Название | Die Entdeckung Alaskas mit Kapitän Bering |
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Автор произведения | Georg Wilhelm Steller |
Жанр | Путеводители |
Серия | Edition Erdmann |
Издательство | Путеводители |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783843803489 |
Nachdem Bering ohne Erfolg die »St. Paul« sowie das »Gama-« und »Kompanieland« gesucht hatte, segelte er ohne weitere Ablenkung gen Amerika. Wahrscheinlich als Erster sah Steller am 15. Juli 1741 Land, doch erst am nächsten Tag bot sich ihm und den anderen bei klarer Sicht die imposante Kordillere Alaskas dar: eine großartige Küstenlandschaft mit einem hohen schneebedeckten Berg (dem Mt. St. Elias). Am 20. Juli erreichten sie eine Insel, die sie »St.-Elias-Insel« nannten (die heutige Kayak-Insel). Während Steller hier an Land gehen und forschen wollte, war es Bering offenbar nur um die Aufnahme von Frischwasser zu tun. Es entbrannte nun ein heftiger Streit darüber, ob Steller an Land gehen dürfe oder nicht. Erst als der Letztere ein »besonderes Gebet betete«, also wohl eine Art Eid schwor, nach der Rückkehr Bering und seine Offiziere vor höherer Stelle zur Rechenschaft zu ziehen, erteilte der Kapitän-Kommandeur die Erlaubnis zum Landgang. Um den hitzigen Steller, der sich nicht der Bemerkung enthalten konnte, man sei wohl nur hierhergekommen, um »amerikanisches Wasser nach Asien zu bringen«, lächerlich zu machen, ließ Bering ihm mit Trompeten hinterherblasen. Nur wenige Stunden blieben dem eifrigen jungen Wissenschaftler, die Insel zu erkunden. Er entdeckte hier rund einhundertsechzig Pflanzenarten und sammelte etliche materielle Zeugnisse der Aleuten. Bei seiner Rückkehr an Bord behandelte man ihn jedoch wieder gütlich und bewirtete ihn zu seiner großen Überraschung mit einer Tasse heißer Schokolade. Dennoch bemerkte Steller mit Sarkasmus: »Die Zeit, welche hier zu Untersuchungen verwandt wurde, stand zu den Vorbereitungen im umgekehrten Verhältnis: Zehn Jahre währte die Vorbereitung, und zehn Stunden wurden der Sache selbst gewidmet. «
S. P. Krascheninnikow
Da man nicht in Amerika überwintern wollte, entschloss man sich angesichts des früh hereinbrechenden Herbstes zur Rückreise, während der zahlreiche Besatzungsmitglieder an Skorbut erkrankten. Am 29. August erreichten sie die Shumagin-Gruppe der Aleuten-Inseln, wo der erste Tote dieses Teils der Expedition, der Matrose Shumagin, beigesetzt wurde. Am 4. September hatten sie erstmals Kontakt mit »Amerikanern« (also mit Aleuten), die Steller ausführlich beschrieb. Im September und Oktober litt die Schiffsbesatzung unter dem schlechten Wetter, unter wilden Stürmen und Skorbut: »Die Not und das Sterben auf unserem Schiff«, so schrieb Steller, »nahm übrigens dergestalt überhand, dass nicht nur die Kranken dahinstarben, sondern auch Leute, die nach ihrer eigenen Meinung gesund waren, vor Mattigkeit auf dem Posten abgelöst tot niederfielen. Die geringe Wasserportion, der Mangel an Zwieback und Branntwein, die Kälte, Nässe, Blöße, das Ungeziefer, Furcht und Schrecken waren die hauptsächlichsten Ursachen dafür … Man glaube nicht, dass ich die Gefahren übertrieben hätte; auch die beredtste Feder würde zu schwach sein, unser Elend zu beschreiben.«
Der Hafen St. Peter und St. Paul
Nach einer Sturmfahrt durch die Aleuten strandete Berings Schiff schließlich am 5. November 1741 auf der später so genannten »Beringinsel«, wo der Kapitän-Kommandeur am 8. Dezember 1741 starb. Als Teil der Kommandeur-Inseln liegt die Beringinsel etwa zweihundert Kilometer von der Ostküste Kamtschatkas entfernt; doch glaubte die Mehrheit der Gestrandeten zunächst fest daran, an einem Teil Kamtschatkas gelandet zu sein (Bering und Steller hingegen waren eher skeptisch). Auf der Insel entspann sich nun ein harter Überlebenskampf gegen die Unbilden der Natur. Mit den brauchbaren Restbeständen des gestrandeten Schiffs richteten die Männer sich so gut ein, wie sie konnten, gruben sich Erdhöhlen und organisierten gemeinschaftlich das Jagd- und Arbeitsleben. Zahlreiche Seetiere (vor allem Seeotter und Seekühe) boten ihnen Nahrung. Spätere (russische und dänische) archäologische Untersuchungen (1910/11, 1979, 1991) des Winterlagers der Gestrandeten führten u. a. zur Auffindung von Grabstätten und Skelett-Teilen, darunter auch dem Grab Berings mit dessen Schädel.
Durch den Genuss von Kräutern, Beeren und frischem Fleisch gingen die Skorbuterkrankungen langsam zurück. Gegen die diebischen Steinfüchse, von denen die Insel nur so wimmelte, führten die Männer einen stetigen, grausamen »Krieg Mensch gegen Tier«. Steller und der Leutnant Waxell, der nach dem Tod Berings das Kommando übernommen hatte, waren die handfesten und moralischen Führer der verzweifelten Schar der Überlebenden. Besonders Steller erwies sich auf der Insel als Meister der improvisierten Überlebenstechnik; er organisierte die Arbeitsabläufe, versorgte die Kranken, wirkte als Seelsorger und führte darüber hinaus noch wissenschaftliche Untersuchungen durch. Als Naturforscher gewann Steller dem Leiden auf der Beringinsel auch eine positive Seite ab: »Während für die übrige Besatzung diese Expedition ins Beringmeer ein wahres Martyrium bedeutete, wurde sie für Steller zum größten Gewinn seines Lebens: ›… ich wollte die Erfahrung, so in der Natur auf dieser faulen Reise erlanget, nicht für ein großes Capital vertauschen‹ bekennt er in einem Schreiben an Gmelin als Summe seiner Erlebnisse« (Hünefeld). Im 19. Jahrhundert würdigte Adolf Erik Nordenskiöld, der berühmte Bezwinger der Nordostpassage (1878–1880), die naturwissenschaftliche Leistung Stellers auf der Bering-Insel, »welcher eine mit selten übertroffener Meisterschaft ausgeführte Schilderung der Naturverhältnisse und des Tierlebens auf dieser früher nie von Menschen besuchten Insel gegeben hat.« (A. E. Nordenskiöld: Nordostwärts. Die erste Umsegelung Asiens und Europas 1878–1880, hrsg. v. Hans-Joachim Aubert, Edition Erdmann in der marixverlag GmbH, Wiesbaden 2012). Nur noch elementare Dinge waren jetzt wichtig: »Die wertvollen Seeotterfelle wurden uns schon bald zu einer Last, die ihren Preis bei uns verloren hatte; und weil wir keine Zeit hatten, sie zu trocknen und zuzubereiten, so wurden sie einfach hingeworfen, bis sie verdarben und von den Füchsen zerfressen wurden. Dagegen begannen wir, bisher gering geachtete und kaum in die Hände genommene Dinge wie Äxte, Messer, Pfrieme, Nadeln, Zwirn, Schuhdraht, Schuhe, Hemden, Strümpfe, Stangen, Stricke und dergleichen als wertvolle Güter sehr zu schätzen. Rang, Wissenschaft und andere Verdienste gewährten bald keinen Vorzug mehr und reichten zu unserem Lebensunterhalt nicht hin; so entschlossen wir uns, mit allen noch verbliebenen Kräften zu arbeiten.« Schließlich gelang es den Männern, aus den Resten des alten Schiffs ein neues, kleines Behelfsfahrzeug zu bauen, mit dem sie am 27. August 1742 glücklich den Peter-und-Paul-Hafen in Kamtschatka erreichten, wo man sie schon lange für tot gehalten hatte.
Die Geretteten, deren auf Kamtschatka zurückgebliebene Habe man schon verkauft hatte, waren nun froh darüber, doch etliche wertvolle Seeotterfelle von der Beringinsel mitgebracht zu haben. Aber jetzt richteten sich auch die begehrlichen Blicke anderer auf diese Felle und vor allem auf die Inseln, von denen sie stammten: »Seeotterpelze waren damals bei den Petersburger Schönen wie bei den Pekinger Mandarinen schon in gleicher Weise beliebt … Nicht nur aus Sibirien, auch aus Mittelrussland zog es die Kaufleute zum Ozean des Ostens. Menschen und Kapital strömten nach Kamtschatka. Wer in der Lage war, rüstete ein eigenes Schiff aus. Wer nicht reich genug dazu war, verband sich mit anderen zu einer Gesellschaft. Fünf Jahre nach Berings Tod waren fünfzehn solcher Gesellschaften tätig, abermals nach fünf Jahren – fünfundzwanzig. Später wuchs die Zahl bis auf vierzig an« (Semjonow). Herbert Wendt zufolge begann damit der größte Pelzrausch in der Geschichte der Menschheit – nur zu vergleichen mit dem Goldrausch, der hundertfünfzig Jahre später in Alaska losbrach. Private Beuteexpeditionen dezimierten im Gebiet der Aleuten und Alaskas nicht nur die Pelztiere, vor allem die Seeotter und Seebären, sondern auch die eingeborenen Bewohner des Beringmeers. Später wurden die anfänglichen kleinen, meist von mehreren Kaufleuten finanzierten Jagdexpeditionen zunehmend von denen großer, kapitalstarker Handelsgesellschaften verdrängt. Der Kaufmann Schelikoff bemühte sich erfolgreich um die Verleihung eines Monopols für die wirtschaftliche Ausbeutung und den Handel im Nordpazifik und in Nordamerika; seine Bemühungen führten später (1799) zur Gründung der »Russisch-Amerikanischen Handelskompanie«. 1783 reiste er nach Alaska und gründete dort im Jahr darauf auf der Insel Kodiak die erste russische Siedlung. Damit begann »nach der ersten Phase einer eher ›extensiven‹ Ausbeutung (die Pelztierjäger lebten jeweils nur eine beschränkte Zeit auf den Inseln und verließen sie wieder, nachdem sie ihre Beute gemacht – d. h. den Eingeborenen abgejagt – hatten) nun eine intensivere ›Bewirtschaftung‹ der neuen Kolonien. Die Anlage fester Stützpunkte ermöglichte