Название | Sprachendidaktik |
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Автор произведения | Johannes Wild |
Жанр | Документальная литература |
Серия | narr studienbücher |
Издательство | Документальная литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783823301394 |
Frageprobe: Dies dient der genauen Bestimmung der Satzglieder.Mit wem spielt die Katze Luna? Mit dem kleinen Hund Nikos.Wo spielt die Katze Luna mit dem kleinen Hund Nikos? Hinter dem Haus.
Grundsätzlich ist bei den Satzgliedoperationen zu beachten, dass sich der Sinn des Satzes nicht grundlegend ändern darf. Durch sich an diese Operationen anschließende Tests gelangt man zu einer weiteren Klassifikation der zunächst ermittelten Satzglieder:
Satzglieder, die vom Verb gefordert werden, sind Ergänzungen (in der traditionellen Grammatik sind dies Subjekte und Objekte): Ergänzungen sind obligatorisch (notwendig) oder fakultativ (weglassbar)Kevin liest ein Buch. > *Liest ein Buch. => ENOM obligatorischKevin liest ein Buch. > Kevin liest. => EAKK fakultativ
Satzglieder, die nicht vom Verb gefordert werden, sind Angaben (in der traditionellen Grammatik Adverbialien): Angaben können ebenfalls weggelassen werden, erfüllen aber zugleich den sogenannten „Geschehenstest“. In einem ersten Schritt wird dazu geprüft, ob das entsprechende Satzglied weglassbar ist:Kevin liest heute ein Buch.Kevin liest ein Buch.=> heute ist weglassbarIn einem zweiten Schritt prüft man, ob das Satzglied mit und das geschieht bzw. und das geschah angehängt werden kann:Kevin liest ein Buch und das geschieht heute.=> Geschehenstest positiv=> heute ist eine Angabe (temporal)Kevin liest ein Buch und zwar heute. => "und zwar"-Test positiv => heute ist eine Angabe (temporal)
Folgende Grafik aus Kessel & Reimann (2017, 24) gibt einen passenden Überblick, der bei der Analyse hilfreich ist:
Entscheidungsbaum bei der Satzgliedanalyse
Zur weiteren Klassifikation der Funktion der ermittelten Satzglieder können zudem folgende Fragetests verwendet werden. Zur leichten Vergleichbarkeit haben wir in Klammern die entsprechenden Bezeichnungen aus der traditionellen Grammatik mit angegeben. Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die wichtigsten Arten von Ergänzungen und Angaben und ist nicht vollständig. So fehlen etwa Präpositional- und Situativergänzung sowie Finalangaben.
Frage | Satzgliedfunktion |
Wer oder was? | Nominativergänzung (Subjekt) |
Wessen? | Genitivergänzung (Genitiv-Objekt): Ich bediene mich des Buches. |
Wem? | Dativergänzung (Dativ-Objekt) |
Wen oder was? | Akkusativergänzung (Akkusativ-Objekt) |
Wann? Seit wann? Wie lange? Wie oft? | Temporalangabe (Adverbiale der Zeit) |
Wo? Wohin? Woher? | Lokalangabe (Adverbiale des Ortes) |
Wie? | Modalangabe (Adverbiale der Art und Weise) |
Warum? Aus welchem Grund? | Kausalangabe (Adverbiale des Grundes) |
Tab. 3.2:
Fragetest zur Bestimmung der Funktion eines Satzgliedes im Satz
Aus zahlreichen Hochschulseminaren wissen wir, dass die Bestimmung der Valenz regelmäßig Schwierigkeiten bereitet oder Anlass zu Diskussionen bietet. Dies überrascht nicht, wenn man sich bewusstmacht, dass die Valenz auch bei auf den ersten Blick identischen Verben durchaus schwanken kann, in Abhängigkeit vom Satzkontext oder von der jeweiligen Bedeutung des Verbs. Beispielhaft lässt sich dies am Verb geben illustrieren, das in der Grundbedeutung 3-wertig ist. Verwendet man das Verb jedoch im Sinne von Spenden geben, ist es 2-wertig. Im Kontext Kartenspielen (wir bevorzugen hier das bayerische Kartenspiel Schafkopfen) ist es dagegen 1-wertig:
Michelle gibt dem Lehrer ihre Kekse. (geben: 3-wertig)
Die Firma gibt Spendengelder. (geben: 2-wertig)
Xaver gibt! (geben im Sinne von ‚Karten ausgeben‘: 1-wertig)
Bei der Ermittlung der Verbvalenz ist somit immer der Kontext und die entsprechende Bedeutung mit zu berücksichtigen. Hierzu gibt es mit dem VALBU (= Valenzwörterbuch der deutschen Verben) bzw. E-VALBU (online unter http://hypermedia.ids-mannheim.de/evalbu/index.html) ein Nachschlagewerk, das bei der Ermittlung der Wertigkeit eines Verbs hilfreich sein kann.
3.2.2.2. Was spricht für die VDG als Beschreibungsmodell?
Mit Blick auf die traditionelle (Schul-)Grammatik ist die VDG in Bezug auf die vergleichbaren Konzepte von Satzgliedern anschlussfähig. Die jeweiligen Termini sind gut vergleichbar bzw. im weiteren Sinne austauschbar.
Die Wertigkeit des Verbs bildet zudem die logische Valenz und die semantischen Rollen des Verbs ab. Dies lässt sich wiederum am Verb geben (und weiteren Verben des Besitzwechsels wie schenken, stehlen, übertragen) zeigen:
X gibt Y Z
Ein Besitzwechsel, den das Verb geben impliziert, betrifft drei Aktanten: der Gebende/Ausführende (= Agens) – der Adressat (= Rezipient) – der betroffene Gegenstand (= Patiens). Wir haben somit auf der syntaktischen Ebene eine Übereinstimmung mit der logischen Valenz, d.h. das Verb geben hält drei Leerstellen bereit, die syntaktisch gefüllt werden können. Zusammenfassend lassen sich den drei Ergänzungen, die von diesem Verb ermöglicht werden, jeweils spezifische semantische Rollen zuweisen:
Agens (der Handelnde): Paul gibt.
Rezipient (der Empfänger): Paul gibt Christina.
Patiens (der von der Handlung betroffene Gegenstand): Paul gibt Christina Blumen.
3.2.2.3 Was spricht gegen die VDG als Beschreibungsmodell?
Problematisch kann, wie vorausgehend bereits angesprochen, die Bestimmung der Wertigkeit sein. Gerade die Unterscheidung zwischen Präpositionalergänzung und Angabe ist nicht immer eindeutig, auch wenn hier meist der sogenannte Geschehenstest weiterhilft, wie folgendes Beispiel zeigt:
Senem wartet auf den Bus.
Geschehenstest: *Senem wartet und das geschieht auf den Bus.
Test funktioniert nicht, d.h. auf den Bus ist eine Präpositionalergänzung.
Senem wartet in der Bahnhofshalle.
Geschehenstest: Senem wartet und das geschieht in der Bahnhofshalle.
Text funktioniert, d.h. in der Bahnhofshalle ist eine Lokalangabe.
Trotzdem bleibt die korrekte Bestimmung der Wertigkeit eine Herausforderung –