Vor dem Morgengrauen . Морган Райс

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Название Vor dem Morgengrauen
Автор произведения Морган Райс
Жанр Героическая фантастика
Серия Gefallene Vampire
Издательство Героическая фантастика
Год выпуска 0
isbn 9781632916563



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sie? Sie hassten sie.

      Kate zog sich die Bettdecke über den Kopf, sperrte das Licht aus und wünschte sich verzweifelt sie müsste nicht aus dem Bett kriechen und den Tag beginnen. Das Beste, entschied sie, würde sein, so schnell wie möglich aus dem Haus zu kommen und zur Schule zu gehen. Wenigstens hatte sie Freunde. Sie kannten ihre Situation zu Hause nur zu gut und würden einen großen Wirbel um sie machen.

      Kate hievte sich schließlich aus dem Bett und zog sich ihre Lieblingsjeans und ein schwarzes T-Shirt an. Dann schlüpfte sie in die mitgenommenen, roten Converse Schuhe und zog sich einen Kamm durch die dunkelbraunen Haare; gerade genug um die Knoten herauszubekommen, aber nicht genug um sie auf irgendeine Weise zu stylen. Da es eine besondere Gelegenheit war, trug sie etwas Mascara auf und umrahmte ihre Augen mit einem Kajal. Sie machte einen Schritt zurück und betrachtete ihr Aussehen im Spiegel. Ihre Mutter würde das Outfit hassen. Der Gedanke brachte sie zum Lächeln.

      Im Flur roch die Luft nach Pfannkuchen, Frühstücksspeck und Ahornsirup. Ihre Mutter liebte es die typische amerikanische Mutter, inklusive dem typischen Haarschnitt, zu spielen. Sie war alles andere als das. Eine Schwindlerin. Es war alles falsch. Typisch amerikanische Mütter sollten ihre Kinder lieben – nicht eine Tochter verhätscheln, während sie die andere sich klein und unbedeutend fühlen ließen.

      Kate wusste bereits, dass die Pfannkuchen nicht für sie sein würden. Sie waren für ihren Vater oder ihre Schwester, Madison, und ihren Bruder, Max, aber nicht für sie. Die Sticheleien ihrer Mutter hallten ihr durch den Kopf.

      Wenn du nur einen Sport anfangen würdest, dann könntest du auch ein herzhaftes Frühstück haben. Aber weil du den ganzen Tag drinnen mit Lesen verbringst, musst du auf deine Figur achten.

      Kate bereitete sich seelisch darauf vor die Küche zu betreten.

      Die Küche in dem neuen Haus war geschmackvoll eingerichtet und mit den neuesten Geräten ausgestattet. Sie sah aus, als hätte sie jemand aus einem Magazin geschnitten. Es war alles was ihre Mutter brauchte, um die Scharade einer perfekten Familie aufrecht zu erhalten.

      Ihr Vater saß am Tisch, seine Augen immer noch rot vom Saufgelage des letzten Abends. Er starrte traurig in seinen schwarzen Kaffee. Seine Pfannkuchen standen unberührt neben ihm. Kate wusste, dass das nur bedeuten konnte, sein Kater war zu heftig, um etwas zu essen.

      Madison, auch am Tisch, war damit beschäftigt ihr Make-up mithilfe des kleinen Handspiegels aufzutragen. Ihre dunklen Haare waren in sanften Wellen gestylt, die ihr über die Schulter fielen und im Sonnenlicht glänzten. Sie vervollständigte ihren Look mit leuchtend rotem Lippenstift, wodurch sie mehr wie eine Studentin aussah als eine Schülerin in der Highschool. Von außen saß es nicht so aus, als würden nur achtzehn Monaten zwischen den Mädchen liegen. Madison war mehr wie eine Frau, während sich Kate in vielerlei Hinsicht wie ein dürres Kind fühlte.

      Kate schlurfte in die Küche und nahm ihre Tasche vom Boden. Max bemerkte sie und lächelte ihr zu. Er war vierzehn und bei Weitem der Netteste in Kates Familie. Zumindest versuchte er sich zu kümmern.

      "Möchtest du welche?" fragte er und deutete auf den Stapel Pfannkuchen.

      Kate lächelte. Sie wusste, dass Max Pfannkuchen liebte und wahrscheinlich musste er all seine Willenskraft aufbringen, um sie nicht alle herunterzuschlingen. Sie war berührt von der Geste.

      "Passt schon, danke," sagte sie.

      In dem Moment drehte sich ihre Mutter um, die neben dem Küchenfenster Orangensaft eingegossen hatte.

      "Keine Pfannkuchen für Kate," sagte sie. "Sieht so aus, als hättest du in letzter Zeit ein paar Pfund zugenommen."

      Sie musterte Kate von oben bis unten und machte sich nicht die Mühe die Abscheu auf ihrem Gesicht zu verstecken. Kate erwiderte ihren Blick kalt.

      Max sah schuldbewusst auf seinen Teller, weil er derjenige war, der das Kritisieren seiner Mutter an Kate verursacht hatte.

      "Mach dir keine Sorgen, Mutter," sagte Kate emotionslos. "Ich kenne die Regeln."

      Normalerweise war Kate vorsichtig damit ihrer Mutter nicht zu widersprechen. Das machte es nur noch schlimmer. Aber etwas fühlte sich heute anders an. Vielleicht war es, weil sie jetzt siebzehn war. Sie fühlte sich ein bisschen stärker, ein bisschen mächtiger. Im Hinterkopf fühlte sie vielleicht, dass sie am Scheitelpunkt zu etwas Aufregendem stand.

      Kate öffnete den Kühlschrank und nahm einen Naturjoghurt heraus. Das war das einzige, was ihre Mutter sie momentan zum Frühstück essen ließ.

      Sie nahm einen Löffel und begann, gegen die Küchentheke gelehnt, ihren Joghurt zu essen; unwillig sich dem Rest der Familie am Tisch anzuschließen.

      Ihre Mutter ging mit dem Orangensaftkanister zum Tisch und schüttete jedem ein Glas ein.

      Madison ließ ihren Handspiegel zuschnappen und sah ihre Schwester an.

      "Willst du mit mir und Max zur Schule fahren?" fragte sie und fuhr mit ihren Augen über Kates mitgenommene Schuhe, die zerrissene Jeans und das wenig schmeichelhafte T-Shirt.

      Kate warf einen Blick auf Max. Er sah noch schuldbewusster aus als vorher. Max war immer mit dem Fahrrad mit ihr zusammen zur Schule gefahren, aber nachdem sie in das neue Haus gezogen waren, was die Strecke deutlich länger machte, wurde er im Auto von Madison mitgenommen. Es sollte ihr nichts ausmachen – es dauerte eine Stunde bis zur San Marcos Senior School, im Vergleich zu kaum fünfzehn Minuten mit dem Auto – aber sie vermisste das Gefühl von Verbundenheit mit ihm. Es war, als würde er dadurch, dass sie zusammen mit Fahrrad fuhren, schweigend zeigen, dass er der Hackordnung im Haus nicht zustimmte, an dessen Spitze unangefochten Madison stand. Aber jetzt war dieser stille Protest gebrochen worden. In einem ihrer paranoideren Momente hatte Kate sich gefragt, ob ihre Mutter nur deshalb auf das Haus am Butterfly Beach bestanden hatte, um sie und Max auseinanderzubringen.

      "Kein Mitnehmen," warnte ihre Mutter, auch wenn ihr Ton bei Madison weicher war. "Kate braucht die Bewegung."

      Kate sah auf die vier am Frühstückstisch und spürte einen Stich Eifersucht. Ihre Familie war vollkommen gestört, aber sie waren alles was sie hatte und von ihnen so getrennt zu sein war schmerzhaft.

      "Ich nehme mein Fahrrad," erwiderte Kate mit einem Seufzen.

      Madison zuckte mit den Schultern. Sie war nicht übermäßig gemein zu Kate, aber sie überschlug sich auch nicht, um für sie einzutreten. Madison war die Lieblingstochter im Haus und sie hatte es ziemlich bequem an der Spitze. Sich zu sehr auf Kates Seite zu schlagen, könnte ihr schaden. Sie hatte mit eigenen Augen gesehen, was passierte, wenn man in den Augen ihrer Mutter in Ungnade fiel und sie würde nichts tun, um das zu riskieren.

      Über den Raum hinweg trafen sich Max' und Kates Blicke und er formte ein stilles Tut mir leid.

      Sie schüttelte den Kopf und erwiderte ein lautloses Schon okay.

      Es war nicht die Schuld von Max, dass er in der Mitte von allem gefangen war. Er sollte nicht denken, dass er für Ungerechtigkeiten ihrer Mutter die Schuld trug.

      Max deutete auf Kates Tasche und hob eine Augenbraue.

      Kate runzelte die Stirn und sah in ihre Umhängetasche. Da steckte ein hellblauer Umschlag. Sie schnappte nach Luft. Es war ganz offensichtlich eine Karte. Sie wurde von Dankbarkeit überwältigt. Er hatte ihr eine Geburtstagskarte in die Tasche geschmuggelt.

      Kates Kopf schoss nach oben und sah ihm in die Augen, während er sie verlegen anlächelte.

      Danke formte sie lautlos.

      Er nickte und sein Lächeln wurde breiter.

      "Hast du heute nicht Training, Liebes?" fragte ihre Mutter und ihre Augen glitzerten vor Stolz, als sie ihre schöne, talentierte, älteste Tochter ansah.

      Die beiden fingen an über das Cheerleader-Training zu reden und kommentierten gehässig welche der Mädchen die Gruppe runterzogen oder wer in letzter Zeit ein paar Pfund zu viel zugenommen hatte. Ihre Mutter und Madison glichen sich wie ein Ei dem anderen. Kates Mutter war in ihren Highschool-Tagen eine erfolgreiche Cheerleaderin gewesen und für sie war es eine große Enttäuschung gewesen, als Kate das Lesen und Schreiben dieser Aktivität