Название | Spanische Literaturwissenschaft |
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Автор произведения | Maximilian Gröne |
Жанр | Документальная литература |
Серия | bachelor-wissen |
Издательство | Документальная литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783823300113 |
Miguel de Cervantes: Don Quijote de la Mancha. Band I. Madrid: Cátedra 272008.
Julio Cortázar: „Situación de la novela“, Cuadernos americanos, IX, 1950, 223.
El País, 18. 12. 2008.
José Sanchis Sinisterra: Ñaque o de piojos y actores. Madrid: Cátedra 122008.
Guillermo de Torre: „Paisaje plástico“, in: Poesía española de vanguardia (1918–1936). Madrid: Castalia 1995, S. 160.
Michel Foucault: „Was ist ein Autor?“, in: Ders., Schriften zur Literatur. Frankfurt a.M.: Suhrkamp 2003, 234–270.
Wolfgang Iser: Die Appellstruktur der Texte: Unbestimmtheit als Wirkungsbedingung literarischer Prosa. Konstanz: Universitätsverlag 1971.
Friedrich Kittler: Aufschreibesysteme 1800–1900. München: Fink 42003.
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2 Literaturgeschichtliche Ordnungsmodelle
Inhalt
2.1 Poetik
2.1.1 Die Poetik des Aristoteles
2.1.2 Poetiken des Siglo de Oro
2.2 Gattungen
2.3 Epochen
2.5 Kanon
Überblick In Einheit 2 wird Ihnen der Begriff ‚Poetik‘ in Abgrenzung zur Literaturgeschichte und Literaturkritik vorgestellt. Wichtige poetologische Schriften werden als Orientierungspunkte im historischen Entwicklungsverlauf hervorgehoben. Ein spezielles Augenmerk gilt in diesem Zusammenhang den literarischen Gattungen, Epochen und dem Begriff des Kanons.
Der LiteraturbegriffLiteraturbegriff im zeitlichen Wandel Der Begriff ‚Literatur‘Literaturbegriff, das hat die vorangehende Einheit 1 verdeutlicht, ist inhaltlich nur schwer eingrenzbar und bleibt in seinen jeweiligen Definitionsversuchen abhängig von der jeweiligen Position in einem historischen und kulturellen Gefüge. Insofern kann man Texte immer nur für ihren bestimmten geschichtlichen Augenblick und unter dem Gesichtspunkt des jeweiligen Literaturverständnisses auf ihre Literarizität hin prüfen.
2.1 PoetikPoetik
! PoetikPoetik ist die Lehre von der Dichtkunst Unter PoetikPoetik (poética) versteht man die Lehre von der Dichtkunst, und zwar in zweifacher Weise: Zum einen befasst sie sich mit dem Wesen von Dichtung, ihrer Bestimmung, ihrer Einteilung in Gruppen gleichartiger Texte und ihrem ästhetischen Wert. Zum anderen will sie in vielen Fällen auch eine Anleitung zum Dichten geben, sei es, dass sie bereits vorliegende bekannte Werke in ihren Vorzügen und Mängeln kritisch betrachtet (deskriptivesdeskriptiv, d.h. beschreibendes Vorgehen), sei es, dass sie konkrete Hinweise bzw. Vorschriften für das Zum Begriff der ‚Dichtung‘ Verfassen von Werken enthält (normativernormativ Anspruch). Neben den expliziten PoetikenPoetik, die sich als eigenständige Abhandlungen zur Literatur darbieten, existieren zahllose aussagekräftige immanente (auch: implizite) PoetikenPoetik, welche Autorinnen und Autoren in ihren Vorworten oder Vorreden, Nachworten oder Selbstaussagen (z.B. Interviews) formuliert haben und die über ihr persönliches Literaturverständnis Auskunft geben. Im Falle von ‚Metapoesie‘ bzw. ‚Metapoetikmetapoetisch‘ handelt es sich schließlich um Literatur, die selbst Auffassungen und Funktionen von Literatur betrachtet.
Definition Literatur und Dichtung: im Gegensatz zum allgemeinen LiteraturbegriffLiteraturbegriff (siehe Einheit 1) geht der emphatisch, d.h. bedeutungsschwer aufgeladene Dichtungsbegriff (‚hohe‘, ‚schöne‘ Literatur) von vornherein nur von literatur- und menschheitsgeschichtlich ‚wertvollen‘ Texten aus, wobei tendenziell eine Bevorzugung von Versdichtungen anklingt.
Insgesamt betrachtet, können PoetikenPoetik oder poetologischepoetologisch Betrachtungen (das Adjektiv ‚poetologischpoetologisch‘ zielt auf die PoetikPoetik, das Adjektiv ‚poetischpoetisch‘ auf das dichterische Werk ab) eine Reihe von Funktionen erfüllen:
die Beschäftigung mit der Frage nach dem Ursprung und dem Wesen der Dichtung und ihre Abgrenzung von den anderen Künsten;
eine Auseinandersetzung mit dem ‚Schönen‘ und ‚Wahren‘ in der Literatur (Ästhetik, Literaturphilosophie);
die Erörterung richtiger Rede (Grammatik) und
ebenso kunst- wie wirkungsvoll ausformulierter Rede (RhetorikRhetorik);
das Studium stilistischer Besonderheiten bzw. stilistischer Angemessenheit (StilistikStilistik);
die Beschreibung literarischer GattungenGattungen;
die Betrachtung der geschichtlichen Entwicklung einer Sprache (diachrone Sprachwissenschaft);
die kritische Sichtung literarischer Beispiele (Literaturkritik), oftmals unter
Einordnung in literaturhistorische Zusammenhänge (LiteraturgeschichteLiteraturgeschichte) und
Ableitung allgemeiner Aussagen zu literarischen Phänomenen (Literaturwissenschaft);
Aussagen zu sozio-kulturellen Implikationen bestimmter Textsorten (Literatursoziologie; Rezeptionsforschung [vgl. Einheit 11.2]).
Welche Aufgaben PoetikenPoetik im Einzelnen zu lösen versuchten, aber auch in welchem Maße sie tatsächlich einen Einfluss auf die Produktion literarischer Texte ausüben konnten, ist von Fall zu Fall verschieden und auch bedingt durch die jeweiligen literaturgeschichtlichenLiteraturgeschichte Rahmenverhältnisse. Zahlreiche antike ‚PoetikenPoetik‘ formulieren allgemeine Überlegungen und spezielle Kommentare zu den gegebenen literarischen Phänomenen, hatten aber als Dichtungslehren später grundlegenden Charakter für alle nachfolgenden Überlegungen und konnten dadurch eine normativenormativ Wirkung entfalten. Aus heutiger Sicht aber erscheinen sie womöglich als unvollständig und episodisch, da sie allzu sehr den Beschränkungen des einstigen historischen Horizonts unterliegen.
Um die eigenständige Entwicklung der spanischen Dichtungslehre und -praxis im europäischen Kontext ansatzweise nachzeichnen zu können, soll zunächst ein Blick auf einen poetologischenpoetologisch Schlüsseltext geworfen werden, die PoetikPoetik des Aristoteles.
2.1.1 Die PoetikPoetik des Aristoteles
Text 2.1
Aristoteles: PoetikPoetik Von der Dichtkunst selbst und von ihren GattungenGattungen, welche Wirkung eine jede hat und wie man die Handlungen zusammenfügen muss, wenn die Dichtung gut sein soll, ferner aus wie vielen und was für Teilen eine Dichtung besteht, und ebenso auch von den anderen Dingen, die zu dem selben Thema gehören, wollen wir hier handeln […] (Aristoteles: 1994,