Thomas Uggemesch, Leiharbeiter und bedingt erfolgreicher Schriftsteller, berichtet über Erlebnisse, die sein Leben seit dem fünfzigsten Jahrestag der Vereinigung der beiden deutschen Staaten dramatisch verändert haben. In erster Linie die Begegnung mit Thea Birklaub, seiner einzigartigen Liebe. Sie hat ihre Karriere bei einem IT-Unternehmen freiwillig beendet und ist auf der Suche nach einer zweifellos nützlichen, also sinnvollen, Tätigkeit. Durch sie taucht eine Spur auf, die möglicherweise zu der geheimnisumwitterten Frau führt, die bei der Jubiläumsveranstaltung im Berliner Reichstag die Festrede halten und wegen ihrer vermeintlichen Rolle als Gründerin der «OFFENEN UNION» geehrt werden sollte. Ihr unerklärliches Nichterscheinen hatte ihre Verehrer irritiert, enttäuscht und daran zweifeln lassen, dass die «Gründerin» überhaupt existierte. War es auszuschließen, dass ihre Anhänger in aller Welt einem Mythos aufgesessen waren? Textfunde aus der Feder oder dem Diktat von Verwandten seiner großen Liebe – Briefe ihres Großvaters väterlicherseits an eine unbekannte Verwandte aus der ehemaligen DDR, die Niederschrift von Erinnerungen ihrer Großmutter mütterlicherseits – machen der Enkelgeneration deutlich, welche Probleme vor siebzig, fünfzig und dreißig Jahren für wache und nonkonformistische Menschen vordringlich waren. Erinnerungen von Theas Mutter könnten eine Spur zu der geheimnisvollen Frau sein. Wird es gelingen, deren Identität zu konkretisieren? Muss die Gründungsgeschichte entmythologisiert werden? Oder aber sind die Diskussionen und die Beziehungsdynamik in einer Vierergemeinschaft, die sich nach dem 3.10.2040 zusammengefunden hat, vielseitiger und gerade deshalb interessanter?
Richard Wiedendom, ein menschenfreundlicher Westberliner der Trümmerkinder-Generation mit einigen ziemlich unerschütterlichen moralischen Prinzipien durchlebt in den ersten Jahren nach der Wiedervereinigung ein Wechselbad von höchst erfreulichen und bedrückenden Ereignissen, Problemen, Prüfungen und Befindlichkeiten. Einerseits beschert ihm die Wiedervereinigung die Möglichkeit, als Erbe seines Vaters Eigentümer eines wertvollen Grundstücks im Rostocker Stadthafen zu werden, das einst zum Unternehmen seines vom NS-Volksgwerichtshof zum Tode verurteilten, aber nicht hingerichteten Vaters gehörte. Andererseits erfährt er Neuigkeiten über die Tätigkeiten seines Vaters während der Nazizeit, die ihn in Konflikt mit seinen moralischen Überzeugungen bringen. Seine beiden Söhne sind aus verschiedenen Gründen in einer prekären Situation und auch die drei Enkelkinder tragen dazu bei, seine ehernen Grundsätze hinsichtlich der materiellen Folgen bestimmter Unrechtshandlungen während der Nazizeit und ihrer Wiedergutmachung an Erben oder gar Erbeserben des Geschädigten in Frage zu stellen. Während eines langjährigen Verwaltungs- und Gerichtsverfahrens, das den äußeren Spannungsbogen bildet, macht Richard einen extrem strapaziösen Prozess durch, der ihn nicht nur gesundheitlich an die Grenze des Todes bringt, sondern ihn immer wieder zwingt, bestimmte «Wahrheiten» zu überdenken. Seine Nachkommen, seine späte Liebe zu einer wesentlich jüngeren Journalistin, seine Freundschaft mit einem alten Freund aus Studienzeiten, der ihn in dem Verfahren rechtlich vertritt, die Erinnerung an seine vor Jahren tödlich verunglückte Ehefrau und Mutter seines älteren Sohnes, die Entwicklung seines vor Jahren abgebrochenen Beziehung zur Mutter seines jüngeren Sohnes und seine quicklebendigen Enkelkinder – das alles treibt ihn um, verändert ihn, macht ihn zeitweise ratlos, doch schließlich anscheinend «weise».
Spätsommer 1997 in Bonn. Neuartige Störungen im Regierungsapparat. Nie beschlossene Änderungen von Gesetzen und Verordnungen erscheinen im Bundesgesetzblatt. Geheimnisvolle Zeichenfolgen tauchen in amtlichen Schriftstücken auf. Nonsens-Texte werden im interministeriellen Informationssystem verbreitet. Dienstliche Texte sind spielerisch umgestaltet worden. Unsicherheit, Panik in den Ministerien. Treibt ein Einzelner sein Unwesen? Ist es eine Gruppe, die der Bundesrepublik schaden will? Oder greifen die bewährten Methoden des Ausbalancierens gegensätzlicher Kräfte nicht mehr, weil Ministeriale sich abweichend vom Kodex verhalten? Eine dreiköpfige Task-Force wird zusammengestellt, um den Verursachern auf die Schliche zu kommen und ihre Motive zu erforschen. Die Mitglieder dürfen weder aus dem Bonner Regierungsapparat noch aus einem Geheimdienst oder einer Polizeidienststelle kommen. Berufen werden: ein höherer Beamter aus dem Finanzministerium eines neuen Bundeslandes, eine Expertin für Kommunikationsstörungen in Großorganisationen aus der Staatskanzlei eines süddeutschen Bundeslandes und ein bewährter Spezialist für das Aufspüren von Störungsursachen in komplexen Informationssystemen, der zu DDR-Zeiten Offizier bei der Nationalen Volksarmee war, nach der Wende als Mitarbeiter der Treuhandanstalt Vereinigungskriminalität aufgespürt hat. Die Sonderermittler gewinnen in verschiedenen Ministerien erstaunliche, aber nicht zielführende Erkenntnisse. In ihrer Freizeit dagegen haben alle Drei überwältigende Erlebnisse, indem sie erfahren, dass es in Bonn bürgerliche Frauen gibt, die sich viel Freiheit bewahrt oder erworben haben und gradlinig damit umgehen. Nach siebeen Wochen mit teilweise skurrilen Rechercheerlebnissen und traumhaften privaten Begegnungen nimmt alles ein unerwartetes Ende – Vielleicht mit einer Ausnahme.