Menschen, Gruppen und ganze Nationen tendieren dazu, Vorstellungen und Annahmen vom Menschen zu entwickeln und sie als Leitbilder und Führungsrichtlinien ihren Mitgliedern und der Öffentlichkeit zu vermitteln. Auch wenn sie nicht explizit formuliert sind, kommen sie in der Organisation von Wirtschaftsunternehmen und von anderen Institutionen und im Verhalten ihrer Mitglieder zum Ausdruck. Die von den Gründern und ihren wichtigsten Mitgliedern geschaffenen Ideen haben sich manifestiert und strahlen auf jene aus, die mit der Organisation in Verbindung stehen. Sie sind wie die Geister, die der Zauberlehrling rief und nicht mehr los wird: Sie prägen die Gedankenkultur, die Produkte und Leistungen des Unternehmens. Die Folge ist, dass wir uns – bewusst oder unbewusst – durch vorgedachte Vorstellungsfelder vom Menschen bewegen. Um nicht zu Opfern einer fremdbestimmten, von uns nicht akzeptierten Gedankenkultur zu werden, stellt sich uns die Herausforderung, der eigenen Intention bewusst zu werden und sie aktiv einzubringen. Eine Ziel- und Handlungstheorie, die auf einer humanistischen Wertekultur basiert, wird durch gruppendynamisches Managementtraining, Aktionslernen und ganzheitliche Organisationsentwicklung unterstützt, wie sie seit 40 Jahren an meinem Institut praktiziert wird.
Die ursprüngliche Absicht dieser Arbeit war es, die wirtschaftspädagogische Bedeutung des Gewinnmaximierungsprinzips nach dem Menschenbild des Homo oeconomicus zu untersuchen. Mein Interesse hat sich dann mehr auf die differenzierten Menschenbilder der formalen und informalen Organisation von Unternehmen gerichtet und welche Wirkungen mit ihnen induziert sind. Bei diesen Organisationsphänomenen kommt das Spannungsverhältnis von Verstand, Gefühl und Intuition zum Ausdruck. Dieses fasziniert mich als Unternehmensberater, Familientherapeut und Managementtrainer nach wie vor.
In dieser Veröffentlichung werden Theorie und Praxis angeleiteter Selbsterfahrung, der wohl erfolgreichsten Lehr- und Lernmethode der Gegenwart, wie sie von dem Team Dr. Rosenkranz seit über 40 Jahren praktiziert wird, beschrieben.
Der Autor Dr. oec.publ. Hans Rosenkranz ist Wirtschaftspädagoge, Organisationspsychologe und systemischer Familientherapeut. Er ist Gründer und Inhaber der Team Dr. Rosenkranz GmbH. Sein Ziel ist, die Integration von wertbasierter Organisationsentwicklung, gruppendynamischem Training, angewandter Psychotherapie, Kunst und Sport zu fördern. Seine Erfahrungen gibt er unter anderem als Autor dieser Veröffentlichung weiter.
Dieses Buch entwickelt anhand von Erklärungsmodellen aus der Gruppendynamik, der Transaktionsanalyse, der Hypnotherapie Milton Ericksons und der systemischen Familientherapie Strategien zum Verständnis der verborgenen Strukturen im Chaos menschlicher Beziehungen. Ausgehend von den frühen Lernprozessen in der Familie werden Funktionen und Ausprägungen der Symbiose Eltern-Kind für das Werden der Person und besonders ihre blockierende Wirkung auf die spätere soziale Entwicklung von Personen und Teams dargestellt.
An vielen Beispielen aus seiner Erfahrung als Unternehmensberater, Managementtrainer und Familientherapeut schildert der Autor die praktische Trainings- und Beratungs-konzeption, wie sie in den letzten 40 Jahren von ihm bei der Arbeit mit Führungskräften, Trainern und Beratern in gruppen-dynamischen Selbsterfahrungsseminaren, in familienähnlichen Gruppen und bei Team- und Organisationsentwicklung mit Betrie-ben entwickelt wurde.
In den Trainings und durch Beratung fördert der Autor bei seinen Klienten den Prozess, Energie blockierende Abwertungszirkel und Misstrauensspiralen zu durchbrechen und Gefühle, gleich welcher Art, bewusst zu machen und nicht verletzend auszudrücken. Im kathartischen Effekt des Loslassens werden sie mit konkreten Verhaltensbeobachtungen verbunden und Familien- und Team-partnern angeboten. Dieses Feedback hat eine doppelt heilsame Wirkung: Selbstheilung für den Sender und Möglichkeit zu sozia-lem Lernen für den Empfänger. Vergleichbar ist dies mit einem «sozialen Quantensprung». Aus Chaos wird Lernen – dies eröff-net die Hoffnung auf eine angenehme wie auch effiziente Kultur des miteinander Umgehens sowohl in Familien als auch in Arbeitsgruppen. Die Fähigkeit, gekonnt Feedback zu geben und zu nehmen, kann das weit verbreitete Defizit an sozialer Kompe-tenz verkleinern und die Qualität unseres Lebens in Familien, Arbeitsgruppen und Organisationen entscheidend verbessern.