Название | Koste Es Was Es Wolle |
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Автор произведения | Джек Марс |
Жанр | Современные детективы |
Серия | Ein Luke Stone Thriller |
Издательство | Современные детективы |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9781632916204 |
Luke blickte zu Ed. Ed ging zu Nassar und kniete sich neben Nassars rechte Seite. Er nahm Nassars rechte Hand in seine starken Hände.
Luke und Ed hatten sich erst letzte Nacht kennengelernt und doch arbeiteten sie schon so zusammen, dass eine verbale Verständigung nicht mehr unbedingt vonnöten war. Es war als würden sie die Gedanken des anderen lesen können. Luke hatte das zuvor schon mehrfach erlebt, gewöhnlich mit Leuten, mit denen er in Einheiten wie Delta zusammengearbeitet hatte. Normalerweise brauchte es mehr Zeit, eine solche Beziehung zu entwickeln.
„Sie spielen doch Klavier, oder?“ fragte Luke.
Nassar nickte. „Vor allem Klassik. Als ich jung war, war ich Konzertpianist. Jetzt spiele ich nur noch für mich selbst zum Spaß.“
Luke beugte sich so weit hinab, dass er mit Nassar auf Augenhöhe war.
„Gleich wird Ed anfangen Ihnen Ihre Finger zu brechen. Klavierspielen wird dann nicht mehr so viel Spaß machen. Und es wird ziemlich weh tun. Ich bin nicht sicher, ob Sie zuvor jemals solche Schmerzen empfunden haben, ich bezweifle es.“
„Das wagen Sie nicht.“
„Ich werde gleich bis drei zählen. Das wird Ihnen ein paar letzte Sekunden geben, um zu entscheiden. Im Gegensatz zu Ihnen warnen wir Leute, bevor wir ihnen wehtun. Wir stehlen kein radioaktives Material, mit dem wir dann versuchen Millionen von Menschen umzubringen. Sie werden dabei noch ganz gut wegkommen im Vergleich zu dem, was Sie vorhaben anderen anzutun. Nach dem ersten Finger werde ich Sie nicht mehr warnen. Ich werde Ed lediglich einen Blick zuwerfen und er wird einen weiteren Finger brechen. Haben Sie das verstanden?“
„Das wird Sie Ihren Job kosten“, sagte Nassar.
„Eins.“
„Sie sind ein kleiner Beamter, der nach Macht lechzt. Sie werden es schwer bereuen, jemals hier hergekommen zu sein.“
„Zwei.“
„Wehe Ihnen.“
„Drei.“
Ed brach den zweiten Knochen von Nassars kleinem Finger. Schnell und ohne große Mühe. Luke hörte es knacken, kurz bevor Nassar einen Schrei ausstieß. Der kleine Finger stand zur Seite ab. Der Winkel, in dem der Finger abstand, wirkte geradezu obszön.
Luke schob seine Hand unter Nassars Kinn und hob einen Kopf nach oben. Nassar biss die Zähne zusammen. Sein Gesicht hatte Flecken und er atmete stoßweise. Aber der Wille in seinem Blick war ungebrochen.
„Das war nur der kleine Finger“, sagte Luke. „Als nächstes käme dann der Daumen. Daumen tun sehr viel mehr weh als kleine Finger. Daumen sind auch wichtiger.“
„Sie sind Barbaren. Ich werde Ihnen gar nichts sagen.“
Luke blickte zu Ed. Eds Gesicht war undurchdringlich. Er zuckte die Schultern und brach den Daumen. Dieses Mal war ein lautes Knacken zu hören.
Luke erhob sich und ließ den Mann eine Weile schreien. Das Geschrei war ohrenbetäubend. Er hörte es in der Wohnung widerhallen, wie in einem Horrorfilm. Vielleicht sollten sie in der Küche nach einem Handtuch suchen, aus dem sie ihm einen Knebel drehen konnten.
Er durchsuchte den Raum. Er mochte diese Situationen nicht. Er wusste, dass es Folter war. Aber die Finger des Mannes würden wieder zusammenwachsen. Wenn die Bombe in einer U-Bahn-Station hochginge, würden viele Menschen sterben. Die Überlebenden würden krank. Keiner von ihnen würde wieder gesund werden. Die Finger des Mannes zu brechen oder unzählige Tote in der U-Bahn, diese zwei Möglichkeiten in die Waagschale zu werfen und abzuwägen, erleichterte die Entscheidung.
Nassar kamen die Tränen. Rotz lief ihm aus der Nase. Er atmete wie wild. Es klang wie huh-huh-huh-huh.
„Schau mich an“, sagte Luke.
Der Mann gehorchte ihm. Sein Blick war weicher geworden.
„Wie ich sehe, hat der Daumen Ihre Aufmerksamkeit geweckt. Als nächstes wäre dann der linke Daumen dran. Danach machen wir mit den Zähnen weiter. Ed?“
Ed bewegte sich auf die linke Seite des Mannes.
„Kahlil Gibran“, keuchte Nassar.
„Was sagen Sie? Ich konnte Sie nicht hören.“
„Kahlil Unterstrich Gibran. Das ist das Passwort.“
„Wie der Autor?“, fragte Luke.
„Ja.“
„Und was heißt es, mit Liebe zu arbeiten?“, sagte Ed und zitierte Gibran.
Luke grinste. „Es heißt die Kleidung aus den Fasern deines eigenen Herzens zu weben, als wäre es das Kleid deiner Geliebten. Das steht auf unserer Küchenwand zu Hause. Ich liebe diesen Autor. Ich würde sagen, wir sind alle drei hier unheilbare Romantiker.“
Luke ging zum Computer und betätigte mit seinem Finger das Touchpad. Das Passwort-Fenster erschien. Er gab die Worte ein.
Kahlil_Gibran
Der Desktopbildschirm erschien. Das Desktopbild zeigte schneebedeckte Berge hinter gelbgrünen Wiesen.
„Das scheint zu klappen. Danke, Ali.“
Luke zog eine externe Festplatte, die er zuvor von Swann bekommen hatte, aus seiner Hosentasche. Er verband sie mit dem USB Stecker. Die externe Festplatte hatte einen riesigen Speicher. Sie sollte ohne Probleme die Daten des gesamten Computers fassen können. Über die Entschlüsselung konnten sie sich später Sorgen machen.
Der Datentransfer startete. Der Bildschirm zeigte einen leeren horizontalen Balken. Auf der linken Seite begann der Balken sich grün zu färben. Drei Prozent waren grün, vier Prozent, fünf. Unter dem Balken wirbelte ein Sturm aus Dateinamen, der von der Festplatte verschluckt wurde.
Acht Prozent. Neun Prozent.
Im Hauptraum kam plötzlich etwas in Bewegung. Die Eingangstür würde aufgestoßen. „Polizei!“ schrie jemand. „Waffen fallenlassen! Auf den Boden!“
Sie bewegten sich durch die Wohnung, stießen Gegenstände um, stürmten durch Türen. Es klang als wären es viele. Sie würden jede Sekunde hier sein.
„Polizei! Auf den Boden! Auf den Boden! Runter!“
Luke blickte auf den Ladebalken. Er schien bei zwölf Prozent stecken geblieben zu sein.
Nassar schaute zu Luke hinauf. Seine Lider drückten auf seine Augen. Tränen traten aus ihnen. Seine Lippen bebten. Sein Gesicht war rot und sein sonst fast nackter Körper war schweißnass. Sein Blick war weder siegessicher noch triumphierend.
Kapitel 13
7.05 Uhr
Baltimore, Maryland – Südlich vom Fort McHenry Tunnel
Eldrick Thomas schreckte aus einem Traum hoch.
In dem Traum befand er sich in einer Hütte hoch in den Bergen. Die Luft war sauber und kühl. Er wusste, dass er träumte, denn er war zuvor noch nie in einer Berghütte gewesen. Es gab eine Feuerstelle, in der auch ein Feuer brannte. Das Feuer war warm und er hielt seine Hände über die wärmenden Flammen. Im Raum nebenan konnte er die Stimme seiner Großmutter hören. Sie sang ein altes Kirchenlied. Sie hatte eine schöne Stimme.
Er öffnete seine Augen, es war Tag.
Ihm tat alles weh. Er berührte seine Brust. Sie war klebrig vom Blut jedoch hatten die Gewehrschüsse ihn nicht umgebracht. Die Strahlung machte sich bemerkbar. Er erinnerte sich daran. Er blickte sich um. Er lag im Matsch und war umgeben von dicken Büschen. Auf seiner Linken war eine große Wasserstelle, ein Fluss oder Hafen. Er konnte einen Highway in der Nähe hören.
Ezatullah war hinter ihm her gewesen. Aber das… war lange her. Ezatullah war wahrscheinlich längst weg.
„Komm schon, Mann“, krächzte er. „Du musst dich aufraffen.“
Es wäre leicht gewesen, einfach hier zu bleiben. Aber dann würde er sterben. Er wollte nicht sterben. Er wollte kein Dschihadist mehr sein. Er wollte einfach leben.