Название | Arena Eins: Die Sklaventreiber |
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Автор произведения | Морган Райс |
Жанр | Боевая фантастика |
Серия | Trilogie Des Überlebens |
Издательство | Боевая фантастика |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9781632910479 |
Es bricht mir das Herz, aber ich beuge mich schnell nach vorne und küsse sie auf die Stirn. Dann stehe ich auf, durchquere das Zimmer und gehe durch die Tür hinaus. Ich weiß, dass, wenn ich auch nur eine Sekunde länger bleibe, ich nie wieder den Mut aufbringen werde, tatsächlich zu gehen.
Und als die Tür hinter mir zuschlägt, kann ich das entsetzliche Gefühl nicht abschütteln, dass ich meine Schwester nie wiedersehen werde.
Z W E I
Als ich in der Dämmerung beim Haus meines Vaters ankomme, sinkt die Temperatur, der Schnee beginnt zu härten und unter meinen Füßen zu knirschen. Ich verlasse die Wälder und sehe das Haus, wie dort steht, so auffällig auf der Seite der Straße, und bin erleichtert zu sehen, dass alles ruhig aussieht, genauso, wie ich es verlassen habe. Sofort überprüfe ich den Schnee auf Fußspuren – oder Spuren von anderen Tieren, aber da sind keine.
Im Haus sind keine Lichter an, aber das ist normal. Ich wäre besorgt, wenn es so wäre. Wir haben keinen Strom, und Lichter würden bedeuten, dass Bree Kerzen angemacht hätte – das würde sie ohne mich nicht tun. Ich halte inne und lausche einige Sekunden lang, alles ist ruhig. Keine Kampfgeräusche, keine Hilferufe, keine Rufe einer Kranken. Ich atme erleichtert aus.
Ein Teil von mir hat immer Angst, dass ich zurückkehre und die Tür weit offen steht, das Fenster zerschlagen ist, und Fußspuren in das Haus führen, und Bree entführt wurde. Diesen Alptraum hatte ich schon mehrmals, und jedes Mal bin ich schwitzend aufgewacht und ins andere Zimmer gegangen, um sicher zu gehen, dass Bree dort ist. Immer schläft sie dann tief und fest, und ich mache mir Vorwürfe. Ich sollte einfach aufhören, mir Sorgen zu machen, nach all diesen Jahren. Aber aus irgendeinem Grund kann ich das nicht: Jedes Mal, wenn ich Bree alleinlassen muss, ist das wie ein kleiner Messerstich in mein Herz.
Immer noch auf der Hut, alles um mich herum spürend, prüfe ich unser Haus im schwächer werdenden Licht. Es war wirklich noch nie besonders hübsch. Eine typische Ranch in den Bergen, steht es da, ein Quader ohne jeden Charakter, verbrämt mit billigen Plastikfassaden, die am ersten Tag schon alt aussahen und jetzt einfach verfault wirken. Die Fenster sind klein und weit auseinander und nur wenige, auch aus billigem Kunststoff. Es sieht aus, als würde es auf einen Campingplatz gehören. Vielleicht viereinhalb Meter breit und neun Meter tief, war das Haus ursprünglich für ein Schlafzimmer gedacht, aber wer auch immer es gebaut hat, hat in seiner unendlichen Weisheit beschlossen, es in zwei kleine Schlafzimmer und ein noch kleineres Wohnzimmer aufzuteilen.
Ich erinnere mich daran, dass ich es als Kind besucht habe, vor dem Krieg, als die Welt noch normal war. Wenn unser Vater zu Hause war, nahm er uns am Wochenende oft hierher mit, um aus der Stadt rauszukommen. Ich wollte nicht undankbar erscheinen, und tat immer so, als würde es mir Freunde machen, aber im Stillen mochte ich es nie. Es fühlte sich immer dunkel und beengt an, und es roch muffelig. Als Kind konnte ich es gar nicht abwarten, bis das Wochenende vorbei wäre, um endlich von hier wegzukommen. Ich erinnere mich, wie ich im Stillen geschworen habe, als ich älter wurde, dass ich nie wieder hierher zurückkehren würde.
Nun bin ich ironischerweise dankbar für diesen Ort. Das Haus hat mein Leben gerettet – und das von Bree. Als der Krieg ausbrach und wir aus der Stadt fliehen mussten, hatten wir keine Wahl. Wenn es diesen Ort nicht gegeben hätte, ich weiß nicht, wo wir hätten hingehen können. Und wenn dieser Ort nicht so schon so abgelegen und so hoch liegen würde, dann hätten uns die Sklaventreiber wahrscheinlich schon vor langer Zeit gekriegt. Es ist seltsam, wie sehr man Dinge als Kind hassen kann, die man als Erwachsener schließlich zu schätzen weiß. Naja, als fast Erwachsene. Mit 17 halte ich mich selbst jedenfalls für eine Erwachsene. Wahrscheinlich bin ich in den letzten Jahren jedenfalls überdurchschnittlich gealtert.
Wenn dieses Haus nicht direkt an der Straße stehen würde, so exponiert – wenn es nur ein bisschen kleiner wäre, etwas geschützter, tiefer in den Wäldern, dann würde ich mir nicht so viele Sorgen machen, denke ich. Natürlich müssten wir dann immer noch mit den papierdünnen Wänden leben, dem leckenden Dach und den Fenstern, durch die der Wind zog. Es wäre nie ein komfortables, warmes Haus. Aber wenigstens wäre es sicher. So aber habe ich jedes Mal, wenn ich es ansehe und die herrliche Aussicht dahinter, das Gefühl, dass es die reinste Zielscheibe ist.
Meine Füße knirschen im Schnee, als ich unsere Kunststofftür öffne und drinnen ein Bellen zu hören ist. Sasha tut, was ihr beigebracht habe: Bree beschützen. Ich bin ihr so dankbar. Sie passt so gut auf Bree auf, bellt beim leisesten Laut; damit habe ich gerade genug Seelenfrieden, um sie allein zu lassen, wenn ich jagen gehe. Obwohl mich ihr Bellen zugleich auch manchmal beunruhigt, denn sie könnte uns verraten: Ein bellender Hund bedeutet in der Regel, dass es auch Menschen gibt. Genau deshalb würde ein Sklaventreiber das hören.
Schnell gehe ich ins Haus und beruhige sie. Ich schließe die Tür hinter mir, balanciere die Holzscheite in meiner Hand und trete in das abgedunkelte Zimmer. Sasha wird ruhiger, wedelt mit dem Schwanz und spring an mir hoch. Ein schokofarbener Labrador, sechs Jahre alt. Sasha ist der treueste Hund, den ich mir vorstellen kann – und die beste Gesellschaft. Wenn es sie nicht gäbe, wäre Bree schon lange depressiv geworden, glaube ich. Ich vielleicht auch.
Sasha leckt mein Gesicht, winselt, und scheint aufgeregter als sonst zu sein; sie schnüffelt an meiner Taille, an meinen Taschen, sie spürt schon, dass ich etwas Besonderes mit nach Hause gebracht habe. Ich lege die Holzscheite ab, um sie streicheln zu können, und dabei kann ich ihre Rippen spüren. Sie ist viel zu dünn. Ich empfinde wieder ein schlechtes Gewissen. Dann aber denke ich wieder, Bree und ich sind auch zu dünn. Was wir an Essen haben, teilen wir immer mit ihr, wir behandeln uns alle drei gleich. Dennoch wünschte ich, ich könnte ihr mehr geben.
Sie steckt ihre Nase an den Fisch, und dabei fliegt er mir aus der Hand und auf den Boden. Sasha stürzt sich sofort darauf, schleudert ihn mit ihren Pfoten quer über den Boden. Dann springt sie wieder darauf, dieses Mal beißt sie zu. Aber offenbar mag sie den Geschmack von rohem Fisch nicht, denn sie lässt los. Stattdessen spielt sie damit, greift wieder danach und lässt ihn wieder über den Boden rutschen.
„Sascha, hör auf!“ Ich spreche leise, um Bree nicht zu wecken. Außerdem habe ich Angst, wenn sie zu viel damit spielt, reißt sie vielleicht die Verpackung ab und verschwendet etwas von dem wertvollen Fleisch. Gehorsam hört Sasha auf. Ich kann jedoch sehen, wie aufgeregt sie ist, und ich möchte ihr etwas geben. Ich lange in meine Tasche, drehe den Verschluss vom Marmeladengefäß auf, nehme mit meinem Finger etwas von der Himbeermarmelade heraus und halte ihn ihr hin.
Ohne etwas auszulassen, leckt sie meinen Finger ab, und nach drei Malen hat sie die ganze Portion aufgegessen. Sie leckt sich immer noch die Lippen und sieht mich mit großen Augen an, offensichtlich will sie noch mehr.
Ich streichele ihren Kopf, gebe ihr einen Kuss und stehe dann wieder auf. Jetzt frage ich mich, ob es nett war, ihr etwas zu geben, oder einfach nur grausam, ihr so wenig zu geben.
Das Haus ist dunkel, als ich hindurchstolpere, wie immer bei Nacht. Ein Feuer mache ich nur selten. So sehr wir die Wärme brauchen, ich will das Risiko nicht eingehen, Aufmerksamkeit auf uns zu ziehen. Aber heute Abend ist es anders: Bree muss gesund werden, körperlich und emotional, und ich weiß, dass ein Feuer alles ist, was sie braucht. Außerdem habe ich das Gefühl, dass wir heute mal etwas unvorsichtiger sein dürfen, wenn wir morgen sowieso hier weg sind.
Ich gehe durch das Zimmer zu dem Schrank und nehme ein Feuerzeug und eine Kerze hinaus. Eines der besten Dinge an diesem Haus war der große Vorrat an Kerzen, einer der ganz wenigen guten Nebeneffekte der Tatsache, dass mein Vater ein Marine war und so ein Überlebenskämpfer. Wenn wir als Kinder zu Besuch waren, ging der Strom bei jedem Sturm aus, also lagerte er Kerzen, um die Elemente zu schlagen. Ich erinnere mich, dass ich mich darüber lustig gemacht habe, ihn einen Hamsterer genannt habe, als ich seinen ganzen Schrank voller Kerzen entdeckte. Jetzt, wo nur noch so wenige übrig sind, wünschte ich, er hätte mehr gehortet.
Ich habe unser einziges Feuerzeug am Leben erhalten, indem ich es selten benutze, und indem ich alle paar Wochen ein ganz bisschen Benzin aus dem Motorrad abzweige. Ich danke Gott jeden Tag für das Motorrad unseres Vaters, und ich bin auch sehr dankbar, dass er es ein letztes Mal