Название | Anne in Ingleside |
---|---|
Автор произведения | Lucy Maud Montgomery |
Жанр | Книги для детей: прочее |
Серия | Anne Shirley Romane |
Издательство | Книги для детей: прочее |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783732008995 |
„Ja, natürlich“, sagte Walter im Brustton der Überzeugung, obwohl er nicht die leiseste Ahnung hatte, was das war, ‚robust.‘ Aber wenn Mrs. Stephen Flagg robust war, war seine Mutter das schon lange.
„Kinder! Kinder! Jetzt aber marsch ins Bett!“ rief Mrs. Parker da.
Die Jungen verzogen sich, taten aber vorher schnell noch so, als wollten sie Walter ein Handtuch aufs Gesicht drücken. Aber im Grunde konnten sie ihn ganz gut leiden. Walter ergriff Opals Hand.
„Opal, es stimmt doch nicht, daß meine Mama krank ist, oder?“ flüsterte er eindringlich. Er konnte den Gedanken, mit seiner Angst allein zu bleiben, nicht ertragen.
Opal war eigentlich kein bösartiges Kind, aber sie konnte einfach nicht diesem Nervenkitzel widerstehen, den man bekam, wenn man jemandem schlechte Nachrichten überbrachte.
„Doch, sie ist krank“, beharrte sie daher. „Tante Jen hat es selber gesagt, ich soll es dir eigentlich nicht weitersagen. Aber ich finde, du solltest es wissen. Kann ja sein, daß sie Krebs hat.“
„Müssen denn alle Menschen sterben, Opal?“ Dieser Gedanke war für Walter etwas völlig Neues, er hatte nie zuvor über den Tod nachgedacht.
„Na klar, du Dummkopf. Sie sterben nur nicht richtig, sondern sie kommen in den Himmel“, sagte Opal fröhlich.
„Ist… ist der Himmel weiter weg als Charlottetown?“ wollte Walter nun wissen.
Opal brach in kreischendes Gelächter aus.
„Also, du bist wirklich zum Piepen! Der Himmel ist doch Millionen Meilen weit weg! Aber weißt du was? Am besten betest du, das hilft immer. Ich hab mal ein Zehncentstück verloren. Da hab ich gebetet und dafür einen Vierteldollar gefunden. Deswegen weiß ich, daß es hilft.“
„Opal Johnson, hast du nicht gehört, was ich gesagt habe? Und mach die Kerze aus, bevor du aus Walters Zimmer gehst“, rief Mrs. Parker von ihrem Zimmer herüber. „Er sollte schon längst schlafen.“
Opal blies die Kerze aus und flüchtete aus dem Zimmer. Tante Jen war normalerweise ganz umgänglich, aber wehe, man ärgerte sie! Andy steckte noch mal kurz den Kopf zur Tür herein.
„Paß auf, daß die Vögel nicht plötzlich von der Tapete fliegen und dir die Augen auspicken!“ zischte er in die Dunkelheit.
Daraufhin begaben sich wirklich alle ins Bett. Es war ein gelungener Tag gewesen, und Walter Blythe war ein lieber Junge, den man morgen lustig weiterärgern konnte.
‚Die lieben Kleinen‘, dachte Mrs. Parker gerührt.
Eine ungewohnte Stille legte sich über das Parker-Haus. In Ingleside blinzelte indessen die kleine Bertha Marilla Blythe mit ihren runden haselnußbraunen Äuglein in die glücklichen Gesichter, die sie umgaben. Sie war in der kältesten Julinacht seit siebenundachtzig Jahren zur Welt gekommen.
Kapitel 9
Walter lag nun ganz allein im Dunkeln und konnte einfach nicht einschlafen. Er hatte überhaupt noch nie in seinem Leben allein geschlafen. Immer waren Jem oder Ken in seiner Nähe gewesen, und er hatte sich warm und behaglich gefühlt. Langsam fiel das Mondlicht ins Zimmer und ließ schwache Umrisse erkennen. Aber das war fast noch schlimmer als die Dunkelheit. Ein Bild, das am Fußende seines Bettes an der Wand hing, schien ihn argwöhnisch anzustarren… Im Mondschein sahen Bilder immer ganz anders aus als sonst. Man sah auf einmal Dinge, die man bei Tageslicht noch nicht einmal erahnte. Die langen Spitzengardinen sahen plötzlich aus wie zwei große, dünne Frauen, die weinend neben dem Fenster standen. Da waren Geräusche draußen vor dem Haus, Knarren, Seufzen und Geflüster. Was, wenn jetzt die Vögel auf der Tapete tatsächlich lebendig würden und sich auf ihn stürzten, um ihm die Augen auszupicken? Unheimliche Angst stieg in ihm hoch, und dann packte ihn plötzlich Panik… Mama war krank! Er mußte es ja wohl glauben, wenn Opal gesagt hatte, daß es stimmt. Vielleicht lag Mama im Sterben! Vielleicht war Mama schon tot! Keine Mama würde mehr zu Hause auf ihn warten. Ingleside ohne Mama!
Walter konnte es nicht länger ertragen. Er mußte nach Hause zurück, jetzt sofort. Er mußte seine Mutter noch mal sehen. Das also war es, was Tante Mary Maria gemeint hatte. Sie hatte gewußt, daß Mama sterben würde. Es hatte wohl keinen Sinn, irgend jemanden aufzuwecken, es würde ihn jetzt doch keiner nach Hause bringen, auslachen würden sie ihn. Der Weg nach Hause war schrecklich weit, aber er würde die ganze Nacht durchlaufen.
Er schlüpfte leise aus dem Bett, zog sich an und nahm die Schuhe in die Hand. Es tat ihm leid, daß er Alice nicht auf Wiedersehen sagen konnte, aber sie würde ihn schon verstehen. Durch den dunklen Flur, die Treppe hinunter, kletterte Walter Stufe für Stufe nach unten.
Oje, jetzt hatte er einen Schuh fallen lassen! Er polterte die Stufen hinunter, schoß quer durch den Flur und landete mit einem ohrenbetäubenden Knall an der Eingangstür.
Alle mußten den Krach gehört haben…
Walter klammerte sich verzweifelt am Geländer fest. Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, bis er wirklich sichergehen konnte, daß niemand aufgewacht war, und bis er wagte, die letzten Stufen lautlos hinter sich zu bringen. Aber schließlich war es geschafft. Er fand seinen Schuh und drückte vorsichtig die Klinke der Eingangstür hinunter… die Parkers schlossen zum Glück die Tür nie ab.
Walter machte die Tür leise hinter sich zu, zog seine Schuhe an und schlich die Straße hinunter. Das Parker-Haus lag am Ende des Dorfes, und so befand er sich bald auf offener Landstraße. Einen Augenblick lang überkam ihn große Angst. Er befürchtete nun nicht mehr, ertappt und am Weglaufen gehindert zu werden; statt dessen kam jetzt die alte Angst vor der Dunkelheit und Einsamkeit wieder hoch. Er war noch nie allein nachts unterwegs gewesen, die Welt hier draußen war so riesengroß, und er war darin so winzig klein. Es kam ihm so vor, als wollte selbst der kalte, rauhe Wind, der plötzlich aufkam und ihm ins Gesicht blies, ihn zurückdrängen.
Mama lag im Sterben!
Walter schluckte und marschierte tapfer drauflos. Die Bäume schienen ihn zu beobachten und sich vor und hinter ihm zu schließen. Zwei Augen blitzten plötzlich neben ihm auf, und eine riesengroße schwarze Katze rannte über die Straße. War es überhaupt eine Katze? Walter zitterte. Wenn doch bloß diese Angst nicht wäre. Er versuchte sich vorzustellen, wie es wohl sein mochte, wenn man vor nichts Angst hatte… so wie Jem.
„Ich, ich tu einfach so, als hätte ich keine Angst“, sagte er laut… und erzitterte vor Schreck über seine eigene Stimme, die in dieser Nacht so verlassen klang.
Aber er stapfte mutig weiter. Einmal fiel er hin und schlug sich das Knie auf. Dann hörte er einen Wagen kommen und versteckte sich schnell hinter einem Baum, aus Angst, es könnte Dr. Parker sein, der ihn suchte. Als er etwas Schwarzes neben der Straße sitzen sah, blieb er ängstlich stehen. Nein, er konnte nicht vorbeigehen, aber er ging. Es war ein großer schwarzer Hund, oder war es doch kein Hund? Er wagte nicht zu rennen, damit er ihn nicht verfolgte, dann blickte er sich verstohlen um. Das Tier war in der entgegengesetzten Richtung davongetrottet. Walter wischte sich mit der Hand durchs Gesicht; es war naßgeschwitzt.
Je länger er lief, desto mehr hatte Walter das Gefühl, nie zu Hause anzukommen. Es mußte Stunden her sein, seit er in Lowbridge aufgebrochen war.
Es war in der Tat drei Stunden her. Um elf Uhr war er losgegangen, und jetzt war es zwei. Als Walter endlich die Straße nach Glen erreichte, seufzte er erleichtert auf. Doch die Häuser, an denen er vorüberstolperte, waren dunkel und schienen weit weg zu sein. Sie hatten ihn vergessen. Hinter einem Zaun brüllte ihm plötzlich eine Kuh entgegen. Siedend heiß fiel Walter ein, daß Mr. Alec Reese einen wilden Bullen hatte, und von maßloser Panik ergriffen rannte er den Hügel hinauf bis zum Tor von Ingleside. Er war zu Hause… endlich war er zu Hause!
Doch mittendrin blieb er stehen, und ein schreckliches Gefühl der Verlassenheit überkam ihn. Er hatte ein freundliches, hell erleuchtetes Haus erwartet, aber es brannte kein einziges Licht in Ingleside!
Das