Magisches Kompendium - Der Mors Mystica, andere Tode und Initiationen. Frater LYSIR

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Название Magisches Kompendium - Der Mors Mystica, andere Tode und Initiationen
Автор произведения Frater LYSIR
Жанр Сделай Сам
Серия MAGISCHES KOMPENDIUM
Издательство Сделай Сам
Год выпуска 0
isbn 9783742723574



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Nun, da man nicht sofort verstehen wird, dass man mit der Erkenntnis seines Selbst diese Tür öffnen kann, wird man erst einmal einen Blick durch das Schlüsselloch wagen. Dieser Blick wird die Seele erreichen und möglicherweise auch verwirren, denn der Blick durch dieses Schlüsselloch spiegelt im ersten Aufflackern die Paradoxie des Abyss und somit auch der Sphäre Daath wider. Der Abgrund besteht aus Paradoxie und der reisende Mensch wird dieser Paradoxie ausgeliefert sein. Sie wird in rufen, sie wird ihn führen und natürlich auch verwirren. Wenn die Seele, das Sein des Menschen, gerufen und aufgefordert wird, die Tür zu öffnen, wird dies wie ein hypnotischer Befehl vonstattengehen. Wenn man den ersten Abgrund betreten will, der die eigene Welt von den Ebenen der eigenen Finsternis trennt, wird man auf Energien stoßen, die man nicht unbeschadet durchqueren kann. Es geht um die „Reise des Helden“, nur dass man gleichzeitig auch seine Seele bereisen wird. Man wird schon vor der Tür die Stimmen der Wahrheit hören, die Stimmen, die aus dem Abyss dringen. Diese Stimmen bilden sich, sodass sich dem Reisenden die Möglichkeit zum Übergang offenbart. Die Stimmen des Abgrunds, die man nicht klar und deutlich hört, da man immer noch vor der obligatorischen Tür steht, sprechen von Zerstörung, welche sich als erste Vorahnung auf die Prüfungen beziehen, die dem Reisenden bevorstehen, wenn er sich auf den Weg in die Tiefen des Abyss macht. Wenn die Stimmen im Inneren des Reisenden eine Resonanz auslösen, wird sich die Tür öffnen, da die Resonanz nur fruchten kann, wenn die Selbsterkenntnis vollzogen wurde. Wenn die Tür sich öffnet, beginnt eine Reise ins Unbekannte, eine Reise, die nicht in Worte gefasst werden kann, da diese Reise eine ewig wandelbare Prüfung ist, die den Reisenden in die Abgründe zwischen den Welten führt, wo er sich vorbereiten kann, um schließlich in der Prüfung des Abgrunds enden zu können.

      Nachdem sich die Tür geöffnet hat, wird die Reise weitergehen, der Reisende macht sich auf den Weg und nach dem ERSTEN SCHRITT im Abyss sieht er sich der ersten Schwierigkeit gegenüber: Die Ketten der Illusion! Diese Ketten halten das Ego noch fest, es sind die Ketten, die den Menschen im normalen Leben fest umschlungen halten. Der Reisende muss nun die Ketten der Illusion sprengen und den ersten Ankerpunkt seiner Existenz lösen. Dies mag verwundern, dass die „Ketten der Illusion“ ein Ankerpunkt sind, doch da man sich energetisch im Abgrund befindet, ist alles, was eine Verbindung zur Realität darstellt ein wahrer Ankerpunkt. Hier greift eine weitere Energie ein, die Energie des Mors Mystica, sodass man hier unweigerlich eine Neuordnung der eigenen Wertvorstellungen beginnen muss. Die Ketten der Illusion, die anerzogenen Dogmen, die durch Ethik und Moral geschmiedet wurden, müssen zerrissen werden. Dieses Zerreißen muss selbst vollzogen werden, um sich aus dem erlernten schwarz-weiß Denken zu befreien und sich der kosmischen Erkenntnis von Licht, Abglanz, Schatten und Finsternis und der Paradoxie der Schöpfung bewusst zu werden.

      Auf welchem Wege die Ketten der Illusion zerrissen werden können, und mit welchen Werkzeugen man dies bewerkstelligen kann, ist nicht zu beschreiben. Für den einen ist es ein beschwerlicher Weg, für den anderen ist es ein Spaziergang, da Ethik, Moral, Licht, Abglanz, Schatten und Finsternis keine Bedeutung haben, da man schon länger im Großen Werk agiert. Hieran erkennt man, dass man jedes Mal, wenn man einen Mors Mystica erlebt, aus der eigenen Profanität startet und jedes Mal die Ketten der Illusion trägt. Mit einiger Übung, kann man sie recht schnell abstreifen, sodass man nur ein paar reale Tage im ersten Schritt festhängt. Wenn man jedoch das erste Mal den Abyss bewusst betritt, wird es länger dauern, bis man den Themen Ethik, Moral, Licht, Abglanz, Schatten und Finsternis keine Bedeutung gibt. Und aus der Praxis für die Praxis, das alles wird nicht einfach werden, denn die Bereitschaft, dass man wirklich vorbehaltlos und freiwillig die Erkenntnis macht, dass die Konzepte „Ethik“, „Moral“, „Licht“, „Abglanz“, „Schatten“ und „Finsternis“ im Grunde nur Dogmen der eigenen Umwelt sind, ist nicht einfach zu erhalten. Das Problem sind hier die tiefsitzenden Muster, die man sein ganzes Leben erhalten hat, die Muster, die essenziell sind, wenn man in einem sozialen Gefüge lebt, wo man eben Ethik und Moral achten muss, um mit den Menschen zu leben. Dennoch gelten diese Muster nicht auf anderen Ebenen, da hier keine menschlichen Spielregeln gelten. Wenn man sich „Mutter Natur“ anschaut, hört man immer wieder, dass die Natur „grausam“ ist – nein, ist sie nicht! Sie ist nichts, sie ist einfach nur!

      Natur! Es werden Instinkte befolgt, die für das eigene Leben entscheidend sind, da es nicht um „Gut“ oder „Böse“ geht, sondern um das „sichern des Überlebens“ oder die „Verminderung einer Chance zu überleben“. Wenn man nicht bereit ist, zu erkennen, dass seine vorgeprägte Sicht der Konzepte „Gut“ und „Böse“ in den Sphären, zu denen man sich aufmacht, falsch ist, wird man schon am ersten Wächter bzw. an der ersten Prüfung im Abyss scheitern. Man wird sich fürchten, etwas „Unmoralisches“ oder „Unethisches“ zu tun, etwas, das allein auf die eigene Bildsprache ankommt. Wie die Prüfung aussehen wird, ist absolut individuell, da jeder Mensch seine Trigger und Reize hat, wenn es um die Thematiken „Ethik“ und „Moral“ geht. Vielleicht muss man ein astrales Wesen töten, vielleicht muss man auch nur widersprechen oder über einen derben Witz lachen, in dem Minderheiten diskriminiert werden. Möglich ist alles. Doch so schlimm oder so lächerlich es für einen fremden Menschen ist, im Abyss wird man auf eine ethische und moralische Prüfung stoßen, durch die man bewusst gebrochen wird, wenn man sich von den menschlichen Konzepten nicht lossagt. Genau deswegen muss man eng mit seinem Astralkörper zusammenarbeiten, denn dieser hat nicht die Muster, die der physische Körper, der Ätherkörper, der Mentalkörper oder der Emotionalkörper besitzt. Genau deswegen ist der Astralkörper stets ein besonderer Körper gewesen, der ein bindendes Glied zwischen den höheren und den niederen Energiekörpern darstellt. Wenn man an seinen Mustern festhält, wird man niedergeschmettert werden und alle Hoffnungen, heil und unversehrt aus dem Abyss zu kommen, werden fahren gelassen. Die Muster im Menschen werden Stück für Stück herausgebrochen oder auch herausgebrannt, da der Mensch, durch die fortwährende Konfrontation mit der eigenen Begrenztheit des Geistes, irgendwann resigniert und aufgibt, sodass die ersten Zeichen erkannt werden können, die man lapidar mit einer „Anerkennung von kosmischen Regeln“ betiteln kann. Doch Resignation hin oder her, es gibt kein zurück, wenn man sich einmal im Zuge seines Mors Mystica in den Abyss begeben hat, denn dies geschieht aus freiem Willen, aus einem Willen, der erkennt, dass man sich selbst auf einen Weg befindet, der zum höheren Selbst führt. Dies bedeutet aber, dass nicht jede Arbeit, die mit einem Mors Mystica in Verbindung gebracht werden kann, auch in den Abyss führt. Es gibt hier keine Parameter, die man abhaken kann, um zu erkennen, ob man sich in einem Mors Mystica befindet, der einen bewussten Weg in Abyss bereithält oder ob man sich in einem Prozess befindet, der dies alles einläutet. Fakt ist, wenn man einmal im Mors Mystica im Abyss war, wird man immer wieder hier seine Prüfungen ablegen müssen.

      Die Erkenntnisse, die man im Abyss, im Mors Mystica und letztlich auch irgendwann in der Sphäre Daath erlangen kann, sind gigantisch. Man erkennt, dass es keine Existenz und keine Nicht-Existenz gibt. Und man erkennt, dass es eine Existenz und eine Nicht-Existenz gibt. Man wird in ein paradoxes Feld geworfen, in welchem es unendlich viele Gründe und gleichzeitig keine Gründe gibt – im dreifachen Wortsinn sogar. Man fällt ins Bodenlose, grundlos. Deswegen wird die Sphäre Daath, hinter vorgehaltener Hand, mit der Qualität des „absoluten Bewusstseins“ verglichen, wobei man auch diesen eigenen Grund niemals mit seinem vollen Tagesbewusstsein erreichen wird. Es gibt hier und da Übereinstimmungen, es gibt hier und da Überwindungen und es gibt hier überall Illusionen, die man erlangen kann. Nur wenn man die Täuschung der Manifestationen aller Ebenen durchschauen kann, wenn man die Illusion der „Zehn“ durchschauen kann, wird man die Wahrheit erkennen, jene Wahrheit, die besagt, dass Illusion die einzige Wahrheit ist, die der Adept des Großen Werkes jemals erfahren wird, da er nur in der Lüge der Existenz die Nicht-Existenz spüren kann. Verwirrt? Dies ist Daath und Daath enthüllt die Illusion und die Bedeutungslosigkeit der Existenz, die in den Sphären der Schöpfung nichts weiter als ein einziger großer kosmischer Scherz ist. Mehr und mehr wird man getrieben werden, mehr und mehr wird sich die Offenbarung der Sinn- und Bedeutungslosigkeit der eigenen Existenz manifestieren und man wird erkennen, dass „Erkenntnis“ niemals gewesen ist, da eine Erkenntnis im Kosmos niemals mit einem Ego zu vereinen ist, welches verhaftet, im menschlichen Geist wohnt. Deswegen kann man nur Illusionen erkennen, deswegen kann man nur Illusionen deuten und hoffen, dass man irgendwann einen unvorbereiteten Blick hinter den Schleier Daaths wagen wird, ohne dass man in einen wortwörtlichen Wahnsinn driftet.