Alle zehn Jahre ein Buch über Berlin. Nach «In Berlin» (2001) und «Welche Farbe hat Berlin» (2011) spaziert David Wagner wieder durch die Stadt: Er flaniert durch Flughäfen und Malls, die Kastanienallee, die Kurfürstenstraße und die Kantstraße hinauf und hinunter, er besichtigt Autobombensperren am Bikinihaus, verliebt sich in brutalistische Bauten und tanzt auf Socken durch Berliner Zimmer.
Er unternimmt Wallfahrten durch Gewerbegebiete, hilft nicht bei der Gartenarbeit, singt mit Nonnen der Barfüßigen Karmelitinnen, wandert durch die Pandemie und verläuft sich mit Freundinnen, Freunden, allein oder mit einer Schildkröte. Dabei erinnert er an Barrikaden und lässt Brandwände erzählen, folgt geheimnisvollen blauen Röhren, wartet am Rosenthaler Platz auf Erlösung und blickt in eine dystopische Zukunft, in der die Deutsche Digitale Republik (DDR) das freie Berlin besetzt.
"Verlaufen in Berlin" führt kreuz und quer durch die letzten zehn Jahre, David Wagner besingt die Stadt: ihre Straßen und ihre verschwundenen Brachen, ihre Parkanlagen und Parkplätze, ihre Hässlichkeit und ihre Schönheit. Er zeigt, wohin wir uns verlaufen.
sie hat gelernt / auf ein Studium hat sie verzichtet / ist vom Gymnasium auf die Handelsschule gewechselt / mit 38 war sie Vorstandsvorsitzende
Die Leiche des Schülers / warfen die jungen Männer / in eine Jauchegrube / wo spielende Kinder / sie Monate später fanden.
Als ihr Mann auf sie losgegangen sei / habe sie ein Metallrohr vom Fensterbrett genommen / und zugeschlagen
Sie ist die Frau, die insgeheim glaubt den Richtigen, den ganz Richtigen, noch nicht gefunden zu haben. Und eines Tages merkt, daß sie lieber mit dem Kind als mit seinem Vater zusammen ist.
Der Anruf kommt um kurz nach zwei. Ich habe zu Mittag gegessen und sitze in meinem Arbeitszimmer, es ist der 31. Juli 2007, und der Mann am Telephon sagt: Herr W., wir haben eine Leber für Sie.
Titel des Songs von Bob Dylan, den wir gern in der Jukebox gefunden und gehört hätten: Girl from the North Country (die Version, die er 1969 zusammen mit Johnny Cash aufgenommen hat)
Brot und Spiele vor dem Reichstag, wir sind eine fröhliche, ungezwungene Demokratie. Adidas und McDonalds, ist das nicht nett, bauen dem Deutschen Volke einen Rummelplatz.