt konnte, nahm es ihm seine Frau übel, dass sie jetzt ganz alleine für den Unterhalt der Familie sorgen musste. Ihren gemeinsamen dreißigjährigen Sohn Luca musste sie auch weiterhin mit durchfüttern - er lebte immer noch bei seinen Eltern, war introvertiert und eigenbrötlerisch und hatte inzwischen bereits sein drittes Studium angefangen, ohne die vorhergehenden abgeschlossen zu haben.

      „Nein, meine Mathilda ist noch nicht zurückgekommen, wie du siehst“, konnte sich Harald nicht verkneifen. „Und meinen Meerschweinchen geht es auch nicht gut. Sie haben Durchfall und fressen kaum noch was“, fügte er hinzu, obwohl er wusste, dass Bettina es nicht sonderlich interessieren würde. Sie sagte dann immer:

      „Was interessiert mich das, ich bin doch kein Tierarzt!“

      So also auch heute – hätte er sich ja denken können. Wortlos drehte er sich um und rief nach seinem kleinen Jagdhund Benno, während er im Flur nach der Leine griff.

      „Kochst du heute nichts?“, rief seine Frau ihm hinterher, doch er antwortete nicht und hastete regelrecht mit offenem Mantel und ungeschnürten Stiefeln nach draußen in die kalte Frühlingsluft. An diesem Sonntagnachmittag war es jetzt schon so düster, dass man denken konnte, es wäre bereits Abend.

      „Was machst du da, Luca?“, rief Harald schon von Weitem, als er seinen Sohn im Verschlag seiner Meerschweinchen und Hasen sah. Der kümmerte sich doch sonst auch nie um die Tiere! Außer vielleicht um seine Katze Mathilda, die sich auf jeden verfügbaren Schoß setzte, wenn sie gestreichelt werden wollte. Da konnte dann selbst sein eigenwilliger Sohn nicht widerstehen.

      „Nichts!“, rief der junge Mann leicht panisch. In den Ohren seines Vaters musste es geklungen haben, als hätte der ihn bei etwas Verbotenem erwischt. Hastig fügte