AGENS > NICHT-AGENS kodiert. In allen drei Sprachen implizieren die beiden nominalen Konstituenten zugleich eine prototypische Dichotomie zwischen einem belebten und einem unbelebten Aktanten. Die Korrelation zwischen semantischer Rolle und Konstituentenabfolge wird in Sprachen, die über ein Kasussystem verfügen, um prototypische Kasusmarker beziehungsweise Kasuskategorien ergänzt. Das Agens ist dabei in aktivischen Bedingungen nominativ-, die nicht-agentivischen Rollen akkusativ- oder dativmarkiert. Die konkrete Kasuskategorie (AKK vs. DAT) ergibt sich auf der Basis des Grads der Involviertheit des nicht-agentivischen Aktanten. Auch dies ist eine sprachübergreifende Tendenz, da die dahinterliegende Funktion semantischer Natur ist und somit losgelöst von einzelsprachlichen formalen Prinzipien greift. Semantisches Konzept, Satzstruktur und Kasusmarker sind letztlich in allen hier untersuchten Sprachen interdependent; die Abbildung semantischer Rollendichotomien erfolgt mithilfe dichotomer syntaktischer Positionen und morphologischer Formen. Die im Kontext von transitiven Handlungsstrukturen enthaltene Involviertheitshierarchie der beteiligten Aktanten ist eng verknüpft mit ihrer Belebtheitseigenschaft, wodurch auch spezifische Kasuskategorien mit spezifischen Belebtheitsmerkmalen korrelieren. Der Umstand, dass Sprachen wie das Deutsche oder das Russische sich sowohl syntaktischer als auch morphologischer Mittel zur Kodierung semantischer Rollenrelationen (=
many-to-one mapping) bedienen (s. Kapitel 2.2), führt schließlich zu einer formalen Konkurrenzsituation, die sich auf die bereits skizzierte Variabilität der S>O-Struktur und damit auch auf die Validität des Satzschemas bei der Satzverarbeitung auswirkt. Bevor die Zuverlässigkeit der beiden Strukturen in Hinblick auf ihr Potential, semantische Relationen zu kodieren, aus einer Erwerbs- und Verarbeitungsperspektive näher beleuchtet wird, soll zunächst der Zusammenhang zwischen Kasusformen, Synkretismen sowie Belebtheitsmerkmalen im Kasussystem betrachtet werden. Dies ist notwendig, wenn erfasst werden soll, welche Funktionen L1- und L2-Sprecher mit spezifischen Kasusformen des Deutschen verknüpfen.