Название | Günter, der innere Schweinehund, hält eine Rede |
---|---|
Автор произведения | Stefan Frädrich |
Жанр | Документальная литература |
Серия | Günter, der innere Schweinehund |
Издательство | Документальная литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783862008834 |
Weiter mit den Basics: Was macht einen guten Redner aus? »Na, ein guter Redner ist jemand, dem man gut zuhören kann. Einer, der einen in den Bann zieht. Einer, dem man abnimmt, was er sagt. Einer, der etwas locker rüberbringt, wo andere Knoten quatschen. Einer, der es drauf hat eben – nicht so einer wie du …« Oh, Günter, nun mach doch mal langsam! Ja, es stimmt schon: Ein gewisses Talent ist beim Reden praktisch. Daneben macht einen Top-Rhetoriker aber auch der Inhalt aus – er sollte rüberbringen, was wichtig ist, und zwar so, dass alle verstehen, was gemeint ist. Und er sollte geübt sein im Reden. »Quatsch!«, mosert Günter. »Talent ist das Wichtigste. Das hat man oder hat es nicht.«
Okay, dann dröseln wir den Begriff »Talent« mal auf: Was ist das überhaupt? »Na, Talent zum Reden ist die Fähigkeit, einfach draufloszureden und dabei gut rüberzukommen. Wie ein Redeprofi eben.« Und was macht einen Profi aus? »Keine Ahnung. Aber man erkennt einen, wenn man ihn reden hört.« Nun schau mal, Günter: Meist ist ein Redeprofi einer, der bei seinen Zuschauern alle Sinne gleichzeitig anspricht: vor allem Hören, Sehen und Fühlen. Und dabei nutzen gute Redner alle Mittel, die ihnen zur Verfügung stehen: Sprache, Stimme, Gestik, Mimik, Persönlichkeit, Leidenschaft und Interesse für das Thema, Aussehen, den Rahmen der Rede und gute Präsentationstechnik. Und am Ende sind alle vom »Talent« des Redners begeistert, obwohl es nichts anderes ist als die Summe kleiner Einzelfaktoren.
6. Sprache und Stimme
Sprache des Redners: klar, bildhaft, verständlich. Stimme: natürlich, angenehm, flüssig.
»Soll das etwa bedeuten, dass man Talent lernen kann?«, wundert sich Günter. Aber klar doch! Zwar haben Mensch und Schweinehund durchaus unterschiedliche Ausgangsvoraussetzungen für das öffentliche Reden, dennoch sind die einzelnen Aspekte alle trainierbar. Zum Beispiel die Sprache des Redners: Sie sollte für alle verständlich sein – ohne Fachchinesisch oder anderes Kauderwelsch. Sie sollte deutlich sein und möglichst direkt, sodass jeder folgen kann. Sie sollte bildhaft sein und publikumsbezogen, sodass es allen Spaß macht zuzuhören. Und es sollten vor allem kurze Sätze vorkommen, damit es nicht anstrengend wird, dem Redner zu folgen.
Auch die Stimme sollte passen: Sie muss laut und kräftig genug sein, dass jeder zuhören kann. Sie sollte angenehm klingen, damit es nicht in den Ohren wehtut. Die Stimme sollte zudem eher melodiös sein und nicht eintönig – sonst wird es schnell langweilig. Deswegen sollte der Redefluss auch möglichst flüssig und die Geschwindigkeit variabel sein, aber nicht zu schnell und nicht zu langsam und stets mit Pausen. Außerdem sollte die Rede frei gehalten werden und natürlich klingen.
7. Körpersprache
Gestik und Mimik des Redners: lebendig, unterstützend und natürlich.
Sehr wichtig ist auch die Körpersprache des Redners. Sie sollte die Zuhörer überzeugen und zeigen, dass es dem Redner ernst ist mit dem, was er sagt. So sollten zum Beispiel seine Bewegungen zum Inhalt passen, indem er wichtige Stellen mit seiner Gestik hervorhebt, ohne dabei allerdings übertrieben schauspielerisch zu wirken. Er sollte sich beim Reden also ruhig etwas bewegen – also auf keinen Fall nur stocksteif dastehen –, aber natürlich eben auch nicht so viel herumhüpfen, dass er fahrig und nervös wirkt. Die Körperhaltung des Redners sollte aufrecht sein und seine Hände nicht in den Hosentaschen stecken (oder zumindest nur sehr selten) – sonst kommt es nur zu ungewollten Assoziationen mit Taschenbillard …
Die Mimik des Redners sollte lebendig und freundlich sein und keinesfalls maskenhaft starr. Man hängt anderen schließlich gerne an den Lippen, wenn es dabei auch ein bisschen was zum Gucken gibt. Denn so wie die Gestik drückt auch die Mimik Emotionen aus, also die Gefühle, die ein Redner mit dem Gesagten verbindet. Und dabei merkt man schnell, wie wichtig dem Redner ist, was er erzählt. Zum Beispiel, ob er für sein Thema eine gewisse Begeisterung zeigt oder nur im Auftrag seines Chefs eine lästige Pflicht erledigt. Beim Begeisterten hören wir gerne zu, beim reinen Pflichterfüller hingegen schnarchen wir weg.
8. Persönlichkeit
Persönlichkeit des Redners: echt, souverän und am Thema interessiert.
Günter hakt nach: »Dann merkt das Publikum also, ob der Redner hinter seinem Thema steht oder nicht?« Und ob! Denn je wichtiger dem Redner sein Thema, desto leidenschaftlicher präsentiert er es und desto mehr Spaß macht es, zuzuhören. Der Redner weiß, welche Message er rüberbringen will, kennt besonders plastische Beispiele und der Funken springt besonders einfach über.
Außerdem: Je mehr er sich mit seinem Thema identifiziert, desto besser und authentischer kommt er rüber. »Authenti… was?« Authentischer, Schweinehund! Authentizität ist die »Echtheit« einer Person. Denn der Redner sollte möglichst »echt« sein und sich nicht verstellen. So wirkt er als ganze Persönlichkeit. Das ist neben den rein technischen Redeaspekten sehr wichtig. Spielt der Redner nur etwas vor, würde man das negativ bemerken.
Tja, was fehlt noch? Ach ja: Natürlich merkt man Rednern auch an, wie geübt sie sind. Klar ist: je geübter, desto besser. Außerdem sollten gute Redner den Rahmen ihrer Rede kennen und berücksichtigen. Zum Beispiel die Zuhörer oder den Redeanlass. Und die zur Verfügung stehende Redezeit, also sollten sie weder zu kurz noch zu lang reden – das kann beides sehr ärgerlich werden.
9. Bewertung einer Rede
Rahmen der Rede: Was ist der Anlass? Wer hört zu? Wie lange ist die Redezeit?
Auch optisch machen gute Redner etwas her – indem sie gepflegt und in passenden Klamotten auftreten. Außerdem sollten sie ihre Rede gut strukturieren, zum Beispiel in Einleitung, Mitte und Schluss einteilen. Und sie sollten eine passende Präsentationsform wählen, etwa die frei vorgetragene Rede oder die durch Präsentationstechnik wie PowerPoint unterstützte Rede. Apropos Technik: Auch die Technik haben gute Redner im Griff: Mikrofon, Beleuchtung und Co – alles tipptopp. Du siehst, Günter: eigentlich kein Hexenwerk, die Rhetorik! Nur das Zusammenspiel mehrerer Komponenten.
»Okay, Zusammenfassung!«, resümiert Günter. »Ob eine Rede gut ist, merkt man daran, wie gut die einzelnen Komponenten sind: Eine gute Rede informiert, unterhält und bewirkt etwas. Sie orientiert sich am Rahmen, in dem sie gehalten wird, hat eine gute Struktur, wird passend präsentiert, wobei das Thema auf den Punkt gebracht wird und der Funke überspringt. Die Stimme ist natürlich, angenehm und flüssig, die Sprache deutlich und direkt, die Performance lebendig und authentisch, wobei gute Redner spürbar für ihr Thema brennen und diese Begeisterung auf das Publikum übertragen. So bringen gute Redner ihre ganze Persönlichkeit ein und alle hören gerne zu.« Super zusammengefasst, Sauhund!
10. Ablesen? Nein, danke!
Frei zu reden wirkt lebendig und natürlich. Ablesen hingegen ist langweilig und steif.
»Hm …«, grübelt Günter. »Klingt trotzdem alles ziemlich anspruchsvoll. Zum Beispiel das mit der freien Sprache. Wie soll man sich denn auf das konzentrieren, was man zu sagen hat, und auch noch fehlerfrei sprechen, ohne ständig ›Äh‹ zu sagen oder sich zu verhaspeln? Besser also, man schreibt seine Rede erst mal Wort für Wort auf und liest sie dann allen vor! So kann man sicher sein, dass alles passt!« Aber nein, Günter. Reden wortwörtlich abzulesen, ist keine gute Idee. Wenn überhaupt, dann hält man das nur bei sehr geübten Politikern, Schauspielern oder Moderatoren für halbwegs echt. Bei allen anderen wirkt es steif, hölzern, langweilig und letztlich hilflos. Und schon schläft dein Publikum, anstatt