Название | Die Vampirschwestern 4 - Herzgeflatter im Duett |
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Автор произведения | Franziska Gehm |
Жанр | Книги для детей: прочее |
Серия | Die Vampirschwestern |
Издательство | Книги для детей: прочее |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783732003754 |
Plötzlich verkündete eine Stimme wie bei einem Boxkampf aus einem Lautsprecher: „Gleich startet er. Deeeeeeeeeeeer … STAR EXPRESS!“
Dakas Antwort ging im Lärm unter.
Silvania lächelte Jacob zu. Doch ihr Nachhilfelehrer war damit beschäftigt, seinen Sicherheitsgurt zu überprüfen.
„Uuuuuuuund … LOS GEHT'S!“, dröhnte es aus dem Lautsprecher.
In dem Moment setzte sich der Star Express in Bewegung. Er tuckerte wie eine alte Dampflok. Silvania verschränkte die Arme und überschlug die Beine. Hätte sie gewusst, dass der Star Express ein Schneckenexpress war, hätte sie sich ein Buch mitgenommen.
Auf einmal beschleunigte der Star Express. Mit einem Ruck wurde Silvania in den Sitz gedrückt. Bevor sie sich an die Geschwindigkeit gewöhnen konnte, ging es in eine steile Kurve. Silvania stieß einen Schrei aus. Sie hatte das Gefühl, ihr Kopf würde nach der Kurve nicht mehr auf ihrem Hals sitzen, sondern über den Jahrmarkt fliegen. Doch nach der Kurve war alles noch da, wo es hingehörte. Inklusive Jacob.
Silvania hörte Daka hinter sich rufen: „Boi, boi, boi!“ Das war auch Vampwanisch und hieß „super!“.
Plötzlich ging es steil bergauf. Der Star Express wurde wieder langsamer. Silvania atmete durch. Vielleicht war jetzt eine gute Gelegenheit, ein wenig mit Jacob zu plaudern. Sie sah zu ihm hinüber. Jacob starrte geradeaus. Er hielt sich mit beiden Händen am Sicherheitsgurt fest. Er war fast so blass wie Silvania. Silvania fand, es stand ihm sehr gut.
Vor ihnen lagen nur noch ein kleines Stück des Achterbahngestells und der blaue Himmel über Bindburg. Silvania wollte eine romantische Bemerkung machen. Sie überlegte gerade, was „der Himmel auf Erden“ auf Englisch hieß, als der Star Express die Kuppe erreichte. Die Achterbahn blieb fast stehen. In dem Moment wurden Silvania plötzlich drei Dinge auf einmal klar. Erstens: Sie wusste, warum Jacob sich am Gurt festhielt und so blass war. Zweitens: Sie hätte heute zum Mittag keine Hackfleischklöpschen essen sollen. Drittens: Achterbahnfahren war schlimmer als Fliegen.
Im nächsten Augenblick sauste der Star Express in die Tiefe. Die Insassen schrien, als stürzten sie direkt auf die Hölle zu. Silvania fühlte sich wie im freien Fall. Es war kein gutes Gefühl. Instinktiv breitete sie mit einem Ruck die Arme aus. Dabei schlug sie Jacob mit der rechten Handkante auf die Nase. Silvania versuchte, den Oberkörper aufzurichten, und drehte die Handflächen nach vorne. So hatte sie es mit fünf Jahren im Flugunterricht gelernt. Zweite Lektion: Bremsen. Doch in der Achterbahn funktionierte es nicht. Der Star Express raste weiter in die Tiefe. Silvania hätte es nicht gewundert, wenn sie durch den Beton des Jahrmarktplatzes und weiter durch die Erdkruste geflogen wären, den Tausende Kilometer breiten Erdmantel und den zähflüssigen Erdkern durchdrungen hätten und auf der anderen Seite auf irgendeiner Pazifikinsel herausgekommen wären. Die Eingeborenen hätten sie womöglich für Götter gehalten, sie reichlich mit Blumen, Obst und Fisch beschenkt und Jacob und sie zum Götterpaar ernannt. Das war allerdings auch der einzige positive Gedanke, den sie der Sache abgewinnen konnte.
Silvania spürte die Hackfleischklöpschen. Sie hatte das Gefühl, sie bildeten in ihrer Kehle eine Räuberleiter. Sie wollten fliehen. Silvania presste die Lippen aufeinander und blähte die Backen auf. Zum Glück war die Bergabfahrt vorbei und der Star Express fuhr wieder geradeaus. Silvania sah kurz zu Jacob. Er hatte die Augen geschlossen und rieb sich die Nase. Silvania wollte sich entschuldigen, doch da nahm der Star Express den Kamelrücken in Angriff. Erst ging es hoch, dann runter. Hoch, runter. Silvania wollte weder hoch noch runter. Sie wollte nur noch anhalten. Hoffnungsvoll sah sie nach vorne, ob ein Ende in Sicht war. Doch sie sah kein Ende. Sie sah ein Looping. Silvania fasste sich spontan an den goldenen Kettenanhänger, den ihr Oma Zezci geschenkt hatte und in dem sich ein paar Krümel Heimaterde befanden. Sie rieb den Anhänger zwischen Daumen und Zeigefinger und hoffte auf eine rettende Idee.
Würde sie beim Looping neben Jacob sitzen bleiben, wäre er die längste Zeit ihr Nachhilfelehrer gewesen. Denn würde sie beim Looping neben Jacob sitzen bleiben, würde er keinen guten Eindruck von ihr bekommen. Er würde Bekanntschaft mit Herrn Tepes' selbst gebratenen Hackfleischklöpschen machen. Halb verdaut, gemischt mit Tomatensaft, Magensäure und vermutlich den Himbeeren mit Würmern, die es zum Nachtisch gegeben hatte. Das würde zwar einen bleibenden Eindruck hinterlassen, aber sicher keinen guten. Silvania musste etwas unternehmen. Etwas Verbotenes.
Gesine Schlotzer hatte das Radiergummiende des Bleistifts in den Mund gesteckt, blickte von ihrem Kreuzworträtsel auf und murmelte vor sich hin: „Abkürzung: Unbekanntes Flugobjekt …“ Sie sah durch die Scheibe mit dem Ketchupfleck auf die Achterbahn. Der Star Express fuhr gerade ins große Looping ein. Die Insassen kreischten. Manche rissen die Hände hoch. Andere umklammerten die Gurte. Ein weiblicher Fahrgast stieg am Anfang des Loopings aus, flog zum Ende des Loopings und setzte sich wieder in die Achterbahn.
Gesine Schlotzer nahm den Bleistift aus dem Mund und beugte sich über das Rätselheft. „UFO“, schrieb sie ins Kreuzworträtsel. Dann hielt sie abrupt inne. Sie starrte auf die Seite. Auf einmal schoss ihr Kopf in die Höhe. Sie stieß einen Schrei aus, bei dem nur durch ein Wunder die Glasscheiben des Fahrkartenhäuschens nicht zerbrachen. Mit zitterndem Bleistift deutete sie auf den Star Express. Er wurde gerade wieder langsamer und rollte in seine Ausgangsposition zurück. „Da…da…da…da war was!“
„Ein UFO?“, fragte der Mann, der vor dem Fahrkartenhäuschen stand.
Gesine Schlotzer schüttelte den Kopf. „Ein fliegendes Mädchen in einem roten Kleid und einer schwarzen Stola! Sie ist vom Anfang des Loopings zum Ende geflogen. Und zwar so.“ Gesine Schlotzer breitete die Arme aus. Mit den Fingerkuppen stieß sie dabei an die Glasscheiben des Fahrkartenhäuschens.
Der Mann zog die Augenbrauen zusammen. Er sah Gesine Schlotzer besorgt an. „Geht es Ihnen gut?“
Gesine Schlotzer überlegte einen Moment. Sie senkte die Arme und sagte entschlossen: „Nein.“ Dann drehte sie das „Geöffnet“-Schild schwungvoll um, sodass es jetzt „Geschlossen“ verkündete. Mit einem Ruck zog sie das gläserne Schiebefenster zu, nahm die Strickjacke vom Stuhl, steckte das Rätselheft in die Jackentasche und verließ das Fahrkartenhäuschen. 22 Jahre hatte sie jeden Tag in diesem Häuschen gesessen und Tickets abgerissen. 22 Jahre hatte sie den Leuten Aufregung, Bauchkribbeln und Taumel verkauft. Sie selbst war dabei immer auf dem Boden geblieben.
Es war Zeit zum Abheben. Was sie dazu auf keinen Fall brauchte, war eine Achterbahn.
In der Geisterbahn
Ludo, Silvania und Jacob standen wie frisch aus dem Schleudergang geworfen auf dem Jahrmarktsplatz. Ludo hatte eine interessante Föhnfrisur. Silvania sah zu Boden und presste die Lippen aufeinander. Sie war sich noch nicht sicher, was die Hackfleischklöpschen in ihrem Magen vorhatten. Jacob hielt sich so lässig wie möglich an einem Laternenmast fest. Seine Beine waren lang. Und nach der Achterbahnfahrt sehr elastisch. Während des Loopings hatte er die Augen geschlossen und war damit beschäftigt gewesen, sein eigenes Mittagessen (Spiegelei, Spinat und Kartoffeln) unter Kontrolle zu halten. Von Silvanias Geflopse und Gefliege hatte er nichts mitbekommen. Sonst hätte er sich womöglich Gesine Schlotzer angeschlossen und den Jahrmarkt schnurstracks verlassen.
„Da drüben ist sie!“, rief Helene. Sie zeigte auf ein Fahrgeschäft. Es hatte eine Fassade wie eine Schlossruine. Die Türme waren dunkel und die Fenster voller Spinnweben. Aus einem Fenster sah ein Totenkopf und aus einem anderen ein Monster mit spitzen grünen Ohren, irren Glubschaugen und Wangen voller Warzen. „Los, gehen wir!“
Ein paar Minuten später saßen Helene und Daka in der Geisterbahn. Auf den Sitzen vor ihnen saßen Silvania und Jacob. Ludo wartete vor der Geisterbahn. Er hatte erklärt, dass ihm vom Bahnfahren schlecht wird. In Wirklichkeit wollte er nicht in die Geisterbahn, da er so schon genug Geister sah. Auch, wenn ihm das keiner glauben wollte.
Die