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dies zu etwa 95 Prozent unbewusst. Ähnlich wie bei einem iPhone® oder einem anderen Smartphone oder auch wie der Taskmanager auf dem Computer. Wenn du den Taskmanager öffnest, dann siehst du erst, wie viele Programme gleichzeitig im Hintergrund laufen, Programme, die du auf der Oberfläche des Computers gar nicht sehen kannst. Diese Programme rauben dir viel Energie und leeren deinen Akku. Wir legen also in unserem Gehirn wie auch beim Computer Excel-Tabellen an. Aber wie entstehen diese Excel-Tabellen?

      Zuerst beleuchten wir das Ich noch etwas genauer. Wir werden alle als Personen bezeichnet. Ich bin eine Person, ich bin eine Persönlichkeit, ein Individuum. Das Wort Person heißt im Lateinischen die Maske, sprich: die Maske des Schauspielers. Wer ist diese Maske, diese Person? Diese Maske zeige ich meiner Außenwelt, und ich meine, ich sei diese Person, also die Maske. Ich zeige mich nicht, wie ich wirklich bin, so, wie es unsere Kinder zeigen, frei und unbekümmert, sondern eher manipulativ. Ich zeige dies so, wie ich es mir antrainiert habe, so, wie ich glaube, dass es gut ankommt, und so, wie ich die Liebe, die Anerkennung bekomme, wie mir Wertschätzung entgegengebracht wird, wie ich glaube, am besten meine Ziele zu erreichen. Und dies geschieht zu 95 Prozent unterbewusst. Das bedeutet, dass ich gar nicht mehr bemerke, dass ich zu einer Marionette meines Unterbewusstseins geworden bin. Mein wahres Wesen ist hinter dieser Maske in der Tiefe verborgen. Diese Person, diese Maske ist das kleine Ich, das eine Rolle spielt, um gut durchs Leben zu kommen. Es wohnt im Hirn, ist also die Stimme im Kopf, die nie genug bekommt und immer recht hat, sie benutzt den Körper, um ihre Pläne zu realisieren. Die Excel-Tabellen im Hirn sind am Anfang simpel eingeteilt. Du bist ein Mann oder eine Frau. Am Anfang, als kleines Kind, wissen wir gar nicht, dass es verschiedene Geschlechter gibt. Auch da bilden wir eine Einheit und meinen, alle seien gleich. Doch wir werden von unseren Eltern früh darauf aufmerksam gemacht, wer wir aufgrund körperlicher Merkmale sind. Das heißt, die erste Excel-Tabelle wird überschrieben mit dem Namen Patric, also einem Namen und mit einem körperlichen Geschlecht. Du bist ein Junge und wirst einmal ein Mann, hieß es bei mir. Dann kommt die Herkunftstabelle, woher ich komme, z.B. aus der Schweiz. Also bin ich ein Schweizer. So entsteht der Nationalismus in mir und auch ein gewisser Patriotismus. Es ist sehr schön, ein Schweizer zu sein. Doch innerhalb der Schweiz entsteht eine Untergruppe dieser Herkunfts-Excel-Tabelle, nämlich: In der Schweiz bin ich Berner, also aus dem Kanton Bern, also nicht Zürcher oder Basler, sondern ein stolzer Berner. Bei dir ist es sicher auch so. Schau einmal, aus welchem Land du kommst und aus welcher Gegend in diesem Land du das fühlst, was ich damit meine. Auf diese Weise füllt sich diese Tabelle. Wir führen in uns also einen starken Patriotismus für unser Land, dann für den Kanton (das Land, den Bezirk etc.), und es geht noch weiter.

      In Bern bin ich nicht von der Stadt, sondern vom Land. Beispiel: Ich bin in Oberwangen aufgewachsen, einem Dorf, etwa 20 Kilometer außerhalb der Stadt Bern. Es geht noch weiter in die Untergruppen, denn in Oberwangen bin ich nicht unten im Dorfkern aufgewachsen, sondern oben auf dem Hubel. Der Hubel ist eine kleine Hügelkette. Im Hubel war ich vom Gummenholzweg, also nicht vom unteren Gummenholzweg, sondern vom oberen, und dort nicht von vorn an der Straße, sondern von hinten, am Waldrand. Hörst du dies? In mir führe ich einen fünf- bis sechsfachen Patriotismus. Wie kann es sein, dass unser Gehirn solche Tabellen führt und sich darin auch noch identifiziert, also mit Emotionen und Gefühlen verknüpft ist und dadurch alles als real empfindet?

      Ich möchte dir an einem schönen Beispiel zeigen, wie unsere Gedanken im Hirn – also die gespeicherten Excel-Tabellen in dieser 3D-Welt – reagieren, wenn die Schweiz bei einem Fußballmatch gegen Brasilien führt. Welche Gefühle und Emotionen steigen in mir hoch? Die Hoffnung, dass es bei diesem Resultat bleibt, Ängste, dass es sich ändern könnte, Verzweiflung, wenn das Spiel kippt und Brasilien zwei Tore schießt, Aufbruchsstimmung beim Ausgleichstreffer, Euphorie und Freude, wenn die Schweiz erneut in Führung geht. Eine Glückseligkeit, die über mich kommt, wenn der Schlusspfiff ertönt und wir gewonnen haben. Spürst du das? Aber wenn Brasilien führt und dies bis zum Schlusspfiff so bleibt, dann sind wir deprimiert, und es entsteht Trauer. Wenn Paraguay gegen Chile spielt, spüre ich nichts, bei keinem Tor, und mir ist auch das Endresultat vollkommen egal. Da sehen wir, wie die selbst kreierten Excel-Tabellen funktionieren, wie sie mit uns spielen. Unsere Excel-Tabellen sind mit unseren Emotionen gekoppelt, das heißt, ein Gedanke – bewusst oder unbewusst – löst Emotionen aus mit allem, was wir in unserem Hirn abgespeichert haben, ob wir wollen oder nicht, ob die Emotionen sich positiv oder negativ auf uns auswirken. Es ist alles vollkommen okay mit den Excel-Tabellen und den Emotionen. Die gehören alle zum Leben. Doch mir geht es um die Identifizierung und um das Leiden, das für uns und unser Umfeld dadurch verursacht wird. Wir sind das, was ich hier beschrieben habe. Oder sind wir etwas völlig anderes? Sind wir nicht viel mehr als die Gedanken, Tabellen und Emotionen? Wir führen noch Hunderte mehr solcher Excel-Tabellen in unserem Kopf, die uns das Leben nicht leichter machen. Zum Beispiel gibt es neben der Tabelle Religion auch noch die Tabellen Sexualität, Spiritualität, Erfolg, Werte, Beziehungen usw. Was meinst du, geben dir diese Tabellen: Freiheit, Frieden, Liebe oder führen sie eher zu einem goldenen Käfig, zu einem Hamsterrad, zu Stress usw.? Ist es das, woran du glaubst? Oder ist es das, was du zu glauben meinst, weil es deine Tabelle so abgespeichert hat, weil es dir deine Eltern so mitgegeben haben? Gesellschaft, Freundschaft und Kultur und vieles mehr. All das haben wir in uns abgespeichert. Es macht unbewusst mit uns das, was es will. Das Bewusstsein beträgt etwa fünf Prozent, fünfundneunzig Prozent aber ist Unterbewusstsein, und das steuert uns permanent.

      Wenn wir den Alltag mit unserem Unterbewusstsein bewältigen, sind wir lebendige Marionetten. Gesteuert von unseren Tabellen. Es geht mir dabei nur darum, deutlich zu machen, woher das alles kommt. Was geschieht bei dir beim Lesen dieses Buches? Wir beobachten diese Themen, gehen tief in sie hinein und durchleuchten die Maske, ihre Themen und Ursachen, wir beleuchten sie, und im Moment der Klarheit und Wahrheit in dir erlösen sie sich. Als würde das Licht in einen dunklen Raum hineinleuchten, sodass es heller und heller wird. Wenn das Licht den Raum völlig erleuchtet, ist die Dunkelheit weg. Wo Licht ist, ist kein Schatten mehr. Ich frage mich dann immer: Wo ist der Schatten hingekommen, wenn das Licht darüber ist? Ist der Schatten real? Wenn ja, wo ist er hingegangen, nachdem das Licht dominierte? Dies ist eine sehr spannende Frage. Antworten darauf habe ich nicht. Vielleicht ist die Antwort darauf jenseits von Worten. Was kann ich tun, damit ich dieses Spiel, das ich selbst kreiert habe, durchschaue? Wenn ich aber nicht merke, dass es ein Spiel ist, dann habe ich mich in der Ernsthaftigkeit des Spiels des Lebens verloren.

      Es geschieht durch Achtsamkeit und Wachheit. Tu nichts und beobachte alles, so, wie wir dies in diesem Kapitel versucht haben. Sei geduldig mit dir, aber auch geduldig mit mir. Fühle die Energie dahinter, die sich freisetzen kann. Es ist etwas Stilles, etwas Kräftiges, etwas Universelles, wenn sich die Unwissenheit in uns auflöst. Es braucht Geduld. Und Geduld ist reine Liebe wie die Natur. Du musst nichts tun in der Natur, es wächst alles von allein. Man muss nur Geduld haben. Kümmere dich nicht darum, wenn etwas nicht kommt, sondern sei geduldig und warte! Es kommt etwas Neues. Die Samen wachsen unterschiedlich schnell. Gib dem allem Zeit in dir, heranzureifen. Lausche den Worten, lass die Stille ihre Kraft und Wirkung entfalten, und beobachte, ohne etwas zu tun! Wer ist Ich? Wer sind wir wirklich? Ich kann dir nicht zeigen, wer wir wirklich sind, aber ich kann dir zeigen, was wir nicht sind. Und wenn wir aufräumen und feststellen, was wir nicht sind, wird dein wahres Ich erwachen. Dieses Ich wird größer. Versuche auch, das Wort schnell wegzulassen. Denn schnell ist das dritthäufigste Wort, das wir benutzen. Kennst du das zweithäufigste Wort noch? Ja? Es ist wollen. »Ich will schnell.« Du musst dich nicht beeilen. Du musst nichts tun. Nimm dir Zeit und sei Beobachter der Stille, ohne einzugreifen, wenn es nicht beim ersten Mal schon klappt. Komm mit mir in diese Tiefe und finde dein Sein, dein wahres Wesen.

       Übung

      Wenn du dich nun fragst: »Wie kann ich das alles umsetzen? Was kann ich tun, um all dies zu erkennen und davon frei zu werden?« Ich gebe dir eine Hilfe für deinen Alltag. Sei einfach achtsam und wach und beobachte dein Spiel des Lebens. Wenn du mich nun fragst: »Wie geht das? Was kann ich tun? Wie lange dauert es?« Dann sei einfach wach, achtsam und beobachte und durchleuchte dein Leben. Wenn du geduldig bist, demütig und voller Hingabe an den gegenwärtigen Moment, wirst du entdecken, dass da ein Brett ist. Und nach einer Weile erkennst du, dass dieses Brett acht mal acht Felder hat. Nach einer weiteren