Название | Nichts Als Rennen |
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Автор произведения | Блейк Пирс |
Жанр | Современные детективы |
Серия | Ein Adele Sharp Mystery |
Издательство | Современные детективы |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9781094305561 |
Adele bezweifelte, dass die Frauen es überhaupt hatten kommen sehen. Es gab ohnehin noch nicht viele Hinweise – noch nicht. Sie hatte noch immer die Fensterblenden geschlossen und lauschte dem Rütteln der Motoren, die auf Hochtouren liefen. Während sie wieder und wieder die Akten und bisherigen Hinweise durchging, wurden ihre Augen langsam klein.
Sie hatte sich ins Wi-Fi des Charles-De-Gaulle-Flughafens einloggen können und sah enttäuscht aus, als sie die jüngste Nachricht von Robert Henry, ihrem alten Mentor und Freund, las. Darin stand: Tut mir leid, Liebes, ich werde dich nicht abholen. Sie schicken einen anderen Agenten. Außerdem hatte er eine Reihe von Emoticons und Smiley-Gesichtern beigefügt.
Sie überlegte kurz und fing dann an zu tippen: Kein Problem. Wir sehen uns dann im Büro. Wen haben sie geschickt?
Keine Antwort. Adele schüttelte den Kopf, als sie den Gang verließ und das Hauptterminal betrat. Sie wurde mit dem Geruch von überteuertem Kaffee und vertrocknetem Gebäck aus den Flughafenrestaurants begrüßt. Sie schlenderten an einer Reihe von Läden vorbei; es war ein Kiosk und ein Buchladen. Adele steckte ihr Telefon wieder in die Tasche und ging schnell durch den Flughafen in Richtung Gepäckausgabe. Beim letzten Mal hatten sie ihr John als Partner zugeteilt – wahrscheinlich würde das wieder so sein. Aber nach dem sie sich das letzte Mal gesehen hatten waren die Dinge unangenehm geworden. Während sie und Robert sich alle paar Tage im Monat, seit sie in Frankreich gewesen war, gegenseitig eine Nachricht geschickt hatten, hatte John sich nicht ein einziges Mal gemeldet.
Du aber auch nicht, erinnerte sie eine kleine Stimme in ihrem Kopf.
Aber sie schob den Gedanken mit einem leichten Achselzucken beiseite. Sie erreichte die Gepäckausgabe und sah zu, wie sich das Gepäck über das metallene Lamellenförderband im Kreis drehte; sie wartete geduldig, schaffte es aber trotzdem nicht ganz, die Vorfreude abzuschütteln, die in ihrer Brust aufstieg.
Endlich entdeckte sie ihre Tasche und wartete darauf, dass um das Gepäck herum ein Platz frei wurde.
Sie fand sich dabei wieder, wie sie sich die Haare hinter den Ohren bürstete und ihr Outfit glättete, während sie sich dem Zoll näherte und darauf wartete, dass der Grenzbeamte ihren Pass und ihre Papiere mit besonderer Genauigkeit begutachtete. Reiß dich zusammen, dachte sie. Warum war sie plötzlich so besorgt um ihr Aussehen? John oder nicht, warum war das wichtig? Adele war größer als die meisten Frauen, aber auch nicht übermäßig – ihr langes, aschblondes Haar umrahmte Merkmale, die auf ihre französisch-amerikanische Herkunft hindeuteten. Exotisch, sagten einige. Ein einzelnes Muttermal saß nahe ihrer Oberlippe, was sie als Teenager extrem verunsichert hatte, aber jetzt bei Weitem keine Rolle mehr spielte.
Adele dachte an die letzte Nacht, in der sie John gesehen hatte, als sie den Abend gemeinsam am privatem Pool auf Roberts Anwesen geschwommen waren. Die Art, wie John zu Beginn des Abends gewesen war, gefolgt davon, wie er sich gegen Ende des Abends verhalten hatte. Er hatte versucht, sie zu küssen, oder hatte sie die Geste falsch interpretiert? Wie dem auch sei, als sie ihm ausgewichen war, war er beleidigt gewesen und kurz danach gegangen.
Trotz ihrer aufsteigenden Emotionen verwuschelte Adele ihre Haare und zerzauste absichtlich ihren Pony. Dann ließ sie ihren Kiefer knacken und rollte ihren Koffer durch den Zoll und hinaus in den Empfangsbereich des Flughafens.
Ihre Augen scannten die Menge und suchten nach der großen, schlaksigen Gestalt ihres früheren französischen Partners. Doch als ihr Blick über die wartende Menge blickte, konnte sie John nirgendwo entdecken. Ihr Lächeln – bei dem sie nicht gemerkt hatte, dass es eines gewesen war – erstarrte, als sie auf eine Frau im Anzug aufmerksam wurde, die an der getönten Scheibe stand, das auf die Straßen außerhalb des Flughafens gerichtet war.
Ihr Lächeln verblasste völlig, als sie die vollen Lippen der Frau und ihr zu einem Dutt zusammengebundenes silbernes Haar bemerkte. Die Frau ähnelte einer nichtssagenden Hilfslehrerin oder vielleicht einer Nonne ohne Kittel. Keine einzige Haarsträhne war fehl am Platz und selbst die Fältchen am Augenrand schienen sich zu verstärken, als ob sie versuchte, die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
Ein Agent, mit dem sie schon vorher gearbeitet hatte… Aber es war nicht John.
Dieser spezielle Agent war Adeles Vorgesetzte gewesen, als sie noch für die DGSI gearbeitet hatte. Sie war degradiert worden, ein unglückliches Szenario, dessen Verantwortlichkeit allein auf Adeles Rücken ausgetragen worden war. Jedes Quäntchen Verachtung und Ungeduld zeigte sich in jeder Falte und jedem Schimmer in Agent Sophie Paiges Augen, aber schließlich hob sie die Hand und machte eine schnelle zuckende Geste in Adeles Richtung.
Kein Winken, sondern eher ein Befehl wie bei einem Herrchen, das seinen Hund ruft. Adele stand für einen Moment wie erstarrt und fühlte, wie sich die Menschen an ihr vorbeidrängten, als sie sich bewegten, um wartende Familie oder Freunde zu begrüßen. Die Stille wurde durch Lachen, das Geräusch von sich umarmenden Körpern, das leise Murmeln erschöpfter Reisender, die sich vom Flughafen zurückzogen und vor Erleichterung auf wartende Taxis oder Autos am Bordstein zueilten durchbrochen.
Für einen Moment musste Adele dem Drang widerstehen, sich nach rechts umzudrehen und wieder ins Flugzeug zu steigen und Sophie Paige mit ihrem finsteren Blick am Fenster stehen zu lassen.
Doch schließlich nahm sie den Rest ihres Mutes zusammen, bürstete sich schnell mit verstohlenen Bewegungen die Haare zurück in Form und bewegte sich auf ihre frühere Vorgesetzte und neue Partnerin zu.
KAPITEL SECHS
Im Stadtzentrum von Paris, in den nordwestlichen Vororten der Region Ile-de-France der Hauptstadt, sah Adele konsequent geradeaus, als das Auto in den vierten Stock des DGSI-Parkhauses fuhr. Sie hatten die ganze Fahrt über schweigend verbracht; nun stieg Agent Paige aus dem Fahrzeug und rief ihr etwas über die Schulter zu, um ihr mittzuteilen, dass sie sich mit Foucault treffen würden. Sie ließ Paige allein zurück und schlängelte sich durch die Sicherheitskontrolle zum Büro ihres alten Mentors.
Es war schön, Roberts Büro zu betreten.
Adele konnte spüren, wie ihre Schultern sich entspannten, als ob eine schwere Last von ihnen gefallen wäre, als sie mit einem leisen Klopfen an den Rahmen durch die Tür trat. Die Reise und der Verlauf des Tages waren anstrengend gewesen, aber ihre Laune hob sich, als sie sich in dem vertrauten Raum umsah. An den Wänden hingen noch immer die gleichen gerahmten Bilder alter Rennwagen und darunter Regale mit staubigen Büchern mit rissigen Ledereinbänden. In dem Raum standen nun zwei Schreibtische. Der zweite Schreibtisch war am Fenster, dahinter stand ein aufrechter Lederdrehstuhl. Auf dem Schreibtisch war ein kleines, goldenes Namensschild mit der Aufschrift Adele Sharp angebracht.
Als sie hörte, wie sich ein Mann räusperte, lenkte sie ihre Aufmerksamkeit auf den ersten Schreibtisch und der Person, die sich dahinter befand.
Robert Henry war bereits aufgestanden. Er stand oft auf, wenn eine Frau den Raum betrat. Der kleine Mann stand mit geradem Rücken und einen langen, gewellten Schnurrbart, der perfekt in Form geschnitten und schwarz gefärbt war. Er trug einen feinen, gutsitzenden Anzug, der, wie Adele vermutete, eine Maßanfertigung war. Robert stammte aus wohlhabenden Verhältnissen; er brauchte den Job bei der DGSI nicht, aber er liebte seine Arbeit. Vielleicht war dies der Grund dafür, dass er eine der besten Beurteilungen in der Abteilung hatte. Robert hatte einmal in Italien für ein halbprofessionelles Team Fußball gespielt, war aber nach Frankreich zurückgekehrt, als er von der französischen Regierung angeworben wurde, lange bevor es die DGSI gegeben hatte.
Der kleine Franzose scannte Adele einen Moment lang, aber seine Augen glitzerten und ließen auf ein Lächeln, das sich hinter seinen Lippen verbarg, schließen.
„Hallo“, sagte Adele, die einem eigenen Lächeln nicht widerstehen konnte.
Robert Henry schmunzelte jetzt und entblößte eine Reihe weißer perlmuttartigen Zähne in der zwei Zähne fehlten. Adele hatte viele Geschichten darüber gehört, wie er die Zähne verloren hatte, von denen jede weiter hergeholt war, als die andere.
Sie hielten quer durch den Raum Blickkontakt und beobachteten einander einen Moment lang.
Dann