Festmahl der Drachen . Морган Райс

Читать онлайн.
Название Festmahl der Drachen
Автор произведения Морган Райс
Жанр Героическая фантастика
Серия Ring der Zauberei
Издательство Героическая фантастика
Год выпуска 0
isbn 9781939416940



Скачать книгу

der anderen, passierten gewundene, enge Gassen. Je weiter sie kamen, wurde dieser Teil von Savaria immer schäbiger, die Straßen mit Betrunkenen gefüllt, von Dreck gesäumt, voller Hühner und streunender Hunde. Sie passierten eine Taverne nach der anderen, und das Geschrei der Kundschaft war auf den Straßen zu hören. Mehrere Betrunkene stolperten vor ihnen her, und als die Nacht hereinbrach, wurden die Straßen mit Fackeln erleuchtet.

      „Macht Platz für den Herzog!“, rief sein Oberdiener aus, eilte vor ihm her und schob Trunkenbolde zur Seite. Die gesamte Straße entlang wichen zwielichtige Gestalten zur Seite und sahen staunend zu, wie der Herzog mit Erec an seiner Seite vorbeizog.

      Endlich erreichten sie ein kleines, bescheidenes Wirtshaus aus Stuck mit einem aufragenden Schindeldach. Es sah aus, als könnte es vielleicht 50 Gäste in der ebenerdigen Taverne fassen, mit ein paar Gästezimmern im oberen Stock. Die Vordertür hing schief in der Angel, ein Fenster war zerbrochen, die Lampe am Eingang hing schief und die Flamme darin flackerte aus Mangel an Wachs. Das Geschrei von Betrunkenen quoll aus den Fenstern hervor, während sie sich alle vor der Türe versammelten.

      Wie konnte ein so feines Mädchen an solch einem Ort arbeiten?, wunderte sich Erec entsetzt, als er das Geschrei und Gegröle von drinnen hörte. Sein Herz brach beim Gedanken daran; an die Demütigungen, die sie an einem solchen Ort wohl erleiden musste. Es ist nicht gerecht, dachte er. Er fühlte sich fest entschlossen, sie vor all dem zu retten.

      „Warum müsst Ihr nur an den schlimmstmöglichen Ort kommen, um eine Braut zu wählen?“, fragte der Herzog, an Erec gewandt.

      Auch Brandt wandte sich an ihn.

      „Letzte Chance, mein Freund“, sagte Bandt. „Hinter uns wartet eine ganze Burg voll königlicher Damen.“

      Doch Erec schüttelte entschlossen den Kopf.

      „Öffnet die Tür“, befahl er.

      Ein Diener des Herzogs eilte vor und riss sie auf. Der Gestank von abgestandenem Bier wogte hervor und ließ ihn angewidert zurückschrecken.

      Im Inneren hingen Betrunkene über dem Tresen, saßen an hölzernen Tischen, schrien übermäßig laut, lachten, spotteten und stießen einander herum. Es waren grobe Kerle, das konnte Erec auf den ersten Blick sehen, mit zu großen Bäuchen, unrasierten Wangen und ungewaschener Kleidung. Keiner von ihnen ein Krieger.

      Erec machte mehrere Schritte hinein, den Raum nach ihr durchsuchend. Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass eine Frau wie sie an so einem Ort arbeiten konnte. Er fragte sich, ob er vielleicht zur falschen Behausung gekommen war.

      „Entschuldigt, mein Herr, ich bin auf der Suche nach einer Dame“, sagte Erec zu dem Mann, der neben ihm stand, hoch und breit, mit großem Bauch und unrasiertem Gesicht.

      „Bist du das?“, rief der Mann spottend aus. „Nun, da bist du hier falsch! Dies ist kein Freudenhaus. Aber dort gegenüber ist eins—und wie ich höre, haben sie dort feine, runde Frauen!“

      Der Mann lachte Erec übermäßig laut ins Gesicht, und einige seiner Kumpanen fielen mit ein.

      „Es ist kein Freudenhaus, nach dem ich suche“, erwiderte Erec wenig belustigt, „sondern eine einzelne Frau; eine, die hier arbeitet.“

      „Du meinst wohl das Dienstmädel des Wirten“, rief ein anderer aus, ein weiterer großer, betrunkener Mann. „Sie ist wahrscheinlich hinten irgendwo und schrubbt den Boden. Zu schade—ich wünschte, sie wäre hier oben, auf meinem Schoß!“

      Die Männer brüllten vor Lachen los, überwältigt von ihren eigenen Witzen, und Erec lief beim Gedanken daran rot an. Er schämte sich für sie. Dafür, dass sie all diese Kerle bedienen musste—es war eine Erniedrigung, über die er gar nicht nachdenken wollte.

      „Und du bist…?“, ertönte eine neue Stimme.

      Ein Mann trat vor, noch breiter als die anderen, mit dunklem Bart und Augen, die Mundwinkel tief nach unten gezogen, einem breiten Kiefer, umringt von mehreren zwielichtigen Gesellen. Er hatte mehr Muskeln als Fett an sich, und er kam bedrohlich auf Erec zu, eindeutig sein Revier verteidigend.

      „Versuchst du, mein Dienstmädel zu klauen?“, forderte er. „In dem Fall, raus mit dir!“

      Er trat vor und packte nach Erec.

      Doch Erec, von Jahren des Trainings abgehärtet, der größte Ritter des Königreichs, hatte Reflexe jenseits der Vorstellungskraft dieses Mannes. In dem Augenblick, als seine Hand Erec berührte, sprang er in Aktion, packte sein Handgelenk, wirbelte ihn blitzschnell herum, packte ihn am Hemdrücken und stieß ihn quer durch den Raum.

      Der große Mann flog wie eine Kanonenkugel, und er riss mehrere Männer mit sich zu Boden, wo sie in der kleinen Stube allesamt mit einem Krachen wie Kegel aufschlugen.

      Der ganze Raum verfiel in Schweigen, als jedermann stehen ließ, was er gerade tat, um zuzusehen.

      „KÄMPFT! KÄMPFT!“, riefen die Männer im Chor.

      Der Wirt stolperte verwirrt auf die Beine, dann ging er mit einem Schrei auf Erec los.

      Diesmal wartete Erec nicht ab. Er trat vor, um seinem Angreifer entgegenzutreten, hob einen Arm und schlug dem Mann direkt mit dem Ellbogen ins Gesicht, was ihm die Nase brach.

      Der Wirt stolperte zurück, dann brach er zusammen und landete mit dem Hintern auf dem Boden.

      Erec trat vor, richtete ihn auf und hob ihn dann trotz seiner Größe hoch über seinen Kopf. Er machte mehrere Schritte und warf den Mann von sich, der durch die Luft flog und den halben Raum mit sich zu Boden riss.

      Alle Männer im Raum standen wie angewurzelt, stellten ihren Sprechchor ein, wurden still, erkannten langsam, dass unter ihnen jemand Besonderer war. Der Barmann aber kam plötzlich mit einer hoch erhobenen Glasflasche auf ihn zugestürmt, die er auf Erec zielte.

      Erec hatte damit gerechnet und seine Hand lag schon am Schwert—doch bevor Erec es ziehen konnte, trat sein Freund Brandt neben ihm hervor, zog einen Dolch von seinem Gürtel und hielt dem Barmann dessen Spitze an die Kehle.

      Der Barmann lief geradewegs darauf zu und blieb wie angewurzelt stehen, als die Klinge kurz davor war, seine Haut zu durchstoßen. Er stand mit vor Angst weit aufgerissenen Augen da, schwitzte, die Flasche hing wie erstarrt in der Luft. Die Auseinandersetzung hatte den Raum so still werden lassen, dass man eine Stecknadel fallen hören konnte.

      „Fallenlassen“, befahl Brandt.

      Der Barmann tat es, und die Flasche zersprang am Boden.

      Erec zog sein Schwert mit einem hellen, metallischen Klirren, ging auf den Wirten zu, der ächzend am Boden lag, und setzte es ihm an die Kehle.

      „Ich werde dies nur einmal sagen“, verkündete Erec. „Schmeiß dieses gesamte Gesindel aus diesem Raum. Sofort. Ich verlange eine Audienz mit der Dame. Alleine.“

      „Der Herzog!“, rief jemand aus.

      Der ganze Raum drehte sich herum und erkannte endlich den Herzog, der von seinen Leuten flankiert am Eingang stand. Sie alle beeilten sich, ihre Kappen zu ziehen und ihre Köpfe zu beugen.

      „Wenn der Raum nicht leer ist, wenn ich mit dem Sprechen fertig bin“, verkündete der Herzog, „werde ich jeden Einzelnen von euch hier umgehend einsperren lassen.“

      Der Raum brach in Hektik aus, als alle Männer darin sich aufmachten, hinauszuhuschen, am Herzog vorbei und bei der Vordertür hinaus, ihre halbvollen Bierflaschen stehen lassend, wo sie waren.

      „Und raus mit dir genauso“, sagte Brandt zum Barmann, senkte den Dolch, packte ihn am Haar und schob ihn durch die Tür hinaus.

      Der Raum, in dem noch vor wenigen Augenblicken ein solch lärmendes Chaos geherrscht hatte, stand nun leer und still, mit Ausnahme von Erec, Brandt, dem Herzog und ein Dutzend seiner engsten Männer. Sie schlossen die Tür hinter sich mit einem heftigen Knall.

      Erec