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so sehr, Feelein?« fragte Daniel. Sie hatte gemeint, er sei eingeschlafen, aber anscheinend hatte er sie beobachtet.

      »Findest du es falsch, und hältst du mich für spießig, weil ich gern wissen möchte, wie Biancas Eltern sind?«

      »Unsinn. Ich würde es auch gern wissen, aber vorerst ist doch nur wichtig, wie sehr Danny sie mag und ob sie zu ihm paßt. Es wird doch wohl so sein, daß ihre Eltern sich auch Gedanken über unseren Sohn machen. Man möchte schließlich wissen, welch Geistes Kind das Mädchen ist, in das Danny anscheinend verliebt ist. Er wird sie jetzt wohl treffen und möglicherweise mit ihr auch über uns reden und über ihre Eltern.«

      »Mich beruhigt, daß du auch so denkst, mein Schatz«, sagte Fee aufatmend.

      *

      Bianca hatte im Tennisclub auf Danny gewartet. Er kam bestens gelaunt, aber sie begrüßte ihn mit einem gequälten Lächeln.

      »Verzeih bitte, daß ich zu spät komme, Bibi«, sagte er hastig. »Bitte, sei nicht böse.«

      »Ich bin nicht böse, ich habe nur wenig Zeit. Meine Eltern kommen nämlich heute. Ich muß sie vom Flughafen abholen und zum Hotel bringen, das erwarten sie.«

      »Das geht selbstverständlich vor«, meinte er.

      »So selbstverständlich finde ich das nicht. Ich sollte etwas mehr von ihnen erzählen. Es ist wohl an der Zeit.«

      »Du könntest uns doch bekannt machen. Ich wollte dich auch bitten, mit zu uns zu kommen. Meine Eltern möchten dich gern kennenlernen.«

      »Ist es dir wichtig?«

      »Selbstverständlich. Bei uns geht es ganz locker zu. Ich habe sehr liebe und verständnisvolle Eltern, und meine Geschwister sind neugierig auf dich.«

      »Ich habe keine Geschwister und kann mir gar nicht vorstellen, wie das Leben in einer Großfamilie ist. Wollten deine Eltern so viele Kinder?«

      Er merkte an ihrem Tonfall, daß ihr das nicht geheuer und sie wohl auch ablehnend war. Plötzlich begann er sich Gedanken zu machen.

      »Wie stellst du dir eine Familie vor? Willst du keine Kinder haben?« fragte er stockend.

      Sie sah ihn nicht an. »Ich mache mir darüber noch keine Gedanken. Jetzt ist mir erst einmal meine berufliche Karriere wichtig, genauso, wie dir deine.«

      »Meine Mutter ist auch Ärztin, aber jetzt ist ihr die Familie wichtiger«, sagte er trotzig, denn keinesfalls wollte er die Kinderzahl kritisiert wissen, auch nicht von Bianca.

      »Haben deine Eltern geheiratet, bevor sie mit dem Studium fertig waren?« fragte sie.

      »Nein, aber sie kannten sich schon lange, weil unsere Großväter Freunde waren. Der Vater von Paps war allerdings schon tot, als wir geboren wurden. Mamis Vater ist auch Arzt und leitet das Sanatorium Insel der Hoffnung.«

      Er hoffte, daß sie nun auch über ihre Eltern reden würde, aber sie sagte jetzt hastig, daß es Zeit für sie wäre, zum Flughafen zu fahren.

      »Ich werde dich mit meinen Eltern bekannt machen, dann kannst du dir selbst ein Urteil über sie bilden. Aber nenn mich dann bitte nicht Bibi, sie mögen keine Kosenamen. Und laß dich nicht einschüchtern, sie wirken manchmal arrogant.«

      Ihm klang das schon wie eine Warnung, und er hatte das Gefühl, daß Bianca ein Kennenlernen lieber vermeiden wollte.

      Danny war es bisher egal gewesen, wer und was Biancas Eltern waren. Er war von ihr fasziniert. Er bewunderte sie, wie er bisher nur Fee bewundert hatte. Sie hatte alles, was ihm gefiel, war schön, klug und selbstbewußt und keine Klette, die sich auf Schritt und Tritt an ihn hängte, wie zuvor Sandra und Janine. Manchmal dachte er schon, daß Bianca ihn auch nur als netten Bekannten betrachtete, heute hatte sie es ausgesprochen, daß ihre Karriere ihr wichtiger war.

      Sollte er beleidigt sein? Hatte sie nicht recht, daß ihm seine Karriere auch wichtiger war? Aber er wollte sie auch nicht verlieren. Er sah in ihr nicht nur eine vorübergehende Bekanntschaft, denn als Flirt konnte man das erst recht nicht betrachten, was sie seiner Meinung nach verband. Er blickte noch lange in die Richtung, in der sie mit ihrem teuren Wagen davongefahren war. Dieses Auto und die hübsche moderne Zweizimmerwohnung, die sie gemietet hatte, ließ ihn vermuten, daß ihre Eltern vermögend waren.

      Über Geld hatten sie nie gesprochen, sie neigte keineswegs zur Angeberei. Sie bestand nur darauf, immer für sich selbst zu bezahlen, wenn sie ausgingen zum Essen oder ins Kino. Sie machte auch kein Geheimnis daraus, daß sie unabhängig sein wollte. Danny wollte nur nicht glauben, daß er nur eine Episode in ihrem Leben war. Ein Abenteuer gewiß nicht, denn dafür hatte sie nichts übrig. Alles, was sie tat, war wohlüberlegt. Anfangs hatte er sich gewundert, daß sie Volkswirtschaft und Informatik studierte und so gut über das Bankwesen, Aktien und Kapitalanlagen Bescheid wußte, doch jetzt wurde ihm klar, daß sie auch sehr realistisch ihre Zukunft plante.

      Was sie in so wenigen Worten über ihre Eltern gesagt hatte, war ihm der Beweis, daß deren Erziehung ihre Einstellung zum Beruf und ihrem Leben geprägt hatte.

      Eine Mädchenstimme holte ihn in die Gegenwart zurück. »Wie ist es, Danny, spielen wir mal eine Partie?«

      Es war ein hübsches Gesicht mit strahlenden Blauaugen und einem kecken Näschen, in das er blickte.

      »Du bist aber gut aufgelegt, Tonia«, sagte er leicht verwundert, denn Antonia Schirmer war eine Mitschülerin, die auch das Abitur machte. Sie gehörte eher zu denen, die nur durch Fleiß weiterkamen.

      »Mir ist es auch gut ergangen, wenn ich auch nicht so schnell fertig war wie du. Jetzt bin ich zuversichtlich. Warum sitzt du hier allein?«

      »Ich hatte eine Verabredung, aber jetzt muß ich wieder nach Hause.« Er war schon aufgestanden, und sie drehte sich enttäuscht um. »Dann noch viel Spaß«, sagte sie und eilte davon. Er hatte es jetzt auch eilig, wieder nach Hause zu kommen, wußte er doch, daß Lenni extra seinen Lieblingskuchen gebacken hatte. Eigentlich hatte er gehofft, Bianca überreden zu können, ihn zu begleiten, aber das hatte sich nun zerschlagen. Er fürchtete, daß sie seiner Bitte nur ungern folgen würde. Schreckte sie die Großfamilie ab, oder waren es ihre Eltern, die ihr abraten würden? Immerhin sagte ihm sein gesunder Optimismus, daß es ihm doch egal sein könnte, was ihre Eltern wollten, solange es keine Differenzen zwischen ihm und Bianca gab.

      Es war wohl auch an der Zeit, daß er mit seinen Eltern über Bianca sprach, wenn er sich auch nicht hundertprozentig sicher sein konnte, ob sie zusammenbleiben würden.

      Als er sie zum ersten Mal gesehen hatte, dachte er, die oder keine, und als er sie zum zweiten Mal traf, war er überzeugt, daß sie auch sehr viel für ihn empfand. Mit der Zeit spürte er aber, wie genau sie sich im Privatleben Grenzen gesetzt hatte, während sie andererseits darauf bedacht war, im Studium schnell voranzukommen. Ihr Ehrgeiz kannte keine Grenzen, aber auch das imponierte ihm.

      Nun war er wieder zu Hause und fühlte, wie wichtig ihm die Geborgenheit in der Familie war. Er gehörte nicht zu denen, die sich beklagten, wenn sie geärgert oder ungerecht behandelt wurden. Es genügte ihm, heimkommen zu können und mit seinen Eltern zu reden. Schnell war seine Welt wieder in Ordnung. Er fand sich selbst beneidenswert, weil ihm das Lernen so leichtfiel, und wenn er dafür als Musterknabe oder Streber bezeichnet wurde, prallte es an ihm ab.

      Felix hatte es da viel schwerer. Er hatte schon ein paar Mal die Schule schmeißen wollen, bis er sich mit Emely anfreundete, und als die mit ihrer Mutter in den Schwarzwald zog, war er soweit, daß er sich auch weiterhin behaupten wollte.

      Felix kam Danny im Garten entgegen. »Da bist du ja wieder«, freute er sich. »Erzählst du mir mal, wie es so angelaufen ist in der Penne?«

      »Nachher, ich möchte erst mit Mami sprechen.«

      »Papi wurde zu Frau Fechner gerufen, sie hat einen Nervenzusammenbruch.«

      »Sie macht sich selber verrückt und Bastian dazu. So schlecht ist er doch gar nicht. Du kannst froh sein, daß wir vernünftige Eltern haben, die sich keine Wunderkinder wünschen.«

      Felix