Wie immer hockt Stipe, ein junger Kroate, zur Spätvorstellung allein in seinem Kinosessel, bereit, in die Sneak der Woche abzutauchen. Aber der Film geht nicht los. Denn zwei 15jährige Mädchen, nur scheinbar zufällig im Zuschauersaal, wollen, dass endlich mal was Richtiges passiert. Die «Deutschländer»-Türkin Figen findet ihre heile Familie so uncool wie Kirsten aus dem Osten ihr asoziales Elternhaus mit dem gewalttätigen Bruder abgefuckt. Die aggressive Mischung aus Lebensgier und –angst sucht dringend ein Ventil, und mit einer Wette stacheln sich die beiden Freundinnen gegenseitig an: Schafft man es, einen fremden Jungen zum Heulen zu bringen? Stipe erweist sich als gut gecastetes Versuchsobjekt: Ahnungslos wird er in dem abgekarteten Spiel voller weiblicher Raffinesse zwischen Verführung und Zurückweisung, Provokation und Demütigung hin- und hergeworfen, bis endlich sein wundester Punkt getroffen ist. Ein verdrängtes Kriegstrauma bricht an die Oberfläche, und die beiden Mädchen erleben, dass bei einem hemmungslosen Spiel mit Gefühlen letztlich keiner heil davonkommt. Eingebettet in jugendliche Kommunikationsmuster und Sprachcodes lotet Kristo Šagor eine spannende Dreiecksgeschichte aus – mit psychologischem Gespür, voller Spielwitz und überraschenden Wendungen.
Es ist 1936, das Zeitalter der Fische. Kalte Augen, leere Gesichter – Kennzeichen einer Gesellschaft der Angst und des Opportunismus. Jugendliche in einem vormilitärischen Zeltlager, ein toter Schüler liegt im Wald. Doch wer hat den N erschlagen und warum? Der Lehrer hat sich schuldig gemacht, er beginnt Nachforschungen auf eigene Faust. Bald zappelt der Fisch im Netz. Kristo Šagor präsentiert Ödön von Horváths erfolgreichen Roman als verstörend heutigen Krimi für die Bühne.
Eigentlich hätte Patrick gern einen großen Bruder, aber das ist naturgemäß nicht mehr möglich. Außerdem sollen große Brüder nerven. Davon weiß Patricks Freund Valentin ein Lied zu singen. Doch nun ist ein Bruder unterwegs. Patrick hat die Eltern belauscht. Aber es gibt ein Problem: Der Bruder wird vielleicht niemals sprechen können. Denn sein Bruder wird mit Trisomie zur Welt kommen.
"Inhaltlich überwältigt «Patricks Trick» durch hinreißend pragmatischen Optimismus und unverkitschte Lebensbejahung. Formal begeistert der Text, indem jede Szene eine Spiel-Fundgrube für ein Virtuosenduo ist, ohne dies zum Selbstzweck zu machen. Und angesichts der vielen Sprechstile, von Danijels ruppigem «Verpiss dich» bis zum Celan-Zitat des Professors gilt für das ganze Stück, dass es den gut Zuhörenden lehrt, «richtig zu sprechen». Wobei es das Zuhören mit seinem lakonischen Witz zum Vergnügen macht." (Andreas Jüttner in seiner Laudatio zum Baden-Württembergischen Jugendtheaterpreis 2014)